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Dortmund: Beisetzung von Neonazi „SS-Siggi“! Polizei in Alarmbereitschaft – „Traurige Bekanntheit durch seine Taten erlangt“

Dortmund: Beisetzung von Neonazi „SS-Siggi“! Polizei in Alarmbereitschaft – „Traurige Bekanntheit durch seine Taten erlangt“

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Dortmund: Beisetzung von Neonazi „SS-Siggi“! Polizei in Alarmbereitschaft – „Traurige Bekanntheit durch seine Taten erlangt“

Dortmund: Beisetzung von Neonazi „SS-Siggi“! Polizei in Alarmbereitschaft – „Traurige Bekanntheit durch seine Taten erlangt“

Hass im Netz: Das kannst du tun

Dortmund hält den Atem an!

Die rechtsextreme Szene in Dortmund hatte am 3. Oktober ihren bundesweit bekannten Kopf Siegfried Borchardt verloren. Der mehrfach vorbestrafte „SS-Siggi“ ist an den Folgen einer Blutvergiftung gestorben. Die Beisetzung am Hauptfriedhof Dortmund hat bereits begonnen.

Und das sorgt für erhöhte Einsatzbereitschaft bei Polizei und Stadt, weil etwa 265 Teilnehmer vor Ort sind – darunter viele aus der rechten Szene!

Dortmund: Neonazi „SS-Siggi“ wird beigesetzt! Polizei in Alarmbereitschaft

Die Beisetzung sei laut Stadt keine politische Veranstaltung, muss also nach den städtischen Corona-Vorgaben stattfinden. Das heißt: In geschlossenen Räumen gilt 3G, im Freien gelten Abstandsregeln. Mitarbeiter des Ordnungsamt werden Kontrollen durchführen. Auch die Polizei ist auf Mehrarbeit eingestellt, da im Vorfeld etliche Neonazis auf verschiedenen Kanälen dazu aufgerufen, zur Beerdigung zu kommen. Man werde vor Ort sein, so ein Polizeisprecher.

Die Frage, die sich jetzt Experten und Beobachter stellen: Wird die berüchtigte Dortmunder Neonazi-Szene ohne Borchardt über kurz oder lang zerfallen? Undwahrscheinlich, glaubt Friedrich Stiller (60). Der Pfarrer ist Co-Sprecher des Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus, kennt die Szene bestens.

Im Gespräch mit DER WESTEN macht er klar: „Siegfried Borchardt war 40 Jahre lang in der Szene aktiv, hat eine traurige Bekanntheit durch seine Taten erlangt, die sich gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet haben. Dadurch ist er für viele Neonazis und Rechtsextreme zur Galionsfigur geworden.“

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Das ist Rechtsextremismus:

  • Sammelbezeichnung für faschistische und neonazistische politische Ideologien und Aktivitäten
  • bekämpfen Anspruch aller Menschen auf soziale und rechtliche Gleichheit
  • Politisches Ziel ist die Umgestaltung des Nationalstaats in eine autoritär geführte „Volksgemeinschaft“
  • Kennzeichen solcher Konzepte: rechtsextreme Symbole und Zeichen, Geschichtsrevisionismus, Islamfeindlichkeit sowie antisemitische oder antiamerikanische Verschwörungstheorien
  • bei organisierten rechtsextremen Gewalttaten spricht man von „Rechtsterrorismus“

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Dortmund: Wird die Neonazi-Szene ohne „SS-Siggi“ zerfallen?

Experte Stiller schränkt aber auch ein: „Sein ‚Ruhm‘ rührt aus früheren Tagen. In den letzten Jahren ist seine faktische Bedeutung zurückgegangen. An entscheidenden Punkten der Szene hatte er nach unserem Eindruck nicht mehr viel Einfluss.“ Sein Fazit deshalb: „Auch wenn Borchardt keine wirkliche Rolle mehr im Alltag der Szene hatte, ist sein Verlust meiner Meinung nach etwas, das zu ihrer Schwächung beiträgt. Der Verlust einer für sie so bekannten Figur erschwert ihre Handlungs- und Aktionsfähigkeit.“

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Die Polizei Dortmund hat auf Twitter bereits ein hartes Vorgehen gegen Straftaten angekündigt. Man werde die Stadt im Bereich des Hauptfriedhofs unterstützen und mit aller Konsequenz gegen Straftäter vorgehen.

Dortmund: „SS-Siggi“ mit krimineller Vergangenheit

Siegfried Borchardt ist in den 1980er-Jahren wegen verschiedener Delikte verurteilt worden. Im August 1985 saß er in U-Haft. 1986 ist er u.a. wegen Überfällen auf Gegendemonstranten, wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs zu zwei Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zwischen 1989 und 1992 sind weitere Verurteilungen und Haftstrafen erfolgt.

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Politisch aktiv ist „SS Siggi“ 2012 geworden, als er zum Kreisvorsitzenden des in Dortmund neu gegründeten „Die Rechte“-Verbandes gewählt wurde. Bei der Kommunalwahl 2014 konnte er einen Sitz im Dortmunder Stadtrat erringen, hatte sein Mandat aber schon nach zwei Monaten aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen niedergelegt. Er blieb aber danach Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. (mg)