Das Massaker vor dem Duisburger „Da Bruno“ hat 2007 bundesweit für Entsetzen gesorgt. Sechs junge Italiener starben damals im Kugelhagel vor dem Edel-Italiener im Ruhrgebiet. Es war der Gipfel einer langen Mafia-Fehde mit einer bis dahin nie da gewesenen Eskalation außerhalb Italiens.
Rund 18 Jahre später arbeitet der WDR die Mafiamorde von Duisburg mit einer vierteiligen Doku-Reihe auf, zeigt bis dahin unveröffentlichtes Beweismaterial und lässt führende Ermittler aus Deutschland und Italien zu Wort kommen. Die Entwicklungen bis heute geben zu denken.
„Die Mafiamorde von Duisburg“: Erschreckende Entwicklung
Die WDR-Dokumentation zeigt eindrücklich, dass sich die kalabrische ‚Ndrangheta scheinbar unbemerkt im Ruhrgebiet ausgebreitet hatte. Erst die gemeinsamen Ermittlungen der Duisburger Polizei mit italienischen Kollegen deckten auf, wie tief die italienische Mafia bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen war.

Vordergründig gibt es das das legale Geschäft, vorzugsweise in der Gastronomie. Im Hintergrund ziehen die Clans die Fäden im europäischen Drogenhandel. „Was in Duisburg passiert ist, ist ein Unfall“, stellt Dr. Zora Hauser allerdings klar. Der Soziologin und Mafia-Expertin zufolge versuche die Mafia, Geschäfte insbesondere außerhalb Italien ohne Gewalt zu führen.
Mehr über die WDR-Doku: Duisburger Polizist am Mafia-Tatort entsetzt: „Einfach fürchterlich“
Doch 2007 war die Gewalt aus der Heimat San Luca nach Duisburg übergeschwappt. „Es ist eine Fehde, ein Konflikt, der eigentlich mit den Geschäften nichts zu tun hat“, stellt Dr. Zora Hauser klar. Ein solches Maß an Gewalt sehe man heute in Deutschland nicht mehr, zumal die lokalen Ermittler effizient auf das Massaker in Duisburg reagiert hätten.
Erschreckende Mafia-Zahlen in Deutschland
Die Dokumentation zeigt, mit welchen, zum Teil innovativen, Methoden die Duisburger Ermittler vorgingen und so den Drahtziehern auf die Schliche kamen. Zahlreiche Mafia-Mitglieder mussten in der Folge zum Teil lebenslänglich in Haft.
Aber: „Langfristig wurde der Organisation nicht wirklich geschadet“, stellt Dr. Hauser fest. Ganz im Gegenteil: Die gleichen Mafia-Clans seien in Deutschland noch immer aktiv. So ist die ‚Ndrangheta nach Angaben des Bundeskriminalamts weiterhin die relevanteste Mafia-Gruppierung in Deutschland. Ihr Hauptgeschäft: Kokain. In Italien hat die Mafia aber schon längst legale Wirtschaftszweige wie das Baugewerbe infiltriert und hat sich in bestimmten Regionen nach Angaben der Ermittler bereits ein Monopol aufgebaut.
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Auch wenn das Massaker von Duisburg eine Ausnahme blieb. Die Zahlen des BKA, die zum Ende der WDR-Doku eingeblendet werden, sind erschreckend: Registrierte das Bundeskriminalamt 2008 noch 136 Mitglieder der Mafia in Deutschland, waren es 2024 über 1.000!
Michele Fiorentino, Kommandant der Carabinieri von San Luca, weiß: Auch außerhalb von Italien versucht die ‚Ndrangheta mit geschickten Investitionen Einfluss auf Wirtschaft und Politik zu nehmen. Der Kampf gegen die italienische Mafia ist also bei Weitem noch nicht beendet.
Wie die Ermittler den Verantwortlichen der Mafiamorde von Duisburg auf die Schliche kamen und warum der Prozess gegen sie in Italien geführt wurde, erfährst du in WDR-Dokumentation, die ab dem 8. April in der ARD-Mediathek verfügbar sein wird.