Veröffentlicht inDuisburg

Bewohner des „Weißen Riesen“ in Duisburg vor Kommunalwahl auf 180: „Kiffen und pissen“

Der „Weiße Riese“ in Duisburg ist eines der berüchtigtsten Hochhäuser Deutschlands. Bewohner berichten vor der Kommunalwahl in NRW von unhaltbaren Zuständen.

© Charmaine Fischer / DER WESTEN

Kommunalwahl 2025 in NRW: Alles Wichtige auf einen Blick

Der „Weiße Riese“ in Duisburg: ein gigantisches Hochhaus mit insgesamt 20 Etagen und über 300 Wohnungen. Der Betonklotz gilt als Problemhaus und machte kürzlich bundesweit Schlagzeilen, als selbst DHL sich wochenlang weigerte, in die Ottostraße 58-64 zu liefern – unter anderem aus Angst vor „bedrohlichen Zustellsituationen“ (wir berichteten). Auch der Lieferdienst „Picnic“ zog nach Zwischenfällen die Reißleine (mehr dazu hier >>>). DER WESTEN war kurz vor der Kommunalwahl in NRW vor Ort und hat sich mit Bewohnern unterhalten.

Taubenkot, Müll, aufgerissene Decken und Wände: Beim Betreten des „Weißen Riese“ in Duisburg schlägt einem sofort ein beißender Gestank von Urin ins Gesicht. Ein Schild neben der Haustür lässt stutzig werden. Der Aufenthalt im Hausflur und vor dem Haus ist verboten. Direkt hinter dem heruntergekommenen Gebäude im Stadtteil Hochheide spielen drei Kinder ausgelassen miteinander.

„Weißer Riese“ in Duisburg: „Kiffen und pissen die jeden Tag“

Delovan Hasan hat 2014 eine Wohnung im „Weißen Riesen“ gekauft. Damals sei noch „alles gut gewesen“. Doch das habe sich über die Jahre geändert. Die Schuld sieht der 44-Jährige, der mit seiner Frau und seinen Kindern dort lebt, bei den zugewanderten Menschen aus Osteuropa. „Hier gibt es jeden Tag Probleme. Viele Tauben, die mit ihrem Kot alles verdrecken und Sachen, die kaputt sind. Außerdem ist es schmutzig. Wenn der Hausmeister morgens sauber macht und man sich hier am gleichen Abend umsieht, ist wieder alles schmutzig. Die schmeißen den Müll ja nicht in die Mülltonnen“, ärgert sich Hasan im Interview mit DER WESTEN.


Mehr zum Thema: Picnic zieht die Reißleine in Duisburg – keine Lieferung mehr in „Weißen Riesen“


Und wer sich vor Ort im Wohnpark Hochheide umschaut, weiß sofort, was der Duisburger meint: Zersplitterte Scheiben, Taubenkot, der rund um den Eingang verteilt liegt, und achtlos weggeworfener Müll sind mitverantwortlich für das hässliche Image, welches der „Weiße Riese“ deutschlandweit pflegt. Hasan setzt große Hoffnungen in die Kommunalwahl im September. Er will, dass eine klare Lösung gefunden wird – der „Weiße Riese“ soll weg. „Für uns ist es besser, wenn die das Ding abreißen. Auf den Treppen kiffen und pissen die jeden Tag.“

Plötzlich betritt die Polizei den „Weißen Riese“

Ähnlich problematisch sieht auch Riza Mansouri das Leben in einem der berüchtigtsten Hochhäuser Deutschlands. Er kommt gerade vom Einkaufen, als wir ihn vor dem Eingang des „Weißen Riesen“ treffen. Mansouri lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern erst seit zwei Monaten in dem Bau aus den siebziger Jahren – und will am liebsten sofort wieder weg. „Manche Leute machen alles dreckig. Das ist das große Problem hier. Das ist nicht sauber, das ist richtig dreckig“, betont der Familienvater, der neu in NRW ist.

+++Duisburg: Miese Abzocke im „Weißen Riesen“ – Behörden enthüllen unglaubliche Details+++

Nur wenige Augenblicke nach unserem Gespräch mit Mansouri betreten plötzlich zwei Polizisten den „Weißen Riesen“. Schnurstracks laufen sie zu den Aufzügen. Wie wir später auf Nachfrage bei der Polizei Duisburg erfahren, handelte es sich bei diesem Einsatz um ein „Verkehrsdelikt“. „Unsere Einsatzkräfte waren vor Ort, weil ein Fahrzeug ohne Versicherungsschutz unterwegs war“, heißt es.

Riza Mansouri wohnt erst seit zwei Monaten im „Weißen Riese“. Foto: Charmaine Fischer / DER WESTEN

Familienvater sorgt sich um seine Kinder

Im Zeitraum vom 1. September 2024 bis zum 4. Februar 2025 nahmen Einsatzkräfte der Polizei Duisburg 128 Einsätze an der Ottostraße 58 – 64 wahr. In derselben Zeit gingen dort insgesamt 54 Strafanzeigen bei der Polizei Duisburg ein. Bei den Straftaten handelt es sich unter anderem um Gewaltdelikte, Bedrohungen und Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz.


Mehr Themen und News:


Nhu Duka wohnt bereits seit 20 Jahren im „Weißen Riese“ – und macht sich Sorgen um seine Kinder. „Die Leute schmeißen sogar Müllsäcke von oben herunter. Ich habe Angst, dass es meine Kinder irgendwann treffen könnte. Auch der Spielplatz, wo die Kinder früher gespielt haben, ist jetzt voller Dreck“, sagt Duka. Er hat denselben Appell an die Politik, wie sein Nachbar: Der „Weiße Riese“ soll abgerissen werden. Bereits 2019 und 2021 wurden Hochhäuser im Wohnpark Hochheide gesprengt. Am 27. Juli 2025 folgte das vorerst Letzte. Es bleibt abzuwarten, ob sich das nach der Kommunalwahl ändert.