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Tierheim Duisburg: Leiter schlägt Alarm – „Fünf nach Zwölf“

Das Tierheim Duisburg ist nicht nur voll, sondern steht auch kurz vorm Kollaps. Leiter Lutz Kaczmarsch weiß nicht mehr weiter.

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Duisburger Tierärztin erklärt, wie du deinem kranken Hund helfen kannst

Wir waren in der Tierklinik am Kaiserberg und haben uns einige Krankheiten erklären lassen.

„Zu viele Tiere, zu wenig Leute“ – so sieht die Situation im Tierheim Duisburg laut Leiter Lutz Kaczmarsch schon länger aus. So müsse der 54-Jährige schon selber bei der Pflege der mittlerweile 300 Tiere aushelfen. Doch seit einem Jahr habe sich die prekäre Unterbringung der Tiere deutlich verschlimmert.

Das größte Problem: Es ist einfach kein Platz mehr im Tierheim Duisburg. Und die Tiere, die schon da sind, müssen jetzt teilweise in Boxen übereinandergestapelt werden (DER WESTEN berichtete). Mit Tierschutz nach Vorgabe kann der Verein nicht mehr dienen. Doch wie soll es jetzt weitergehen? Wir haben mit dem Leiter gesprochen und uns einen Eindruck vor Ort verschafft.

Tierheim Duisburg kurz vorm Kollaps

„Es ist schon echt schlimm, weil wir langsam nicht mehr wissen, wohin mit den Tieren“, bedauert Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch (54) die mittlerweile nicht mehr artgerechte Haltung der Schützlinge. Die Räume vor Ort seien für eine solch hohe Anzahl an Tieren einfach nicht ausgelegt. „Im Moment ist es zum Verzweifeln.“


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Vor allem die Unterbringung der Katzen seien laut Kaczmarsch „katastrophal“. Während die Hunde schon eng an eng in sich langsam auflösenden Zwingern hausen, leben die Katzen nun in Boxen in den Quarantäne-Anlagen – teils im Flur noch zwischen den anderen Käfigen. Das stresse die Tiere und bereite Wege für Krankheiten wie Pilze oder zuletzt auch den tödlichen Ausbruch des Parvo-Virus, der sich über ein Fundtier auf andere Katzen ausbreitet (>>hier mehr dazu).

Dem Leiter ist klar, dass das „überhaupt nicht geht“. Doch ändern kann der 54-Jährige aktuell nichts an der Situation. „Unsere Kapazitäten haben ihre Grenze erreicht, nein, eigentlich sind wir schon darüber hinaus. Es ist fünf nach Zwölf. Wir warten auf den Tag, wo hier alles zusammenbricht.“ Zu viele Tiere, zu wenig Leute, zu wenig Platz und zu wenig Geld. Und mit jedem hinzukommenden Tier verschlimmert sich der Status quo. „Man dreht sich im Kreis. Wir gehen wirklich auf dem Zahnfleisch.“

Neues Tierheim-Gebäude gesucht

Das Einzige, was jetzt noch helfen kann, ist ein neues Gebäude. Und wie der Leiter im Gespräch mit DER WESTEN verrät, stünde er diesbezüglich bereits mit der Stadt in Kontakt. „Wir brauchen ein neues Tierheim, um das Wohl der Tiere gewährleisten zu können“, macht der 54-Jährige klar. Das neue Tierheim soll ein Ort sein, an dem sich nicht nur die Tiere und Mitarbeiter, sondern auch die Besucher wohlfühlen, wagt Kaczmarsch zu träumen. Richtige Räume und keine Zwinger für die Hunde, keine Boxen mehr für die Katzen und vor allem eines: Ruhe.

„Ich wünsche mir ein ruhiges Tierheim, denn damit würde es allen besser gehen.“ Aktuell herrscht bei den Hunden ohrenbetäubender Krach. Kein Wunder – alle Tiere hören und sehen sich zu jeder Zeit. Das und das ständige Gebell führt zu Stress, Verschlimmerung von Verhaltensauffälligkeiten und Durchfall.

Tierheim Duisburg muss weiterkämpfen

Ein ansprechenderes Tierheim könnte mehr Interessenten anlocken, und damit auch die Vermittlung ankurbeln, hofft der Leiter. Denn darum geht es ja eigentlich: Die Tiere möglichst schnell wieder aus dem Tierheim heraus in ein neues Zuhause zu bringen. Doch die aktuelle Situation erschwere das – nicht zuletzt auch aufgrund gestiegener Kosten.



Für Operationen, Untersuchungen, Medikamente und vieles mehr muss der Verein selbst aufkommen und ist daher auf Spenden angewiesen. Wer spenden möchte, findet die notwendigen Informationen dazu auf der Webseite des Tierheims. Doch ist es eben mit Geld alleine nicht getan.

Für Kaczmarsch und seine Mitarbeiter heißt es nun jeden Tag aufs Neue „kämpfen“ und „zaubern“. Solange, bis das neue Tierheim gebaut ist und endlich dem Standard entspricht, den sich der Leiter vorstellt und den die Tiere brauchen. Erst dann wird sich auch an der aktuellen „Notsituation“ etwas ändern, ist sich der 54-Jährige sicher. „Ich hoffe, dass wir darauf nicht mehr allzu lange warten müssen.“