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Essen und Bochum: Verdächtiger nach Anschlägen auf Synagogen geschnappt – doch steckt eigentlich ER dahinter

Nach den Anschlägen auf die Synagogen in Essen und Bochum ist ein Verdächtiger geschnappt worden. Doch ist ER der eigentliche Drahtzieher?

Essen
© picture alliance/dpa | Alex Talash

Verbrechen in NRW

So viel Arbeit hat die Polizei wirklich

Der Fall um die Schüsse auf die Alte Synagoge in Essen wird immer komplexer. Vergangene Woche hatte NRW-Innenminister Herbert Reul die Festnahme eines Tatverdächtigen verkündet. Doch jetzt gibt es Hinweise darauf, dass noch viel mehr hinter dem Anschlag stecken könnte.

Denn der Fall aus Essen reiht sich ein in eine Serie von Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in NRW. Das ARD-Politmagazin „Kontraste“ erfuhr nun aus Sicherheitskreisen, dass Ermittler die Drahtzieher im Iran vermuten. Demnach soll ein Deutsch-Iraner aus dem Rocker-Milieu in Verbindung zu den Anschlägen stehen.

Essen: Geflohener Hells-Angel-Boss im Visier der Ermittler

Am 17. November überschlugen sich die Ereignisse im Ruhrgebiet. Nicht nur wurde auf die alte Synagoge in Essen geschossen. Am selben Abend flog auch ein Molotow-Cocktail auf die Hildegardis-Schule in Bochum. Diese grenzt unmittelbar an den hinteren Teil der Synagoge in Bochum. Im Anschluss konnte die Polizei einen Deutsch-Iraner (35) festnehmen, der im Verdacht steht, den Molotow-Cocktail auf die Schule geschleudert zu haben. Wer hinter den Schüssen auf die Essener Synagoge steckt, ist weiterhin unklar.

Auf die Spur kamen die Ermittler dem 35-Jährigen, weil er zuvor offenbar einen Mittäter für einen Brandanschlag auf die Dortmunder Synagoge finden wollte. Der Mann lehnte ab und gab der Polizei den entscheidenden Tipp. Nach „Kontraste“-Recherchen soll der Tatverdächtige mit Ramin Y. in Kontakt gestanden haben. Der Gründer eines Hells-Angels-Chapters in Mönchengladbach ist offenbar im September 2021 in den Iran abgetaucht. Ermittler gingen davon aus, dass Ramin Y. im Auftrag der iranischen Revolutionsgarden ein Operativkommando für Anschläge in Deutschland leitet. „Wir sprechen hier von Staatsterrorismus“, zitiert das ARD-Magazin aus Sicherheitskreisen.

Anschläge in Essen und Bochum – Mord in Duisburg

Ramin Y. gilt ebenfalls als Hauptverdächtiger im sogenannten Stückelmord-Prozess am Landgericht Duisburg. Er soll im November 2013 das ehemalige Hells-Angels-Mitglied Kai M. (†32) mit einer Maschinenpistole hingerichtet haben. Die Leiche wurde anschließend zerstückelt. Über Jahre wurden Leichenteile aus Gewässern im Ruhrgebiet gezogen (mehr hier).

Ramin Y. nahm laut „Rheinischer Post“ am Freitagabend bei Instagram Stellung zu den neuen Vorwürfen: „Ich distanziere mich absolut von den Beschuldigungen und Vorwürfen. Auch frage ich mich, wie die Presse wieder an unbestätigte Informationen von sogenannten ,Ermittlungsbehörden“ kommt.“ Es werde berichtet, dass er Kontakt zu dem Verdächtigen gehabt habe. Das bedeute aber nicht automatisch, dass es einen Zusammenhang zu den Taten gebe. „Leider sind Vorverurteilungen den deutschen Medien nicht fremd“, schimpft der ehemalige Rocker-Boss.


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Die Ermittlungen zu den Anschlägen auf die Synagogen im Ruhrgebiet hat mittlerweile der Generalbundesanwalt übernommen. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde in Karlsruhe am Freitagabend der Deutschen Presse-Agentur (dpa).