Ein TikTok-Livestream von drei Pflegerinnen sorgt aktuell am Hüttenhospital in Dortmund und darüber hinaus für Aufsehen. Während ihrer Nachtschicht auf der Intensivstation streamten die Frauen vor bis zu 500 Zuschauern.
Der Youtuber Kevin Hartwig alias „Kevinits“ – selbst früher als Intensivpfleger tätig – kritisierte in bislang drei Videos das Verhalten der Pflegerinnen scharf. Sein Vorwurf: Im Livestream seien Alarm-Töne von Beatmungsgeräten ignoriert worden und Vitaldaten von Patienten sichtbar gewesen.
Das Dortmunder Krankenhaus bestätigt gegenüber mehreren Medien zwar Töne in dem TikTok-Stream, behauptet jedoch, dies seien lediglich Hinweissignale ohne akuten Handlungsbedarf gewesen. Patienten seien nicht gefährdet worden. Trotzdem untersucht das Hüttenhospital den Fall, will sich dazu aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht weiter äußern.
Dortmund: TikTok-Stream von Intensivstation sorgt für Aufregung
Youtuber Kevin Hartwig sieht in dem Verhalten der Pflegerinnen grobe Pflichtverletzungen. Er erklärte, er erwäge eine polizeiliche Anzeige und politische Schritte, sollten arbeitsrechtliche Konsequenzen gegen die drei Frauen ausbleiben. Die betroffenen Mitarbeiterinnen wurden vorerst vom Dienst suspendiert. Die renommierte Berliner Kanzlei Schertz Bergmann drohte Hartwig unterdessen mit rechtlichen Schritten.
Anwalt Simon Bergmann bezeichnet Hartwigs Aussagen als möglicherweise strafbare „versuchte Nötigung“ gegenüber dem Krankenhaus und den Pflegerinnen, wie die „Ruhr Nachrichten“ berichten.
+++ Dortmund: Party auf widerliche Art eskaliert – Polizisten können es nicht fassen +++
Die Pflegekammer NRW unterstützt die kritischen Stimmen. Präsidentin Sandra Postel betonte gegenüber den „Ruhr Nachrichten“, dass man die gehörten Alarme nicht einfach weiterlaufen lassen könne. Ihr zufolge müsse man bei jedem hörbaren Ton von Handlungsbedarf ausgehen. Die Pflegerinnen jedoch quittierten während des TikTok-Streams, in dem sie Nutzer-Fragen beantworteten, die meisten Töne lediglich per Mausklick, statt sie zu überprüfen.
Bei einem Alarm – womöglich von einer Spritzenpumpe, die einem Patienten Medikamente verabreicht – verließ eine Pflegerin vorübergehend den Stream.
Youtuber Kevin Hartwig will Vorwürfe bis zur letzten Instanz ausfechten
Der Fall wird nun vom Krankenhaus, dem NRW-Gesundheitsministerium und der Pflegekammer geprüft. Den Pflegerinnen könnte theoretisch der Entzug der Berufserlaubnis drohen, falls sich die Vorwürfe bestätigen.
Mehr News:
Youtuber Hartwig plant trotz anwaltlicher Drohungen, die Debatte weiterzuführen. „Ich lasse mich nicht einschüchtern“, erklärte er. Für den 15. Mai kündigte er ein weiteres Video an. Hartwig machte deutlich, dass er bereit sei, die Angelegenheit in Dortmund juristisch bis zur letzten Instanz auszufechten.