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Weihnachtsmarkt Duisburg: Händler unter 2G-Druck – „Weiß schon nicht mehr, was ich sagen soll“

Weihnachtsmarkt Duisburg: Händler unter 2G-Druck – „Weiß schon nicht mehr, was ich sagen soll“

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Der Weihnachtsmarkt Duisburg findet unter 2G-Bedingungen statt – das wirkt sich auch auf die Händler aus. Foto: DER WESTEN

Duisburg. 

Der Weihnachtsmarkt in Duisburg ist einer der ersten, der in diesem Winter in NRW geöffnet hat – und unterliegt dabei strengen Corona-Regeln.

Während der Weihnachtsmarkt in Duisburg von Beginn an nur unter 2G-Regeln stattgefunden hat, gibt es seit diesem Wochenende auch wieder eine Maskenpflicht in der Innenstadt und damit auch auf dem Weihnachtsmarkt. Trotz der Umsetzung und Kontrolle der Corona-Maßnahmen haben viele Händler Angst vor einem spontanen, kompletten Lockdown.

Weihnachtsmarkt Duisburg: So wirkt sich 2G auf Händler und Besucher aus

Die Corona-Regel wirkt sich auf die verschiedenen Stände des Weihnachtsmarktes in Duisburg unterschiedlich aus.

Glühweinbuden wie „Bengel“ haben durch 2G deutlich mehr Arbeit, müssen alle Kunden, die unter dem Dach stehen und dort ihren Glühwein genießen, auf Impfausweis und Identität kontrollieren. An manchen Tagen sind das über 100 Menschen – „das kostet Zeit und hält auf“, so Glühweinbuden-Mitarbeiter Jan Maibach gegenüber DER WESTEN.

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Ein paar Fakten über die Stadt Duisburg:

  • frühste schriftliche Erwähnung im Jahr 883
  • ist fünftgrößte Stadt in NRW, besteht aus sieben Stadtbezirken
  • hat rund 498.686 Einwohner (Stand: Dezember 2019)
  • Duisburger Hafen gilt als größter Binnenhafen der Welt
  • fast ein Drittel des in Deutschland erzeugten Roheisens stammen aus den acht Duisburger Hochöfen
  • Sehenswürdigkeiten unter anderen: Landschaftspark Duisburg-Nord, Tiger & Turtle – Magic Mountain, Sechs-Seen-Platte
  • Oberbürgermeister ist Sören Link (SPD)

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Doch es gibt ohnehin weniger zu tun in diesem Winter – beim „Bengel“, der seit 20 Jahren in Duisburg steht, kommen aktuell Dreiviertel weniger Besucher als sonst, erklärt Mitarbeiterin Natascha. „Die Leute sagen ganz offen, dass sie keinen Bock auf 2G haben“.

Unabhängig von der Kundenanzahl haben die Angestellten Angst, die Bude bald komplett dicht machen zu müssen. „Das wäre eine Katastrophe“, stellt Jan klar. Kollegin Natascha sieht die Sache pragmatischer:„Andererseits… Lohnt sich der Aufwand, wenn die Leute weg bleiben?“

Ein Appell der Stadt Duisburg an Glühweinbuden belastet das Geschäft der Ausschenker zusätzlich, wie du >>>hier lesen kannst.

Carina Lenz vom „Kartoffeltwister“ stellt dagegen keinen Unterschied zum Kundenverhalten im Vergleich zu den Vorjahren fest. „Die Besucher nehmen 2G gut an“. Auch sie kontrolliert die 2G-Regel, allerdings nur stichprobenartig – etwa 40 Kunden pro Tag, je nachdem, wie viel los ist.

Darunter war an einem Tag nur eine Person, die keine Impfung nachweisen konnte und dann von Carina aufgefordert wurde, ihren Stand zu verlassen. Seit 16 Jahren betreibt sie die Essens-Bude mit ihrem Mann, hat keine Angst, dass sie dieses Jahr doch noch schließen müssen. „Wir sind ja draußen, und es ist ja schon 2G.“ Auch die nun geltende Maskenpflicht ändert für Betreiberin Lenz nichts. „Viele tragen eh schon eine Maske“, ist ihr Eindruck.

