Es sollte ein wunderschöner Tag für zwei Senioren aus Duisburg werden. Ein Ausflug in die Niederlande – mit Frühstück, Mittagessen, einem Besuch im Gartencenter, im Supermarkt und sogar in einer Apotheke mit „guten Angeboten“.
So stand es jedenfalls in dem Schreiben, das im Oktober 2024 im Briefkasten der älteren Frau landete. Doch der Trip wurde schnell zum Alptraum, wie die WAZ berichtete.
Duisburg: Seniorinnen werden übel abgezockt
Die Seniorin aus Duisburg war begeistert. Kurzentschlossen meldete sie auch ihre 83-jährige Freundin an. Dann geht es los:
Am 5. November 2024 – frühmorgens um sechs holt ein Transporter die beiden Damen zu Hause ab. Doch statt Richtung Holland zu fahren, steuert der Fahrer ein Hotel in Bad Bentheim an.
Dort angekommen, bringen Mitarbeiter die älteren Damen zusammen mit weiteren Teilnehmenden in einen Saal. Es gibt Frühstück – und dann beginnt das, was beide unbedingt vermeiden wollten: eine Verkaufsveranstaltung.
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„Ich war genervt“, erinnert sich die 76-Jährige. „Aber ich dachte mir, ich sitz’ das einfach aus und fahr abends wieder heim.“ Doch das Sitzen reichte nicht. Ihre Freundin lässt sich zunächst eine Matratze andrehen – 900 Euro statt angeblicher 2.000.
Später betritt ein neuer Verkäufer den Raum. Dieses Mal geht es um Reisen. Vier Tage für 80 Euro – nach Usedom, nach Prag, nach Kärnten. Die 76-Jährige, die sich eigentlich gar nichts hatte aufschwatzen lassen wollen, wird plötzlich schwach. „Ich habe in den vergangenen 14 Jahren nur einmal Urlaub auf Borkum gemacht. Da war die Verlockung auf einmal sehr groß.“
Verbraucherschützer warnen – kein Recht auf Rückzahlung
Und so kauft sie gleich fünf Kurzreisen – zum Gesamtpreis von 1.000 Euro. Denn zu den 80 Euro pro Reise kommen vor Ort „Vermittlungsgebühren“ in Höhe von 120 Euro dazu. Ihre Freundin steigt mit dem Usedom-Trip ein, kombiniert mit der Matratze ergibt das für sie 1.100 Euro – in bar.
Da die Seniorinnen nicht so viel Bargeld dabeihaben, bringt der Fahrer sie nach der versprochenen Tour durch das Gartencenter, direkt zum nächsten Geldautomaten. Am Abend unterschreiben die beiden Frauen rosa Formulare, ohne wirklich zu wissen, was darin steht.
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Im Januar folgt der Schock: Post vom Reiseunternehmen. Für jede gebuchte Reise soll nun eine Kaution von 49,90 Euro überwiesen werden – angeblich zur Sicherung der Hotelqualität und Organisation. Die 76-Jährige wird misstrauisch – und wendet sich an die Verbraucherzentrale.
Verbraucherschützer Harald Rahlke bestätigt ihre Befürchtung. Wie sich zeigt, handelt es sich nicht wie angegeben um individuelle Reisen, sondern um Pauschalreisen – aber ohne Reisesicherungsschein. Das ist riskant: Geht der Anbieter pleite, haben die Damen kein Anrecht auf Rückzahlung.
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Wie ihre Geschichte weiterging – auch finanziell – kannst du bei der „WAZ“ nachlesen.