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Mit Rollstuhl und ohne Schuhe: Dieser Oberhausener (22) kämpft sich durchs Leben und macht anderen Mut

Mit Rollstuhl und ohne Schuhe: Dieser Oberhausener (22) kämpft sich durchs Leben und macht anderen Mut

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David Patrick (22) am Centro in Oberhausen. Der Gasometer leuchtet im Hintergrund in die Nacht. Foto: Kathrin Migenda

Oberhausen. 

David Patrick (22) aus Oberhausen kämpft sich durchs Leben und macht anderen Mut. Schon von Geburt an war er ein Kämpfer. Er kam mit einem offenen Rücken zur Welt. Heute sitzt er querschnittsgelähmt im Rollstuhl – und lässt sich trotzdem vom Leben nicht abhalten.

Er arbeitet in einer Werkstatt, ist viel im Ruhrgebiet unterwegs und entdeckt die Welt. Wir treffen den jungen Oberhausener am Centro. Denn hier ist er sehr gerne.

Er ist Schalke-Fan

David Patrick ist großer Schalke-Fan. Wenn er Karten bekommt, ist er im Stadion. Wenn eine Autogrammstunde eines Spielers stattfindet, fährt er hin.

Mit seinem Schalke-Rollstuhl und blinkenden Rädern fällt er auf, zieht aber auch die Blicke auf sich, die er hasst. „Klar merke ich, wenn jemand vor Schadenfreude grinst. Ich habe auch schon mal Menschen angesprochen, weil es mich ärgert. Die haben einfach nicht diese Probleme im Alltag, die ich habe.‟

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Probleme im Alltag

Dann erzählt er, dass er sehr viel mit Bus und Bahn unterwegs ist. Zuhause bleiben ist nicht sein Ding. „Ich fahre total gerne shoppen. Meistens dann nach Oberhausen ins Centro oder nach Essen in den Limbecker Platz‟, sagt er.

Auf seinen Wegen erlebt er aber immer wieder neue Schikanen. „Am Sterkrader Bahnhof Richtung Hauptbahnhof gibt es keinen Aufzug‟, erzählt er. Deshalb muss er oft einen Umweg nehmen, da er in Sterkrade wohnt.

Aufzüge sind oft kaputt

Viele andere Aufzüge an Bahnsteigen sind oft defekt. Für David Patrick ein echtes Problem. Auch in einige Busse kommt er mit seinem Rollstuhl nicht rein. „In Duisburg zum Beispiel sind die Bushaltestellen viel zu tief und nicht rollstuhlgerecht.‟

David Patrick schaut nach unten auf den Boden. „Das Kopfsteinpflaster direkt hier vor dem Kino ist eine Katastrophe. Es ist so anstrengend, darauf mit dem Rollstuhl zu fahren.‟

Menschen sind rücksichtslos

Dann berichtet er von seinen Mitmenschen, denen er auf seinen Wegen begegnet. Menschen mit Kinderwagen oder Rollatoren drängeln sich vor. Da kommt es auch schon mal vor, dass der Bus einfach zu voll ist, wenn er an der Reihe ist. Dann muss er auf den nächsten warten.

Braucht warme Schuhe

Momentan kämpft er für warme Schuhe. Drei Monate dauerte es, bis seine Krankekasse ihm die Schuhe genehmigte. Als wir ihn treffen, trägt er dicke Wollsocken, im November.

Eigentlich sollte der 22-Jährige jetzt schon feste Schuhe haben. Allerdings trägt er auch Orthesen. Die Schuhe müssen darüber passen, wurden aber erstmal falsch vermessen. Jetzt dauert es noch. Wie lange, weiß David Patrick nicht.

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David Patrick erobert die Welt

Der 22-Jährige will nicht aufgeben. Er will die Welt entdecken. Deshalb reist er sehr viel. Er war schon mehrmals in Amerika, in Griechenland und Kanada. Vier Kreuzfahrten hat er schon gemacht.

Bei seinen Reisen kann er abschalten und sich auf etwas Neues konzentrieren und freuen. Die Welt hat so viel zu bieten, das will er sich einfach nicht entgehen lassen.

Und das, obwohl er einen so schwierigen Start ins Leben hatte.

Sein langer Leidensweg

Am 3. November 1995 kam David Patrick mit einem offenen Rücken zur Welt. Ab da begann sein Kampf ums Leben. Er wurde als Baby direkt operiert. Das Loch wurde geschlossen. Aber damit nicht genug. David Patrick hat Klumpfüße, die auch operativ gerichtet wurden.

David Patrick hatte viele weitere Operationen. Ihm wurde ein Shunt eingesetzt, der schon erneuert werden musste. Auch eine Stimmband-Op hatte er, denn seine Stimmbänder waren verwachsen und mussten getrennt werden.

Im Jahr 2007 wurde er wegen des Arnold Chiary Syndroms (sein Kleinhirn war verschoben) operiert. Im Jahr 2010 folgten dann die schwierigsten Operationen. Seine Wirbelsäule musste versteift werden. Zuerst die eine Seite, dann die andere. David Patrick sagt: „Bis heute habe ich dadurch Schmerzen.‟

Er gibt nicht auf

Trotzdem gibt David Patrick nicht auf. Er freut sich auch auf den Weihnachtsmarkt. Für ihn sind die Menschenmassen nicht direkt ein Graus. „Klar, der Essener Weihnachtsmarkt geht gar nicht. Da schieben sich ja die Massen über den Platz. Aber in Oberhausen bin ich gerne. Die Menschen sehen mich und machen dann meistens auch direkt Platz‟, erzählt er.

David Patrick macht Mut. Er zeigt, dass das Leben nicht leicht ist, aber dass das Leben es wert ist, es zu erobern.