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Verdi kündigt neue Streiks an – jetzt müssen auch noch SIE darunter leiden

Die Verdi gibt am Donnerstag (29. Juni) den Startschuss für einen sechstägigen Streik. Davon ist eine Gruppe besonders betroffen.

Verdi-Mitglieder beim Streik
© IMAGO/IPON

Streiks, Tarifverhandlungen, Schlichtung & Co. – so funktionieren Tarifverträge

Ein Tarifvertrag wird zwischen Arbeitgebern oder Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften geschlossen. Durch ihn muss nicht jeder Arbeitnehmer einen eigenen Arbeitsvertrag mit seinem Arbeitgeber verhandeln. In den Tarifverträgen werden unter anderem Gehalt, Arbeitszeiten und Urlaubstage festgelegt.

Schon wieder ruft Verdi zum Streik auf. Und schon wieder sind die Kunden die Leidtragenden. Nach den Supermärkten, der Deutschen Bahn und den Flughäfen ist jetzt auch der TÜV dran. Verdi ruft Beschäftigte beim TÜV Nord, TÜV Hessen und der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mbH (GRS) zum Streik auf.

Vom 29. Juni bis 4. Juli gibt es bundesweit Personal- und Terminausfälle bei der Prüfstelle. Und das trifft vor allem eine Gruppe besonders hart.

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Verdi kündigt neuen Streik an – SIE bekommen keinen Führerschein

Insgesamt elf Standorte sind von dem mehrtägigen Streik betroffen: NRW, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Rostock, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen und das Saarland. Die Mitarbeiter protestieren für mehr Lohn, zwölf Prozent plus ab dem 1. April 2023 bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.


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Das Ergebnis der bisher letzten Verhandlungsrunde am 30. Mai war für die über 3.000 Beteiligten nicht zufriedenstellend. Mehr Lohn bekommen zu wollen, ist für viele der durch die Streiks Betroffenen verständlich. Doch gucken jetzt vor allem Fahrschüler in die Röhre. Sie können nämlich ihre Prüfungen vergessen.

Fahrlehrer außer sich

Norbert Nierth von der Fahrschule Nierth in Duisburg-Huckingen ist wütend. Durch den „relativ langen“ Streik gehen ihm von jetzt auf gleich elf Prüfungen durch die Lappen, vier theoretische am Montag (3. Juli) und sieben praktische am Dienstag (4. Juli). Und für die Fahrschüler ist das erst recht ärgerlich.

„Ich habe mich fürchterlich aufgeregt“, erzählt der Fahrlehrer gegenüber dieser Redaktion. Erst am Mittwochnachmittag (28. Juni) hatte ihn der TÜV-Disponent informiert. Dass gestreikt wird, findet Norbert Nierth „absolut richtig“. Bedenke man die Inflation und die gestiegenen Lebenserhaltungskosten, habe er volles Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter mehr Lohn verlangen.

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Doch wie der Streik von der Seite des TÜVs kommuniziert wurde, „regt mich ehrlich gesagt auf“. Erst mal „sehr kurzfristig“ und dann habe es auch überhaupt keine Alternativen oder Ausweichtermine für ihn und seine Fahrschüler gegeben. Als „Einzelkämpfer“ in seiner Fahrschule fallen so jetzt alle Prüfungen im Streikzeitraum aus – andere Standorte haben da Glück.

Fahrschüler stehen vor dem Nichts

Denn die Prüfer, die nicht streiken, arbeiten weiter. Nur sind die fest eingeteilt – und das nicht gerecht verteilt unter den Fahrschulen. „Man kann ja reden“, sagt Nierth. Dann hätte man die verfügbaren Prüfer besser verteilen können, zum Beispiel an einen Brennpunkt, zu dem seine Fahrschule nun geworden ist, argumentiert er. Denn für ihn und seine Fahrschüler sei das jetzt der „Super-Gau“. Er hat bereits alle Betroffenen informiert – die waren natürlich wenig begeistert.


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Zwei kämen von außerhalb und hätten sich extra zwei Tage freigenommen für die Prüfung, erzählt der Fahrlehrer. Zwei andere hatten direkt danach einen Urlaub geplant – für den der Führerschein auch recht nützlich gewesen wäre. Ein Fahrschüler verlasse bald für drei Monate das Land – nun ohne Führerschein. Und eine Fahrschülerin müsse sich jetzt auch noch mit dem Amt auseinandersetzen, weil sie ohne bestandene Prüfung in Verzug gerate und eventuell nochmal komplett von vorne anfangen müsse.

Fahrschule vor Mammutaufgabe

Während es für seine Schüler der absolute Reinfall ist, kann sich Nierth die Arbeitstage komplett neu organisieren. Den Mehraufwand hätte er sich gerne gespart. Zumal ihm für die ausgefallenen Prüfungen keine Ausweich- oder Nachholtermine angeboten wurden. Er muss nun alle Termine neu beantragen – und das kann an die vier Wochen dauern.

Unpraktisch, denn dieser Zeitraum fällt genau in seinen Urlaub. Und das heißt, dass die betroffenen Fahrschüler sechs bis sieben Wochen auf einen Nachholtermin warten dürfen. „Misswirtschaft“, nennt das der erfahrene Fahrlehrer.