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Schule in NRW: Lehrerin schlägt Gewalt-Alarm! „Werden als Huren beschimpft“

Die Gewalt an Schulen in NRW steigt und steigt. Neben dem Lehrerverbands-Präsident schlägt jetzt auch eine Gesamtschul-Lehrerin Alarm.

Schule in NRW
© Imago/Privat

Präventions-Arbeiter: “Dieses Thema fliegt den Lehrern um die Ohren”

Gibt es an der Schule in NRW überhaupt keinen Anstand mehr? Birgit Ebel ist Deutsch- und Geschichtslehrerin in Herford in NRW, unterrichtet an einer Gesamtschule mit rund 720 Schülern. Sie warnt vor der zunehmenden Gewalt an ihrer oder an anderen Schulen – und schlägt damit in die gleiche Kerbe wie NRW-Lehrerverband-Präsident Andreas Bartsch.

Der hatte 2023 gewarnt (wir berichteten): „Wir haben es aktuell mit einem wachsenden Gewaltpotenzial an Schulen zu tun“. Bartsch weiter: „Die Hemmschwellen sind gesunken. Was früher auf dem Schulhof eine Rauferei war, ist heute eine Situation, die eskaliert und mit Verletzungen einhergeht. Das Aggressivitätspotenzial ist höher als in den letzten Jahren“. Längst ist aber in der Schule in NRW auch Gewalt gegen Lehrer keine Seltenheit mehr!

Schule in NRW: Lehrerin schlägt Gewalt-Alarm!

Ebel packt gegenüber DER WESTEN aus: „Die Gewalt gegen Lehrkräfte hat sich ungefähr verdreifacht. Viele von uns werden beleidigt und beschimpft. Das kommt immer wieder aus Gesprächen untereinander raus. Sogar Schulleiter werden nicht ernst genommen.“ Die Pädagogin erzählt von einer unfassbaren Situation am Tag der Zeugnisausgabe: „Manche Schüler sind nicht mit den Noten zufrieden und reagieren prompt mit rohen Pöbeleien über Lehrkräfte. Da hört man Sprüche wie ‚Die hat mir einfach eine 5 gegeben!‘ und es folgt dann ‚Hure‘, ‚Nazi‘ oder ‚Rassist‘!“

Schule in NRW
Schule in NRW: Birgit Ebel unterrichtet an einer Gesamtschule in Herford Geschichte und Deutsch. Foto: Privat

Die Jugendlichen dann zur Rede zu stellen, sei oft zwecklos. Zu stark fühlen sie sich in der Gruppe, lachen die Strenge oder mögliche Strafen einfach weg. Vor allem Schüler aus der Mittelstufe hätten Defizite, wenn es um korrektes Verhalten, Respekt und positives Miteinander gehe.

„Werden als Huren beschimpft“

Und auch Social Media spiele eine große (negative) Rolle. Die Lehrerin: „Viele der Kinder wachsen früh mit Tiktok und Instagram auf. Das ist grundsätzlich ja auch in Ordnung. Allerdings gibt es auf diesen Plattformen viele Influencer, die einfach schlechte Vorbilder sind. Die durch Studien belegte Mediensucht bereits bei 10- oder 12-Jährigen ist erschreckend. Beobachtbar ist eine zunehmende Pornografisierung von Minderjährigen und totale Frauenverachtung. Das spüren gerade wir Lehrerinnen. Auch die sexistische und antisemitisch geprägte Rap-Kultur wirkt sich im Schulalltag aus.“


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Ob eine Besserung in Sicht ist? Fraglich. Lehrerpräsident Bartsch setzt auf Bildung und Aufklärung: „Demokratie- und Werteerziehung muss jeden Tag neu gelebt werden. Wir müssen uns dem Thema stellen, damit unsere Gesellschaft nicht auseinanderfällt.“ Das sieht Ebel ähnlich. Denn trotz aller verbaler Gewalt macht sie ihren Job noch immer gern: „Es sind ja auch letztlich die vielen lieben Schüler, vor allem auch Lernwillige in der Oberstufe, die mich motivieren. Darum fahre ich jeden Tag fröhlich zur Schule!“