Veröffentlicht inRegion

Schule in NRW: Nach Ibbenbüren und Gelsenkirchen – Lehrer warnen! „Aktueller denn je“

Andreas Bartsch vom Lehrerverband spricht über Gewaltzunahme an Schulen in NRW nach den Fälle in Ibbenbüren und Gelsenkirchen.

Schule in NRW
© IMAGO / SNA

Cybermobbing – was ist das?

Erklärung von Cybermobbing

Der Fall der erstochenen Lehrerin in Ibbenbüren hat nicht nur die betroffene Schule in NRW erschüttert, sondern große Wellen im ganzen Bundesland geschlagen. Schüler trauern um ihre Lieblingslehrerin, Lehrer sind schockiert. Am Mittwoch, den 18. Januar gibt es zudem eine Amoklaufdrohung in Gelsenkirchen-Bismarck.

Sind diese Fälle nur Vorboten einer Entwicklung der Schule in NRW, die sich schon lange abzeichnet? Wie hoch ist das Gewaltpotenzial bei der Schülerschaft? Welche Sorgen machen sich nun die Lehrer? Andreas Bartsch vom Lehrerverband NRW spricht gegenüber DER WESTEN von einer dramatischen Entwicklung.

Schule in NRW: „Der Ton ist rauer geworden“

„Wir haben es aktuell mit einem wachsenden Gewaltpotenzial an Schulen zu tun“, so Andreas Bartsch, Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbandes (NRWL). „Der Ton und der Umgang miteinander ist rauer geworden“ – sowohl zwischen den Schülern als auch gegenüber den Lehrern. Lehrer würden im Unterricht gefilmt, Situationen eskalieren schneller als früher.

Es brauche mehr Werteerziehung, Respekt, Achtung und auch eine „natürliche Distanz“ zwischen einander, kritisiert Bartsch. Die Landeszentrale für politische Förderung bemühe sich aktuell, die Lehrer als Antwort auf diese Entwicklung besser zu schulen und fortzubilden. „Das ist aktueller denn je – auch nach Ibbenbüren“

Der Fall Ibbenbüren

Am 10. Januar hatte ein 17-jähriger Schüler nach einem eintägigen Verweis von einem Berufskolleg in Ibbenbüren seine Lehrerin alleine in einem Klassenzimmer angetroffen und mit einem Messer erstochen. Der Hintergrund sollen vielschichtige Probleme in der Schule gewesen sein. „Man muss Ibbbenbüren jetzt auch aufarbeiten“, meint Bartsch. Es brauche eine größere Aufmerksamkeitskultur. Damit Lehrer eventuelle Signale frühzeitig erkennen und darauf reagieren können.

Doch wisse der Experte von einer gewissen „Hemmschwelle“ bei Lehrern, solche Fälle der Schulleitung zu melden. „Damit dokumentiere ich, dass ich meine Klasse nicht im Griff habe“, fasst Bartsch das Problem zusammen. Er und seine Kollegen fordern deshalb seit Jahren schon mehr Schulsozialarbeit, Psychologen und präventive Maßnahmen.

Schule in NRW: „Man darf auch Eltern nicht aus der Pflicht nehmen“

Bartsch nennt weiterhin das Stichwort „Frustrationstoleranz“. Die sei sowohl bei Schülern, Eltern als auch Lehrern noch ausbaufähig. Schüler müssten lernen, mit schlechten Leistungen umzugehen. „Und man darf auch Eltern nicht aus der Pflicht nehmen“, so der Verbandspräsident. Er wisse von häufigen Diskussionen über Noten, bei den Eltern schon mit Anwälten drohen würden.


Mehr Nachrichten:


Die Kollegen seien dadurch frustriert und würden lieber ein „ausreichend“ geben, um nicht von den Eltern angefeindet zu werden. „Da stimmt was in dem System nicht.“

Bartsch wünscht sich zudem mehr Unterstützung innerhalb der Lehrerschaft: „Wir sind rohstoffarm. Der einzige Rohstoff, der uns bleibt, ist der Grips“, fasst Bartsch die Relevanz einer guten schulischen Ausbildung zusammen. Und deshalb müssten auch alle zusammenarbeiten, um diese für jeden zu ermöglichen.