Als Fan des FC Schalke 04 ist es längst leidvolle Gewohnheit: Wo immer Hoffnung aufkeimt, wartete der Knüppel schon hinter der nächsten Ecke. Träume platzen, Fan-Lieblinge gehen, Erwartungen werden nicht erfüllt. Am Ende geht es immer weiter bergab.
Auch auf dem Transfermarkt wurden die Fans in der Vergangenheit oft mit Enttäuschungen gequält. Ein Blick zurück zeigt: Seit 2011 (!) wurde jeder Sommertransfer, der die meiste Euphorie auslöste, bald zum Flop. Wann kommt der FC Schalke 04 endlich aus der Spirale der Königstransfer-Tragödien raus?
FC Schalke 04 und das Drama um die Königstransfers
Eine Reise durch die Königstransfers, die auf Schalke nur enttäuschten. Nicht immer waren es die teuersten Einkäufe. Aber stets die, die die Fans am meisten Jubeln ließen. Und immer wurden sie zum Flop.
2023: Timo Baumgartl
Neun neue kamen beim Abstiegs-Umbruch im letzten Sommer. Die größten Erwartungen hatten alle an Timo Baumgartl. Ein Recke für das Abwehrzentrum, über 150 Einsätze in den Top-Ligen von Deutschland und den Niederlanden. Einer, der das Märchen vom Union-Aufstieg nach Europa mitgeschrieben hatte. Die Freude war riesig – und schnell verpufft. Baumgartl passte sich schnell dem schwachen Niveau seiner Nebenleute an, wurde suspendiert, weil er öffentlich gegen den Trainer schoss, landete unter Karel Geraerts auf der Bank – und wird inzwischen gar nicht mehr berücksichtigt. Der trostlose Abschied nach nur einem Jahr: hochwahrscheinlich.
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2022: Jordan Larsson
Schalke zurück in der Bundesliga – und der Sohn einer waschechten Legende im Team. Im Sommer 2022 war alles beim S04 im Glück. Jordan Larsson kam spät im Sommer und sollte den dringend benötigten Speed für die Flügel mitbringen. Doch in Königsblau bekam der Schwede kein, aber wirklich gar kein Bein an den Boden. Kein halbes Jahr später, nach einer katastrophalen Hinrunde, einigte man sich auf eine Blitz-Trennung. Kaum weg aus Gelsenkirchen, ging es beim FC Kopenhagen wieder bergauf. Nicht der erste Ex-Schalker, bei dem es so lief.
2021: Danny Latza
Nach dem Horror-Abstiegsjahr lag der FC Schalke 04 in Trümmern. Im Sommer sammelte man sich und landete gleich mehrere Transfercoups. Simon Terodde ließ die Fans schwärmen – nicht weniger sorgte die Rückkehr eines verlorenen Sohnes für Jubel. Der waschechte Schalker Danny Latza wollte seinen Herzensklub beim Projekt Wiederaufstieg anführen. Gleich in seinem ersten S04-Spiel trug er die Kapitänsbinde – und verletzte sich schwer. Monatelang fiel er aus. Seither wechseln Verletzungen und schwache Leistungen ab. Letzten Sommer gab er freiwillig die Binde ab, inzwischen spielt er kaum noch eine Rolle. Im Sommer wird er aller Voraussicht nach gehen.
2020: Goncalo Paciencia
Nach Jahren auf großem Fuß war Schalke in Finanznot geraten, musste plötzlich kleine Brötchen backen. Im Sommer 2020 hielt man sich auf dem Transfermarkt extrem zurück. Die einzigen Transferausgaben galten der Leihe von Frankfurts Stürmer-Star Goncalo Paciencia. Auf den freuten sich die S04-Fans riesig. Doch in dieser Saison bekam niemand irgendwas gebacken. Der brutalste und zugleich verdienteste Abstieg eines Traditionsklubs seit Ewigkeiten konnte auch vom Portugiesen kein Stück gebremst werden. Nach 16 Spielen, einem Tor und als Versager-Absteiger kehrte er ein Jahr später zur Eintracht zurück – und holte mit ihr die Europa League.
2019: Ozan Kabak
Schalke sticht die Bayern aus – wo gibt’s denn sowas? Kabak war ein international gejagtes Juwel. Er entschied sich für Königsblau. Mit einer Ablöse von 15 Millionen Euro wird er noch für lange, laaaange Zeit der letzte große S04-Transfer bleiben. Seine Zeit auf Schalke bleibt als Enttäuschung in Erinnerung. 42 mal spielte er für die Knappen, nur selten ließ er sein Talent aufblitzen. Schon in der Horror-Saison 2020/21 wurde er nach Liverpool verliehen, kam postwendend zurück. Nach dem Abstieg mit Schalke stieg er auch mit Norwich ab. Am Ende bekam der S04 immerhin noch 7 der 15 Millionen Euro Ablöse beim Verkauf zurück.
