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Freudenberg (NRW): Blanker Hass nach Tod von Luise (†12) – Familien ziehen jetzt die Reißleine

Trauer und Wut über den Tod von Luise (†12) aus Freudenberg sind immens. Die Familien der mutmaßlichen Täterinnen verlassen nun den NRW-Ort.

Freudenberg
© Oliver Berg/dpa

Hass im Netz: Das kannst du tun

Die Fassungslosigkeit nach dem gewaltsamen Tod von Luise (†12) aus Freudenberg kennt keine Grenzen. Zwei gleichaltrige Mädchen haben gestanden, ihre Mitschülerin in dem kleinen NRW-Dorf erstochen zu haben. Ganz Deutschland fragt sich seitdem, wie Kinder zu einer so einer brutalen Gewalttat fähig sind.

Freudenberg trauert um das getötete Mädchen. Niemand kann sich ausmalen, was Luises Familie durchmachen muss. Unter die Anteilnahme mischen sich allerdings auch Wut, Hass und wilde Spekulationen. Insbesondere in den sozialen Medien sehen sich die mutmaßlichen Täterinnen und ihre Familien schweren Drohungen ausgesetzt (mehr hier). Das hat nun Konsequenzen.

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Freudenberg: Familien verlassen NRW-Ort

Die Behörden betrachten die Entwicklungen im Netz mit Sorge. In sozialen Medien würden nach Angaben der Polizei Siegen-Wittgenstein Spekulationen verbreitet, die sich nicht mit den bisherigen Ermittlungen decken. Die Polizei warnte Bilder oder angebliche Informationen über die mutmaßlichen Täterinnen und ihre Familien zu verbreiten. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) wies auf die Gefahr hin, dass möglicherweise Unbeteiligte mit der Tat in Verbindung gebracht werden können. Bezichtigte Menschen könnten verbal oder körperlich angegangen werden.

Der blanke Hass im Netz könnte ein Grund dafür sein, warum die Familien der beiden Mädchen nun Freudenberg verlassen haben. Wie Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller mitteilte, hat das Jugendamt angeboten, die Familien außerhalb der Stadt unterzubringen. Das hätten die Familien freiwillig angenommen.

So geht es mit den Familien der Mädchen weiter

„Aus Sicht des Kreisjugendamtes benötigen die betroffenen Familien der minderjährigen Tatverdächtigen intensive Unterstützung. Dafür wurde in Abstimmung mit den Familien ein Rahmen entwickelt und gefunden“, teilte der Landrat mit. Neben dem Wechsel des häuslichen Umfelds sei damit auch verbunden, dass die beiden Mädchen nicht in ihre bisherigen Schulen zurückkehren.

Weil die beiden Mädchen aufgrund ihres Alters noch schuldunfähig sind, seien keine Zwangsmaßnahmen möglich. Das Jugendamt sei nun um eine Bestandsaufnahme bemüht: „Bei der Aufarbeitung der Geschehnisse handelt es sich voraussichtlich um einen sehr komplexen Prozess, der zeitlich nicht eingegrenzt werden kann, da die nächsten Schritte immer gemessen an den aktuellen persönlichen Bedarfen individuell geplant werden.“

Neben den Familien der beiden mutmaßlichen Täterinnen stehe das Jugendamt selbstverständlich auch der Familie von Luise jederzeit auf Wunsch zur Seite. Man habe, „der Familie ein entsprechendes Angebot über den Opferschutz der Polizei übermittelt.“


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Den Ermittlern ist das hohe Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit in dem Fall nach eigenen Angaben bewusst. Doch der Schutz der Persönlichkeitsrechte der beiden Mädchen sei höher zu bewerten. Es seien schließlich noch Kinder, wie der Leitende Koblenzer Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler eingangs der Woche erklärte (mehr hier).