Seit der Eröffnung der Themenwelt „Deep in Africa“ im Jahr 2006 sieht sich das Phantasialand immer wieder großer Kritik ausgesetzt. Ein offener Brief des Kölner Jugendclubs „Courage“ war 2013 der Anfang. Gut zehn Jahre später sprach sich auch ein Vertreter der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ (ISD) gegen den Themenbereich aus und warf dem Park „Rassismus“ und „Kolonialismus“ vor (DER WESTEN berichtete).
Nun wird auch eine Content Creatorin im Netz laut und gießt erneut Öl ins Feuer der immer wieder aufflackernden Debatten. „Ich weiß, wie verletzend es ist, wenn schwarze Identitäten auf Klischees reduziert werden“, meldet sie sich jetzt online zu Wort. Mit einer Petition richtet sie sich jetzt gegen die Darstellung in der Afrika-Themenwelt des Phantasialand.
Petition für „authentische Darstellung“ im Phantasialand
Unter dem Hashtag #AfrikaIstMehrAlsKulisse eröffnet Melane Nkounkolo jetzt erneut die Debatte um den „Deep in Africa“-Themenbereich im Phantasialand. Denn wie sie schreibt, würde die Afrika-Themenwelt im Brühler Freizeitpark lediglich auf „eine Kulisse aus Trommeln, Lehmhütten und Tiergeräuschen reduziert“ werden.
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Doch macht die Content Creatorin auch klar: Die Kritik ist keinesfalls neu. „Seit Jahren äußern Aktivisten, Besucher und Organisationen wie die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) ihre Bedenken. Auch Jugendgruppen wie der Club Courage haben sich öffentlich gegen die Darstellung gewandt“, schreibt sie in ihrer Petition. Bislang habe sich an der Gestaltung des Themenbereichs aber kaum etwas verändert.
Mit ihrer Petition (hier mehr Infos) will Nkounkolo aber keinesfalls die Verbannung der Afrika-Themenwelt im Phantasialand erwirken. Stattdessen will sie einerseits nach eigenen Angaben die Öffentlichkeit für einen scheinbaren Widerspruch sensibilisieren. Andererseits wendet sie sich darin direkt an den Park-Chef und fordert ein gemeinsames Gespräch mit Kulturschaffenden afrikanischer Herkunft, Historikerinnen, Aktivistinnen und Vertretern der Schwarzen Community. Darin soll besprochen werden, wie man den Themenbereich so überarbeiten kann, dass er eine authentische Perspektive für Afrika schafft.
Doch was sagt das Phantasialand zur Kritik?
Phantasialand wird deutlich
Wie eine Sprecherin des Parks auf Nachfrage von DER WESTEN offenbart, weist der Park die Kritik der Petitionsstellerin ganz klar zurück. „In unseren Themenbereich ‚Deep in Africa‘ – der bewusst nicht ‚Afrika‘ heißt, sondern den erzählerischen Namen ‚Deep in Africa‘ trägt – fließen die Elemente zahlreicher verschiedener afrikanischer Kulturen ein. Die Gestaltungen und Erlebnisse vereinen unter anderem Architektur aus Mali, Kunstwerke aus Kamerun, Wandmalereien aus Burkina Faso, kulinarische Genüsse aus Ghana und vieles mehr zu einem Gesamtbild, das die große Vielfalt des afrikanischen Kontinents zelebriert“, heißt es hier in einem Statement.
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Auch die Künstlergruppe „Miji African Dancers“, die regelmäßig im Themenbereich auftritt, sei ein weiteres Beispiel für die „authentische kulturelle Darstellung“. Im Sommer 2023 habe das Phantasialand die Afrika-Themenwelt außerdem mit Wandmalereien aus Burkina Faso erweitert. „Diese Herangehensweise gilt selbstverständlich nicht nur für den Themenbereich ‚Deep in Africa‘, sondern ebenso für alle anderen Bereiche, wie z.B. Mexico“, heißt es weiter.
„All dies geschieht unsererseits immer im Sinne eines tiefen Respekts vor der kulturellen Vielfalt und Vielgestaltigkeit, die wir gerne mit den Menschen teilen – weswegen wir in unseren Themenwelten stets auf wertschätzende Art die unterschiedlichsten Kulturen und Religionen einbinden“, ist aus dem Statement des Parks abschließend zu zitieren.
Direkter Ausspracheversuch blieb aus
Auf die Frage, ob die Petitionsstellerin überhaupt das direkte Gespräch mit dem Phantasialand gesucht hätte, reagiert eine Sprecherin des Parks deutlich: „Es gab in diesem Zusammenhang bislang keine Kontaktaufnahme von der Petitionsstellerin mit dem Phantasialand.“
DER WESTEN hat bei Nkounkolo diesbezüglich nachgehakt, mit überraschendem Ergebnis: „Ich habe das Phantasialand nicht direkt angesprochen, weil es bereits mehrfach – auch von großen Organisationen wie einer der größten Instanzen der ISD-Deutschland – auf diese Kritik hingewiesen wurde, ohne dass es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung gekommen ist.“
Sie weist darauf hin, dass ihr als Einzelperson kein anderes Mittel bliebe, als den Park über die Öffentlichkeit anzusprechen, um den Druck zu erhöhen und die Betreiber zu einer Reaktion zu bewegen.