Der Druck auf Empfänger von Hartz 4 und Grundsicherung wächst. Denn das Leben in Deutschland wird in den nächsten Monaten deutlich teurer – Experte Ulrich Schneider spricht im ZDF-Morgenmagazin über die prekäre Lage in Millionen Haushalten in Deutschland.
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wolfahrtsverbands nennt es eine „kleine Katastrophe“, was sich aktuell auch für Bezieher von Hartz 4 und Grundsicherung anbahnt.
Hartz 4 und Grundsicherung: Jahresendrechnung bei Heizkosten kann übel ausgehen
Die Inflation lag im September bei 4,1 Prozent. Besonders bei der Energie gab es zuletzt eine regelrechte Preisexplosion.
Laut Berechnungen der Verbraucherzentrale liegen die Kosten für Heizen- und Warmwasser in diesem Jahr bei einer 100 Quadratmeter großen Wohnung 210 Euro über den Niveau von 2020. Für viele Geringverdiener oder Empfänger von Hartz 4 und Grundsicherung kann die Jahresendabrechnung richtig bitter werden. Empfindliche Nachzahlungen kommen auf sie zu!
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Das ist Hartz 4:
- Hartz 4 heißt eigentlich Arbeitslosengeld II (ALG II)
- Es existiert seit dem 1. Januar 2005
- Es ist die Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Leistungsberechtigte nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch
- Es soll Leistungsberechtigten ermöglichen, ein würdevolles Leben zu führen
- Allerdings kann die Leistung durch Sanktionen gekürzt gestrichen werden
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Doch nicht nur Energie wird teurer, sondern auch Lebensmittel, insbesondere auch gesunde. Bei Obst gab es zuletzt einen Preisanstieg um acht Prozent, so Schneider. Bei Salaten sogar um 20 Prozent. „Das ist für die Leute, die wenig Geld im Portemonnaie haben, eine schlichte, kleine Katastrophe“, erklärt der Experte im ZDF-Morgenmagazin.
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Hartz 4: Experte hat schlimme Befürchtung – „Da knallt es dann richtig rein“
Bei den 13 Millionen Menschen, die laut Schneider an der Armutgrenze leben, „knallt es dann richtig rein“ bei einer solchen Inflation. Deshalb sei die geplante Mini-Erhöhung des Hartz-4-Regelsatzes um lediglich 0,7 Prozent „ein Witz“.
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Hartz 4 und Grundsicherung: In anderen EU-Länder bekommen Arme bereits Zuschläge und Extra-Hilfen
Schneider fordert stattdessen „einen kräftigen Zuschlag“, den der Bundestag noch in diesem Jahr beschließen müsse. Einige andere EU-Länder wie Italien haben bereits gehandelt. „Italien verschickt Schecks an einkommensschwache Haushalte. Wieso können wir sowas nicht tun?“, fragt Schneider.
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In Frankreich bekommen ärmere Haushalte 100 Euro als Extrazahlung vom Staat, in Spanien plant die Regierung eine Senkung der Strom- und Mehrwertsteuer.
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Deshalb hofft Schneider im Interview beim ZDF-Morgenmagazin noch auf die Ampel-Verhandlungen: „Hier ist die Messe auch noch nicht gesungen.“ Bisher ist bereits bekannt geworden, dass die Ampel-Parteien Hartz 4 abschaffen und stattdessen ein Bürgergeld einführen wollen.
Neben höherer Hartz-4-Regelsätze schlägt der Paritätische Wohlfahrtsverband vor, das Wohngeld automatisch an steigende Energiepreise zu koppeln und fordert höhere Heizkosten-Zuschüsse.
Hier kannst du dir das ganze Morgenmagazin-Interview mit Ulrich Schneider in der ZDF-Mediathek anschauen.
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