Essen.
Was für ein trauriger Anblick auf der Rüttenscheider Straße in Essen!
Auf der Gastro-Meile in Essen herrscht für gewöhnlich das blühende Leben. Die Menschen treffen sich normalerweise auf der „Rü“ in hippen Cafés, beliebten Restaurants und angesagten Clubs.
Essen: Gastronomie hat mit der Corona-Krise zu kämpfen
Doch in der Corona-Pandemie scheint die Rüttenscheider Straße fast ausgestorben. Bereits seit Anfang November besteht der zweite Lockdown. Restaurants, Cafés, Bars dürfen nicht öffnen. Ihnen bleibt nur der Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen. Die Gastronomie, sie leidet so unfassbar!
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Das ist die Stadt Essen:
- geht auf das vor 850 gegründete Frauenstift Essen zurück
- 582.760 Einwohner, neun Stadtbezirke und 50 Stadtteile, viertgrößte Stadt in NRW
- seit 1958 Sitz des neugegründeten Bistums Essen
- Wahrzeichen unter anderen: Zeche Zollverein, Villa Hügel, Grugapark Essen
- war 2010 Kulturhauptstadt Europas und 2017 Grüne Hauptstadt Europas
- Oberbürgermeister ist Thomas Kufen (CDU)
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Aber es soll auch Lichtblicke in der Branche geben: Menschen, die es mitten in der Corona-Krise wagen, ein neues Café oder Restaurant zu eröffnen. Zwei von dieser Sorte haben wir eben an diesem Donnerstagnachmittag auf der Rü in Essen getroffen. DER WESTEN hat sich mit ihnen unterhalten. Über ihre Probleme und Sorgen, aber auch über ihre Hoffnungen.
Essen: „Hitzefrei“-Gründer rechneten nicht mit so einem langen Lockdown
Da gibt es zum einen seit Juli 2020 das Eiscafé „Hitzefrei“. Philip Stasinski, Benedikt Weinrich und Shahab Nouri haben „Hitzefrei“ 2017 in Dortmund gegründet. In Essen-Rüttenscheid haben sie im Juli 2020 ihre vierte Filiale eröffnet. Mitten in einer Pandemie – ein mutiger Schritt! Inzwischen sind sogar noch zwei weitere Cafés in Dortmund dazugekommen.
„Jede Krise bietet auch eine Chance. Rüttenscheid passt sehr gut zu uns. Wir wollten den Lockdown nutzen, um uns etwas aufzubauen und bekannter zu werden“, sagt Philip. Doch der junge Unternehmer will sich das Corona-Desaster auch nicht schönreden, denn: Die Jungs hatten mit solch einem langen Lockdown überhaupt nicht gerechnet!
Essen: Hoffnung aufgeben ist nicht drin
„Es läuft nicht ansatzweise wie wir uns das vorgestellt haben. Die ganzen Arbeiter sind im Home-Office. Die ganzen Läden sind zu. Hier läuft ja gar keiner mehr vorbei“, erzählt er. Doch die Hoffnung aufgeben – das will er nicht.
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Im April 2020 wurde „Hitzefrei“ von einem Feinschmecker-Magazin zu den besten 20 Eisdielen in Deutschland gewählt. Eine solche Anerkennung spendet Kraft in diesen schwierigen Zeiten. „Wir haben so oft die Hoffnung verschoben. Wir nehmen es jetzt, wie es kommt. Aber die Enttäuschung ist da“, gibt er zu.
Essen: Banu bleibt auch in dieser schwierigen Zeit positiv
Bereut man es da nicht diesen wagemutigen Schritt gegangen zu sein? Philip schüttelt mit dem Kopf. „Wir bereuen es nicht. Rüttenscheid ist ein cooles Viertel. Es passt perfekt zu uns“, meint er.
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Das sieht auch Banu Osmancelebioglu so. Ihr Café „Banunino“ eröffnete im November 2020 nur ein paar Gehminuten vom „Hitzefrei“ entfernt. Banu kommt aus dem Fluggewerbe. Auch diese Branche ist durch Corona arg gebeutelt. Zusammen mit ihrem Mann Erdal hat sie all ihren Mut zusammengenommen und sich den Traum vom eigenen Café erfüllt.
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Essen: „Banunino“-Besitzerin lobt Zusammenhalt in Rüttenscheid
Natürlich hat Banu mit den gleichen Problemen wie das „Hitzefrei“ zu kämpfen, aber sie ist eine Optimistin – und dankbar für die Menschen, die sie unterstützen: „Wir haben viele Stammkunden und das Gefühl ist einfach toll. Hier in Rüttenscheid herrscht ein großer Zusammenhalt. Auch unter den Unternehmern selbst“, freut sich Banu. „Sorgen hat man natürlich immer. Bei uns überwiegt aber die Hoffnung und die Power.“
Hoffnung und Power – zwei Dinge, die wohl jeder Gastronom in dieser schwierigen Zeit braucht. (cf)