2018: Sebastian Rudy
Fragt man die Schalke-Fans nach dem größten Flop der Vereinsgeschichte, wird man diesen Namen sehr oft hören. Die Verpflichtung des Nationalspielers von Bayern München ließ am Berger Feld die Sektkorken knallen. Am Ende wurde er der größte von vielen Fehlgriffen des damaligen Managers Christian Heidel. In Gelsenkirchen lief wirklich gar nichts bei ihm zusammen. Am Ende war die ganze Kohle futsch: Nach drei Jahren und zwei Leihen ging Rudy ablösefrei nach Hoffenheim.
2017: Nabil Bentaleb
Fast 50 Millionen Euro gab der FC Schalke 04 im Sommer 2017 für neue Beine aus. Nabil Bentaleb war mit Abstand der teuerste Neuzugang. Erfolgreich als Leihgabe getestet, kam er für sagenhafte 19 Millionen Euro aus Tottenham. Auch wenn er über 100 Spiele für S04 machte, waren die wenigsten davon gut. Statt mit guten Leistungen machte der Algerier immer wieder mit Disziplinlosigkeiten auf sich aufmerksam, wurde mehrfach suspendiert, galt als Skandal-Profi und Problemfall. Nach seinem Vertragsende bei Schalke blieb er ein halbes Jahr vereinslos, verklagte den Verein noch auf Prämien.
2016: Breel Embolo
Der Rekord-Transfer, vielleicht für immer. Als der Schweizer für 26,5 Millionen Euro aus Basel kam, war Schalke außer Rand und Band. In diesem Sommer war wohl kein Star so heiß begehrt wie Embolo. Gerade schien er so richtig durchzustarten, da brach ihm Augsburgs Stafylidis mit einem Brutalo-Foul das Bein. Ein Rückschlag, von dem er sich nie wieder erholen sollte. Nach drei mäßigen Jahren beim S04 ging er für 11 Millionen Euro nach Gladbach, auch dort blieb der große Durchbruch verwehrt. Heute laboriert er in Monaco an einem Kreuzbandriss.
2015: Johannes Geis
Johannes Geis galt als deutsches Mega-Talent. Die Fans leckten sich die Finger, wenn sie sahen, welch irre Entwicklung das Juwel in Mainz hinlegte. Vor allem seine Standards galten als Waffe. Doch die über 10 Millionen Euro Ablöse rentierten sich nicht. Nach einer akzeptablen ersten Saison ging für den Königstransfer von 2015 auf Schalke nix mehr. Nach einer Leihe zum FC Sevilla knallte Trainer Domenico Tedesco ihm die Tür vor der Nase zu, nahm ihn nicht mal mit ins Trainingslager. Das unrühmliche Ende seiner königsblauen Zeit.
2014: Sidney Sam
Aufstieg mit Lautern, Vizemeister mit Leverkusen – Sidney Sam galt als ganz heißes Eisen. Doch so richtig wollte der Durchbruch in der Bundesliga nicht gelingen. Deshalb versuchte er es beim FC Schalke 04. Es blieb beim Versuch. Erst war er Dauer-Reservist, dann wurde er sogar in die U23 degradiert. Nach drei Jahren zog er weiter.
2013: Kevin-Prince Boateng
Jubel auf Schalke: Mit „KPB“ kam im Sommer 2013 ein Star des AC Mailand zum S04. Der polarisierende Berliner spielte in seiner Karriere für viele große Klubs. Schalke wurde zum größten Knick in seiner Laufbahn. Er verkrachte sich mit dem Klub, flog raus. 10 Millionen Euro hatte man für Boateng bezahlt, nach einem halben Jahr auf der Tribüne den Vertrag 2015 vorzeitig aufgelöst.
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2012: Ibrahima Afellay
Der teuerste Neuzugang 2012 war Chinedu Obasi (4 Mio., Hoffenheim). Für die größte Euphorie aber sorgte die Leihe von Ibrahima Afellay. Schließlich kam der vom großen FC Barcelona. Doch beim FC Schalke 04 hatte er nichts als Pech. Nach einem verheißungsvollen Start warf ihn ein Muskelfasserriss lange aus der Bahn. Eine zweite, noch schwerere Muskelverletzung im Trainingslager bedeutete das Saison-Aus. Ohne noch einmal spielen zu können, verabschiedete er sich nach dem Leih-Jahr wieder.
2011: Teemu Pukki
Der kleine, strubbelige Stürmer war auf Anhieb Kult. In der Uefa-Cup-Quali schockte er alle Blau-Weißen mit drei Toren, brachte Schalke im Alleingang an den Rand des Ausscheidens. Eine Woche später riss man sich den frechen Finnen unter den Nagel. Der Affektkauf wurde nicht belohnt. Nach zwei Jahren ging er als Flop. Jahre später machte er in Norwich von sich Reden, wo er in 210 Spielen starke 117 Scorerpunkte sammelte.
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Hier endet die Geschichte über die gefloppten Königstransfers des FC Schalke 04. 13 Mal hintereinander wurde der Neuzugang, der bei den Fans den größten Jubel auslöste, zum Fehlgriff. 2010 hieß der Königstransfer übrigens Klaas-Jan Huntelaar und wurde zur Vereinslegende. Für Schalke wird es dringend Zeit, mal wieder einen solchen Volltreffer zu landen.