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FC Schalke 04: Stadionsprecher packt über bitteres Erlebnis in seiner S04-Zeit aus – „War krass“

Dirk Oberschulte-Beckmann hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Gegenüber uns verriet er seine emotionalsten Momente beim FC Schalke 04.

FC Schalke 04 Dirk-Oberschulte Beckmann
© Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Schalke 04: Die Talfahrt eines Traditionsvereins

Der FC Schalke 04 ist einer der großen Traditionsvereine in Deutschland. In der ewigen Tabelle der Fußball-Bundesliga belegen die Königsblauen Platz sieben. Sieben Mal wurden die „Knappen“ Deutscher Meister, zuletzt 1958. Fünf Mal gewannen die Schalker den DFB-Pokal, zuletzt im Jahr 2011.

Seit 30 Jahren hören Fans des FC Schalke 04 bei jedem Heimspiel immer die gleiche, vertraute Ruhrpottstimme. Dirk Oberschulte-Beckmann war einst selbst Fan ehe er zum Stadionsprecher seines Herzensvereins ernannt wurde.

Der „Quatscher“, wie er von den Fans genannt wird, hat viele Spieler und Trainer kommen und gehen gesehen, doch er blieb dem Verein immer treu. Im Interview mit DER WESTEN blickt Dirk Oberschulte-Beckmann auf seine lange Laufbahn beim FC Schalke 04 zurück und verrät seine persönlich emotionalsten Momente.

FC Schalke 04: Auf eine emotionale Reise mit dem „Quatscher“

Hallo Dirk, heute wollen wir mit dir über deine Tätigkeit als Stadionsprecher beim FC Schalke 04 reden. Eine Position, die du schon seit fast 30 Jahren ausfüllst. Wenn du dich mal an die Anfänge zurückerinnerst: Wie bist du zum S04 gekommen?

Vor meiner Tätigkeit stand ich selbst als Fan in der Kurve. Mir sind damals ein paar Dinge aufgefallen, die mir nicht so gut gefallen haben, wie die Musikauswahl und dass der Moderator nicht im Stadion zu sehen war. Ich habe dann einen Brief geschrieben, wurde eingeladen und drei Tage später hatte ich das Angebot auf dem Tisch. Ich habe ungefähr vier Sekunden überlegt, dann war die Entscheidung gefallen. (lacht)

Die Fans sehen dich in der Regel nur alle zwei Wochen am Spieltag in der Veltins Arena. Was genau beinhaltet dein Job als Stadionsprecher denn alles?

Da steht relativ viel Vorbereitung hinter. Ablaufplan von der Regie, Vorgespräche, Moderationskarten schreiben, etc. Ich muss mich natürlich auch mit der Situation des Gegners vertraut machen. Herausforderungen bestehen zum Beispiel darin, einzelne Spielernamen auszusprechen – das ist nicht immer so einfach, da bin ich ehrlich. (lacht)

FC Schalke 04 Dirk-Oberschulte Beckmann
Seit fast 30 Jahren ist Dirk-Oberschulte Beckmann der Stadionsprecher des FC Schalke 04. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Wie gehst du mit Lampenfieber um?

Lampenfieber bezeichne ich eher als Drucksituation. Wenn der Spieltag näher rückt, verspüre ich eine Mischung aus Druck und Lust. Nervosität ist was anderes, denn ich bin eher nervös, wenn es auf dem Spielfeld eng wird.

Du hast in den 30 Jahren beim FC Schalke 04 Höhen und Tiefen mitgemacht. Kannst du dich erinnern, was dein emotionalster Moment war?

Ja, das war ganz klar 2001 als wir vier Minuten lang Deutscher Meister waren. Wir dachten, dass das Spiel HSV gegen Bayern zu Ende sei und wir dadurch Deutscher Meister wären. Aber das war eine Fehlinformation, ich wurde über unseren Regisseur im Ohr auch darüber informiert, dass das Spiel noch läuft. Und als bei uns abgepfiffen wurde, haben wir bei uns im Stadion das Spiel live übertragen. Dann gab es tatsächlich in der Nachspielzeit für die Bayern auch das Tor noch, wodurch wir dann doch kein Meister wurden. Die Emotionen gingen auf allen Ebenen – Spieler, Fans, Manager – völlig durch. Alle haben in diesen paar Minuten Hölle und Himmel gleichzeitig durchlebt. Aus sportlicher Sicht war es natürlich ein Fiasko, aber ich glaube am Ende hat diese Situation den Verein und die Fans eher zusammengeschweißt.

Du sprichst gerade die Fans an, die besonders für den S04 eine immens große Rolle spielen. Das merkt man auch in dieser Saison wieder. Doch es gab auch andere Zeiten, die gar nicht so lange her sind. In der katastrophalen Abstiegssaison haben die Fans mit deutlichen Aussagen und Aktionen ihrem Frust freien Lauf gelassen. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen? 

Im Stadion war es eher ruhig und natürlich war die Stimmung schlecht. Grundsätzlich leide ich da immer mit.

Apropos leiden: wie sehr hast du denn gelitten, als du gegen Stuttgart das erste Mal seit 1995 krankheitsbedingt ausgefallen bist?

Das war schon krass, aber da muss man auch Vernunft walten lassen. Für mich war es auf der einen Seite Freude und Schmerz, weil wir gewonnen haben. Ich habe schon öfter mal gekränkelt und trotzdem immer durchgezogen. Deshalb war es eine schwere Entscheidung, aber die Gesundheit geht immer vor.


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Als Stadionsprecher bist du natürlich auch diese Saison mit dem Herzen dabei. Glaubst du an den Klassenerhalt und wenn ja, warum?

Also mein Opa hat immer gesagt: „Setz dein Geld nicht auf Schalke!“ (lacht) Spaß beiseite: Der Klassenerhalt wäre sehr wichtig für den Verein. Es sieht sportlich im Moment positiv aus, trotz der Niederlage gegen Leverkusen.

Was würde das wohl mit den Fans machen, wenn S04 doch wieder absteigt?

Die Identifikation mit dem Verein und der Mannschaft wird bleiben. Die Leute gehen auch mit in die 2. Liga – da bin ich sicher.

Du wirst es auf jeden Fall tun, so wie die Jahre zuvor auch. Aber hast du auch schon Mal ans Ende als Stadionsprecher gedacht?

Ich werde jetzt dieses Jahr 62, natürlich irgendwann ist auch mal gut. Genau drüber nachgedacht habe ich aber noch nicht.