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Essen: Obdachloser über Bundestagswahl – „Wir sind denen doch scheißegal“

Essen: Obdachloser über Bundestagswahl – „Wir sind denen doch scheißegal“

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Essen: Obdachloser über Bundestagswahl – „Wir sind denen doch scheißegal“

Essen: Obdachloser über Bundestagswahl – „Wir sind denen doch scheißegal“

Jamaika, Ampel, Kenia: Das steckt hinter den Bezeichnungen möglicher Koalitionen

Nicht nur zur Bundestagswahl am 26. September wird es spannend. Auch nach der Wahl wird es viele offene Fragen geben. Denn: es geht für die Parteien in die Koalitionsverhandlungen. Wer regiert mit wem? Welche Bündnisse wird es geben? Jamaika, Ampel oder Kenia? Was steckt hinter diesen Bezeichnungen? Wir erklären es dir.

Essen. 

Klartext eines Obdachlosen aus Essen zur Bundestagswahl 2021!

Die Wahl steht an, sie könnte zu einer der spannendsten und engsten der letzten Jahrzehnte werden. Umso mehr zählt jede Stimme. Nicht aber für jeden. Denn ein Obdachloser aus Essen hält wenig von der Bundestagswahl, glaubt nicht, mit seiner Stimme etwas bewirken zu können.

Er geht sogar weiter – und glaubt, dass sich die Politiker nicht um die Belange und Sorgen der Obdach- und Wohnungslosen aus Essen scheren würden!

Essen: Obdachloser über Bundestagswahl – „Wir sind denen doch scheißegal“

Stefan K. (44) lebt schon seit Jahren auf der Straße, wenngleich er oft „hier und da“ unterkommt, wie er selbst sagt. Regelmäßig holt er sich warme Mahlzeiten am Suppenfahrrad in Essen ab. Jetzt hat er wieder die Möglichkeit zu wählen – doch davon hält er nichts, wie er gegenüber DER WESTEN sagt: „Ich bin in der Hinsicht ganz undemokratisch. Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied machen wird, wenn ich wählen gehe oder nicht. Wir bewegen uns alle in einem großen Rad, ich bin nur ein kleines Rädchen. Ob ich laufe oder nicht – kein Unterschied.“

Dabei ist er durchaus politisch interessiert und gebildet, liest regelmäßig Tageszeitungen, diskutiert auch viel mit anderen Wohnungslosen. Trotzdem: Wählen will er nicht. Stefan K. erläutert: „Es ist nie jemand aus der Politik bei uns vorbeigekommen oder hat ernsthaft über unsere Probleme gesprochen. Sowieso läuft die ganze Hilfe für uns über Sucht- und Obdachlosenhilfsvereine, die das Ganze ehrenamtlich und freiwillig machen. Den Politikern sind wir letztlich scheißegal, man muss es so hart sagen.“

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Obdachlosigkeit in Deutschland:

  • Zahl der Obdach- und Wohnungslosen ist in Deutschland nicht erfasst
  • Wohlfahrtsverbände schätzen die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz aktuell bei 335.000 mit steigender Tendenz an
  • ganz ohne Unterkunft lebten 2018 geschätzt rund 41.000 Menschen, 10 Prozent seien Frauen
  • auch die Zahl der obdachlosen Minderjährigen würde seit 2017 stetig wachsen
  • in Berlin wurden 2020 bei einer Zählung viele EU-Ausländer unter Obdachlosen gezählt, die nach Deutschland gekommen sind, aber kein Anrecht auf staatliche Unterstützung haben

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Essen: Obdachloser glaubt nicht, dass er mit seiner Stimme was bewirkt

Erst neulich aber sei dann doch jemand von der Linkspartei in eine der Hilfsunterkünfte in Essen gewesen, habe für sich und seine Partei werben wollen, so Stefan K. Doch er habe direkt abgewunken: „Ich habe mich für das Interesse bedankt, wollte mir das Ganze aber nicht anhören. Jeder hier hat seine eigenen harten Probleme, ich war mit mir selbst beschäftigt und hatte schlicht kein Interesse. Aber immerhin kamen die.“

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In der Nähe jener Unterkunft habe auch die SPD einen Infostand eingerichtet, doch gekommen sei niemand: „Die glauben ja auch, dass man selbst vorbeikommt, wenn man was will.“ Von Vertretern der Union, der Grünen oder der AfD habe er weder was gesehen noch gehört.

Eine politische Präferenz habe Stefan K. dann aber doch: „Ich bin für eine nachhaltige, sozialökonomische Politik in unserer Gesellschaft. Ich hatte neulich in einer Unterkunft geschlafen, in der ein MLPD-Büro in der Nähe war. Das geht mehr in meine Richtung. Trotzdem wähle ich nicht.“

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Sein Fazit: „Die Gesellschaft ist letztlich nur so frei, wie es der politische Rahmen hergibt. Und der ist festgefahren, an dem wird nicht gerüttelt. Deshalb ist es unwichtig, wer letztlich die Macht hat.“