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Mülheim macht es vor – gilt Tempo 20 bald in allen NRW-Innenstädten?

Nach dem erfolgreichen Testlauf in Mühlheim könnten jetzt noch weitere NRW-Städte erwägen, Tempo-20-Zonen zu errichten.

Tempo-20-Schild in Mülheim
© Tanja Pickartz / FUNKE Foto Services

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Immer mehr springen auf den langsamer-fahren-Zug auf. Neben Xanten testet auch Mülheim bereits die Tempo-20-Szone in der eigenen Innenstadt – und hat damit offenbar positive Erfahrungen gesammelt.

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Heißt das, dass auch weitere Städte aus NRW nachziehen werden? Werden bald nach Mülheim auch in Essen, Duisburg und Co. statt 30 nur noch 20 Stundenkilometer in der City erlaubt sein?

Mülheim testet Tempo 20 in der City

Grundsätzlich können Kommunen und Städte Tempo 20 nur in sogenannten „verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen“ erlassen, das heißt, in Einkaufsstraßen mit vielen Geschäften und Restaurants. Dazu zählt in der Region zum Beispiel die Düsseldorfer Straße in Mülheim-Saarn.


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Dort darf seit Ende 2022 auch nur noch 20 gefahren werden. „Wo Menschen ständig die Straße kreuzen, macht das Sinn“, findet Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind (CDU). „Es hat aber trotzdem etwas gedauert, bis das in allen Köpfen angekommen ist.“ Mittlerweile würden sich auch die meisten Autofahrer daran halten. Deshalb spricht sich Oesterwind auch für eine Ausweitung auf andere Städte aus.

NRW: Tempo-20-Zone auch HIER

Noch besser sei natürlich der grundsätzliche Verzicht aufs Autofahren, argumentiert sie. Dem würde auch Verkehrsforscher Professor Jürgen Gerlach sicher zustimmen. Neben mehr Tempo-20-Zonen würde er sich auch mehr Bäume und mehr Grünflächen wünschen. In den Tempo-20-Zonen sieht er allerdings Potenzial für deutlich weniger Unfälle und auch weniger Verkehr – eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur. „Kein leichter Weg, aber (…) der richtige Ansatz“, sagt der Professor der Bergischen Universität Wuppertal.

Auch in Xanten geht man diesen bereits und stellt Tempo-20-Schilder auf sowie Pflanzenkübel, um Straßen zu verengen und Autofahrer zum langsam fahren zu bewegen. Selbst Hannovers Oberbürgermeister hat angekündigt, wie in Xanten gleich in einem ganzen Ortskern das Tempo drosseln zu wollen.

Denn die Ergebnisse sprechen für sich: ruhigere Straßen, weniger Unfälle, weniger parkende Autos in der Innenstadt und die fahren auch deutlich langsamer. „Wenn man Tempo 30 irgendwo draufschreibt, fahren die meisten um die 50, so ist der Mensch halt“, meint Bürgermeister Thomas Görtz. Darum setzt er auch auf Tempo 20. Denn dann würden die Autofahrer wenigstens 30 fahren, wie er bemerkt.

Mülheim: Erfolgskonzept bald in ganz NRW?

Das neue Tempolimit von 20 in Innenstädten könnte künftig zum Standard werden. Die Städte haben allerdings nicht unendlich viel Spielraum. Bisher können sie lediglich in vereinzelten Straßenabschnitten das Tempolimit durchsetzen. Deshalb fordern viele Kommunen freie Hand, wie die „Rheinische Post“ berichtet. Sie wollen ihr Straßenverkehrsrecht selbst in die Hand nehmen.


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Es gibt allerdings Gegenstimmen und Negativbeispiele. So hat es in Köln auf der Venloer Straße nicht geklappt. Und auch der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Alex Fell, hält nichts von pauschalen Tempo-20-Zonen. „Dort, wo der Verkehr fließt, möchte ich auch mit dem Rad schneller als 20 km/h fahren.“ Wie bei so vielen Dingen im Leben wird die Durchsetzung des Tempo-20-Limits zunächst eine Sache der Abwägung von Fall zu Fall bleiben.