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Weihnachtsmarkt Duisburg: Angst vor Abbruch? „Wie gut, dass wir früher eröffnet haben“

Händlerin Sabine Merchel sieht die Situation ebenfalls gelassen. Zwar würde sie es ebenfalls schlimm finden, wenn alles – inklusive ihrer Hobbyhütte, in der sie Winteraccessoires verkauft – dicht gemacht werden müsste – aber: „Alles hier ist in frischer Luft. Dann müsste es auch einen allgemeinen Lockdown geben.“

Während viele Weihnachtsmärkte jetzt noch vor Eröffnung abgesagt werden, meint Sabine Merchel: „Wie gut, dass wir früher eröffnet haben.“ Und: „Wir haben jetzt vielleicht noch den Weihnachtsmarkt-Tourismus“ aus anderen Ruhrgebiets-Städten.

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Die 2G-Kontrolle funktioniert ihrer Meinung nach gut, „ich habe das Gefühl, die Besucher fühlen sich gut aufgehoben.“ Wenn Merchel selbst in direkten Kundenkontakt tritt und ihre Hütte verlässt, trägt sie eine Maske – auch schon vor der neuen Regel der Stadt Duisburg.

Bonbon-Verkäufer Joachim Michalsky sieht die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt Duisburg unter Corona-Bedingungen nicht so positiv. Seit 25 Jahren steht der Verkäufer der Firma Müller auf dem Weihnachtsmarkt in Duisburg. „Sonst ist alles viel lockerer, jetzt ist so ein bisschen Anspannung.“

Der Verkäufer wurde von Mitarbeitern des Ordnungsamtes angewiesen, jeden Kunden auf seinen 2G-Nachweis zu kontrollieren – und ohne nichts zu verkaufen. „Ich weiß schon nicht mehr, was ich sagen soll“, gibt Michalsky gegenüber DER WESTEN zu. Bei Hochtrieb um 17/18 Uhr sei das ein „Witz“.

Trotzdem befürwortet der Händler die 2G-Regel. „Das ist gut, derjenige, der hierhin kommt, ist geschützt und schützt auch andere.“ Joachim Michalsky ist froh über jeden Tag, den der Weihnachtsmarkt geöffnet habe. „Natürlich habe ich Angst davor, dass alles wieder dicht gemacht wird.“

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Weihnachtsmarkt Duisburg: Stadt zieht positive Bilanz – „Besucher halten sich mit wenigen Ausnahmen an die 2G-Regel“

Doch hängt die Kontrolle der 2G-Regel nur an den Händlern vor Ort? „Was die Stadt eigentlich vorhatte, müssen wir ausbaden“, sagt Glühwein-Mitarbeiterin Natascha und hat das Gefühl, das Ordnungsamt der Stadt vor allem dann zu sehen, wenn eh wenig los ist – also eher mittags als abends.

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Die Stadt Duisburg gibt gegenüber DER WESTEN allerdings an, dass täglich acht Mitarbeiter zu den Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes – inklusive den Wochenendtagen – im Einsatz sind, um 2G zu kontrollieren.

Laut Stand von Mittwoch sind seit Eröffnung des Weihnachtsmarktes rund 1061 Besucher vom Ordnungsamt kontrolliert wurden, Standbetreiber kontrollieren täglich rund 10.000 Besucher zusätzlich. Insgesamt 15 Verstöße wurden seitdem geahndet. „Das heißt, die Besucher halten sich mit wenigen Ausnahmen an die 2G-Regeln“, so Pressesprecherin Susanne Stölting. (kv)

Der Weihnachtsmarkt Duisburg hat bis zum 24. Dezember von 11 Uhr bis 21 Uhr (wochentags) und von 11 Uhr bis 22 Uhr (am Wochenende) geöffnet.