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Ruhrgebiet: Blutender Busfahrer bittet um Hilfe – „Frage mich, wer sowas macht“

Feige Attacke auf einen Busfahrer im Ruhrgebiet. „Ich frage mich die ganze Zeit, wer so etwas macht. Und vor allem: warum?“

Ruhrgebiet
© Rainer Raffalski / FUNKE Foto Services & privat

Verbrechen in NRW

So viel Arbeit hat die Polizei wirklich

Matthias F. (53) steht noch immer neben sich. Am vergangenen Freitag (4. November) wurde der Busfahrer im Ruhrgebiet Opfer einer feigen Gewalttat. Der 53-Jährige hatte kurz nach 22 Uhr gerade erst einen Linienbus übernommen und fuhr über die Mont-Cenis-Straße in Herne Richtung Innenstadt.

Völlig aus dem Nichts schlug plötzlich gegen 22.15 Uhr auf Höhe der dortigen Turnhalle eine Jägermeister-Flasche in das Fenster des Busses ein. Die Pulle krachte gegen die Scheibe der Fahrerseite. Das Fenster zerbrach. Splitter schleuderten ins Gesicht des Fahrers. Matthias F. reagierte geistesgegenwärtig. Der Vorfall im Ruhrgebiet lässt ihn jetzt aber nicht mehr los.

Ruhrgebiet: Blutender Busfahrer unter Schock

Er habe kurz vor der Attacke auf seinen Bus noch undeutliche Stimmen gehört, berichtet der 53-Jährige im Gespräch mit DER WESTEN. Die Worte habe er nicht identifizieren können. „Entweder waren die Angreifer betrunken oder sie sprachen kein Deutsch“, erinnert er sich. Dann schlug die Flasche auch schon ein. „Ich habe zum Glück nicht das Lenkrad verrissen und konnte den Bus zum Stehen bringen“, so der Matthias F.. Seine Fahrgäste seien ihm sofort zur Hilfe gekommen. „Die waren auch alle geschockt“, so der Busfahrer.

Er berichtet von einer Schädelprellung, zahlreichen Schnittverletzungen am Kopf. Splitter habe er zuhause überall an seinem Körper gefunden. Aber vor allem lasse ihn der Vorfall nachts nicht schlafen. „Ich frage mich die ganze Zeit, wer so etwas macht. Und vor allem: warum?“, so der erfahrene Busfahrer, der schon seit 1994 beruflich hinterm Steuer sitzt.

Attacke auf Busfahrer im Ruhrgebiet: „Mit sowas rechnet man nicht“

In seinem Beruf müsse man auf viele Situationen im Straßenverkehr gefasst sein, so Matthias F.. „Doch mit sowas rechnet man nicht.“ Die Attacke habe ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Sein Arbeitgeber, die Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel GmbH (HCR) habe ihm psychologische Hilfe angeboten. „Die werde ich in Anspruch nehmen.“

„Unser in den Vorfall involvierter Mitarbeiter ist aktuell krankgeschrieben. Als Unternehmen bieten wir ihm alle uns zur Verfügung stehenden Mittel an, um die Geschehnisse so schnell wie möglich zu verarbeiten und wieder vollständig zu genesen“, so HCR-Sprecher Dirk Rogall und weiter: „Darüber hinaus suchen verschiedene Mitarbeiter wie Vorgesetzte und Betriebsrat den nachhaltigen Dialog mit dem Betroffenen.“ Der 53-Jährige hofft selbst, bald wieder auf den Beinen zu sein. „Eigentlich mache ich meinen Beruf ja gerne“, sagt er. Und das obwohl es bereits die zweite Grenzerfahrung ist, die er kurz hintereinander mitmachen musste.


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Seinen Angaben zufolge habe er im vergangenen Dezember dazwischen gehen müssen, als Jugendliche in seinem Bus Fahrgäste umgeschubst hätten. „Ich bin dazwischengegangen und wurde von zwei Jugendlichen angespuckt“, so der 53-Jährige. Einer der beiden Täter sei seinerzeit nicht strafmündig gewesen. Dem anderen sei der Prozess gemacht worden.

So reagiert das Bus-Unternehmen im Ruhrgebiet

„In den vergangenen drei Jahren beschränkten sich unsere Anzeigen gegenüber der Polizei auf insgesamt zehn Vorfälle – leider war der hier erwähnte Mitarbeiter gleich doppelt betroffen“, berichtet HCR-Sprecher Dirk Rogall. Zur Anzeige kämen etwa körperliche Übergriffe, Spuckattacken und schwere Beleidigungen. Ein spürbarer Anstieg an Straftaten sei nach nach Auswertung der HCR-Zahlen nicht erkennbar.

„Um unsere Mitarbeitenden im Fahrdienst zu schützen, unternehmen wir vielfältige Anstrengungen wie den Einsatz von Sicherheitsteams, Videoschutzanlagen oder der Installation von transparenten Schutzscheiben um den Arbeitsplatz der Fahrpersonale“, erklärt Dirk Rogall. Außerdem werde das Personal in deeskalierendem Verhalten geschult. „Bei einer Leistung von rund vier Millionen gefahrenen Kilometern ist der 100%ige Schutz von 200 Mitarbeitenden in unserem Fahrdienst jedoch nicht gänzlich zu gewährleisten.

Der doppelt betroffene Busfahrer hofft nun, dass der Flaschenwerfer durch Zeugen zur Rechenschaft gezogen werden kann. Du hast etwas gesehen? Dann melde dich bitte bei der Polizei Bochum unter der Nummer: 0234 909-5206.