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Gelsenkirchener mit traumatischem Disco-Erlebnis – jetzt zieht er Konsequenzen

Viele haben es schon erlebt und davor schützen kann sich keiner. Nikolai Rosse aus Gelsenkirchen will jetzt etwas unternehmen.

© imago/allOver-MEV

Der traurigste Ort Duisburgs war einst eine glänzende Partylocation - Wir besuchten das Tentorium

Der traurigste Ort Duisburgs war einst eine glänzende Partylocation - Wir besuchten den „Lost Place‟ am Tentorium

Anika und Nikolai Rosse aus Gelsenkirchen haben 2023 ein originelles Produkt auf den Markt gebracht – den „K.O. Stop“. Wie der Name bereits verrät, handelt es sich dabei um einen Schutz vor sogenannten K.o.-Tropfen. Diese werden häufig eingesetzt, um junge Frauen gefügig zu machen und oft auch sexuell zu missbrauchen.

Diese Vergewaltigungsdroge kennt auch Nikolai nur zu gut. Auch ihm wurden die Tropfen bei einem Disco-Besuch untergejubelt. In einem Moment feierte er ausgelassen mit seinen Freunden und im nächsten wachte er zu Hause auf, mit Scherben im Fuß und ohne eine Ahnung, wie er dort hingelangt war. Gegenüber DER WESTEN spricht das Paar über das Erlebnis und Zukunftspläne.

Gelsenkirchener kämpfen gegen K.o.-Tropfen

„Ich konnte mich an nichts mehr erinnern“, erzählt der 38-Jährige nun über zehn Jahre später. Erst durch Gespräche mit Freunden und Bekannten, denen Ähnliches widerfahren ist, konnte er sich denken, dass er betäubt worden war. In seinem Fall war es allem Anschein nach der Barkeeper gewesen. „Einfach aus Spaß“, erklärt Anika, 36, und mittlerweile Mutter von zwei Kindern (2, 17).


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Sein Erlebnis brachte Nikolai zum Nachdenken. Wie soll man sich gegen K.o.-Tropfen schützen? „Ich habe mir da nie wirklich Gedanken drüber gemacht“, gibt der Schlosser zu. Doch nach seinem Erlebnis stellte er sich erstmals die Frage: Was gibt es da bereits an Produkten auf dem Markt? Herzlich wenig, mussten er und seine Frau entdecken. So gab es mal einen Nagellack, der die Droge anzeigen konnte. Jetzt ist es ein Test. Außerdem gibt es ein Papierarmband mit Teststreifen.

Anika und Nikolai Rosse aus Gelsenkirchen sind die Köpfe hinter „Ko Stop“. Foto: Marie Bonnet/DER WESTEN

Die Idee für „Ko Stop“ wurde also aus der Not heraus geboren. Ein paar Jahre lag sie – auch wegen Corona – halb auf Eis. Doch mit dem nun nahenden 18. Geburtstag fanden die Rosses einmal mehr die Motivation und brachten nun Anfang 2023 ihr Produkt heraus.

Der „K.O. Stop“

Eine einfache Silikon-Lasche, die man über sein Glas ziehen kann, soll gegen K.o.-Tropfen helfen. Damit können Partygänger ihr Getränk abdecken und dank eines Loches für einen Strohhalm weiter daraus trinken. Für Fremde wird somit der Zugang zum Getränk erschwert und sie können nicht mehr so leicht etwas hineinmischen.

Mittlerweile hat das Paar aus Gelsenkirchen seine Produktpalette deutlich erweitert. Den Deckel gibt es jetzt in verschiedenen Größen und Farben – sogar leuchtend. Ob wiederverwendbar und spülmaschinenfest oder Einweg, mit Strohhalm und ohne oder mit passender Tasche und Karabiner fürs Festival. Die Preise variieren je nach Option, maximal kostet ein Paket 12,90 Euro.

Gelsenkirchener wünschen sich mehr Aufklärung

Anika und Nikolai wollen ihr Gadget nun bekannter machen. Zurzeit vertreiben sie es vor allem in Klubs, bei Amazon und auf ihrer eigenen Webseite. Sobald das Geschäft richtig anläuft, haben die Rosses auch noch ein oder zwei weitere Ideen in petto. Denn wie sie nur zu gut wissen, ist der Markt noch lange nicht gesättigt. So bietet das Paar nun auch Armbänder an, die zugleich auch noch als Schlüsselanhänger und Portemonnaie genutzt werden können. Selbst für Dosen haben sie einen Klipp und dann sind auch noch ausziehbare Strohhalme geplant.


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Denn eines haben Anika und Nikolai Rosse klar erkannt: Wenn es um Schutz vor K.o.-Tropfen geht, müsste nicht nur in Deutschland noch einiges getan werden. „Es braucht definitiv mehr Aufklärung“, meint die 36-Jährige. Am besten sollte man schon in der Schule über die Gefahren aufgeklärt werden. „Verhindern kann man es eh nicht“, weiß Anika. Dann sollte man sich wenigstens bestmöglich davor schützen. Und das geht schon los mit Gesprächen. Denn wie bei so vielen anderen Tabu-Themen „spricht man nicht drüber“, weiß auch Nikolai.