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Ruhrgebiet: Erschreckender Trend an Schulen sorgt für Unmut – „Kollektive Benachteiligung“

Die Schulen im Ruhrgebiet haben unterschiedlichste Voraussetzungen, die auch die Bildungschancen bedingen. Jetzt mehr als je zuvor.

Ruhrgebiet Klassenzimmer Abitur
© IMAGO / photothek

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Aktuell laufen die Vorbereitungen für das Abitur 2023 im Ruhrgebiet auf Hochtouren. Die ersten Prüfungen stehen in NRW Mitte April an.

Doch haben hier manche Schüler aus dem Ruhrgebiet eindeutig einen Nachteil, je nachdem aus welcher Stadt sie kommen und auf welche Schule sie gehen. Denn das macht jetzt einen noch größeren Unterschied als bisher.

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Ruhrgebiet: Hier schaffen immer weniger das Abitur

Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer – ganz besonders im Ruhrgebiet. Das müssen auch Schüler bemerken. 2021 etwa schaffte es fast noch die Hälfte der Schülerschaft in Mülheim mit einem Abiturzeugnis nach Hause, während es in Gelsenkirchen nur 29 Prozent waren. 2020 waren es dort noch 33,7 Prozent mehr, wie die „WAZ“ recherchiert hat.

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Auch in Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Herne schaffen immer weniger Schüler das Abi. In ganz NRW konnten es 39,5 Prozent erreichen, im Ruhrgebiet mit 38,2 Prozent etwas weniger. Mehr Unterstützung für Brennpunktschulen müssen her, heißt es gleich von mehreren Seiten. So spricht der Prof. Jörg-Peter Schräpler, ein Bochumer Sozialwissenschaftler, von einer „kollektiven Benachteiligung“ gegenüber der „WAZ“. Besonders in Großstädten sei dies ein großes Problem.

Ruhrgebiet: Bildung „von der Postleitzahl abhängig“

Der Experte führt in dem Zusammenhang die Vorteile von Ganztagsschulen auf und fordert mehr Ressourcen. „Studien zeigen, dass Ganztagsschulen insbesondere Kindern aus einkommensschwächeren Familien und Familien mit Migrationshintergrund bessere Teilhabechancen bieten.“ Auch die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW will keine Bildungschancen, die „von der Postleitzahl abhängen“. „Soziale Ungleichheit und fehlende materielle und finanzielle Ausstattung begründen die ungleichen Startbedingungen und führen zu ungleichen Bildungschancen“, so Ayla Celik.

Foto: Funke

Mehr finanzielle Unterstützung, mehr frühkindliche Bildung, mehr Lehrer – das alles könnte dazu beitragen, schlechter gestellten Schulen und Schülern zu helfen. „Nicht alle Schülerinnen und Schüler müssen Abitur machen, aber alle müssen die Chance haben, Abitur machen zu können“, erkennt auch das NRW-Schulministerium.

Abitur je nach „Sozialstruktur“ der Stadtteile

Schon der Sprung von der Grundschule zum Gymnasium sei entscheidet für die Erfolgschancen und den Erhalt des Abiturs. Nur 23 Prozent der Schüler an einer Gesamtschule gehen überhaupt den Weg dorthin und nur zehn Prozent am Berufskolleg machen den Schritt. Auch dieser Sprung sei von der „Sozialstruktur eines Stadtteils“ abhängig, sagt Schräpler. Selbst innerhalb einer Stadt wie Essen kann es je nach Süden oder Westen einen Unterschied zwischen 90 und 18 Prozent geben.


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Allen gewünschten und geplanten Maßnahmen steht nun aber schon seit längerer Zeit der Lehrermangel entgegen. Was jedoch das größte Problem im Ruhrgebiet ist, kannst du bei der „WAZ“ nachlesen.