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NRW: Katholiken outen sich – Ruhrpott-Pfarrer: „Keine Lust mehr auf Versteckspiele“

NRW: Katholiken outen sich – Ruhrpott-Pfarrer: „Keine Lust mehr auf Versteckspiele“

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Bei der beispiellosen Aktion haben sich auch Monika Schmelter (links) und Marie Kortenbusch als queer geoutet. Foto: picture alliance/dpa | Guido Kirchner

In der Initiative #OutInChurch haben sich am Montag insgesamt 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geoutet, darunter auch einige aus NRW.

Ein Pfarrer aus NRW bekundet gemeinsam mit dem Seelsorgeteam seiner Kirchengemeinde seinen tiefen Respekt für die Mitwirkenden der Initiative. Er hat eine klare Botschaft an sie und an die katholische Kirche, wie er im Gespräch mit DER WESTEN äußert.

NRW: Pfarrer stellt sich mitsamt Team hinter die Initiative – „großer Respekt“

Bereits im vergangenen Jahr sorgten katholische Geistliche mit der Aktion „Liebe gewinnt“ für Aufruhr im Vatikan. Damals segneten Priester entgegen des Verbots homosexuelle Paare. Und auch die Initiative #OutInChurch stellt sich offen gegen die Haltung innerhalb der katholischen Kirche, dass Homosexualität eine Sünde und Krankheit sei.

Hanno Rother von der katholischen Kirchengemeinde Liebfrauen in Recklinghausen hat die Aktion am Montag sowie die ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ mit Spannung beobachtet. Dazu hat er in Zusammenarbeit mit dem Seelsorgeteam eine Stellungnahme veröffentlicht.

„Wir schauen mit großem Respekt auf den Mut dieser Menschen“, heißt es dort. „Danke für die Offenheit und die Courage.“ Bei ihm und im Team sorgt die Initiative jedoch auch für einen Wermutstropfen. „Zugleich stimmt es uns traurig, dass es 2022 in der Kirche in Deutschland immer noch Mut braucht, zu der eigenen Sexualität, zur eigenen Persönlichkeit zu stehen.“ Durch das kirchliche System würde es LGBTIQ*-Personen erschwert, „sich als geliebte Kinder Gottes zu verstehen und zu erfahren“.

Rothers Glaube weist ihm selbst einen ganz anderen Weg und auch seine Gemeinde ist da seiner Meinung.

NRW: Pfarrer fordert auf, Glauben neu zu denken – „vielfältiger als unser Denkhorizont“

„Wir treten dafür ein, dass niemand in der Kirche Angst haben muss, offen zu der eigenen Persönlichkeit zu stehen“, so Rother in der Stellungnahme. „Wir glauben, dass Gott alle Menschen als seine Ebenbilder geschaffen hat. Wir können nicht glauben, dass Gott sich nur durch die wenigen Kategorien ausdrücken kann, die uns möglich sind zu denken. Als Schöpfer:in ist Gott sicher immer größer und vielfältiger als unser Denkhorizont.“

Und gerade darum begrüßt Pfarrer Rother auch die Initiative #OutInChurch. Er kann nachvollziehen, dass die Betroffenen „keine Lust mehr auf Versteckspiele“ haben. „Warum sollten sie sich auch verstecken?“, fragt er ganz unvoreingenommen. Er selbst kenne einen Großteil derjenigen, die sich am Montag geoutet haben.

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Er freue sich über jedes positive Beispiel, so zum Beispiel über Helmut Dieser, der die Initiative als Bischof von Aachen ebenfalls unterstützt. „Da ist die Kirche im Heute angekommen“, stellt Rother erleichtert fest. Als Kopf des Seelsorgeteams der Pfarrei Liebfrauen Recklinghausen stellt er sich mit vielen Mitarbeitenden der Gemeinde solidarisch zu allen LGBTIQ*-Menschen und erklärt sich als Alliierter der #OutInChurch Bewegung. (mbo)

Pfarrer Rother sieht hier auch einen Zusammenhang zum Umgang mit der Kindesmissbrauchs-Debatte der katholischen Kirche. Was er dazu zu sagen hat, erfährst du hier >>>