Veröffentlicht inRegion

Freudenberg/NRW: Luise (†12) brutal von Mitschülerinnen getötet – das treibt Kinder zu so einer Tat

Warum musste Luise aus Freudenberg/NRW sterben? Und was treibt Kinder zu solchen Taten an? Eine Psychotherapeutin mit Erklärversuch.

Blumen und Kerzen am Tatort in Freudenberg/NRW
© Oliver Berg/dpa

Die spektakulärsten Kriminalfälle in NRW

Der Schreck nach der Tat in Freudenberg/NRW sitzt tief. Viele Fragen stehen im Raum. Wie können Kinder anderen Kindern so etwas antun? Wieso musste die 12-jährige Luise sterben?

+++ Freudenberg (NRW): Freundin trauert um getötete Luise (†12) – „Sie hatte ein Herz aus Gold“ +++

Eine Jugendpsychotherapeutin hat sich dieser Fragen angenommen und die Faktoren zusammengefasst, die zu so einem Verhalten führen können.

Freudenberg/NRW: Therapeutin spricht von Realitätsverlust

„Mädchen in der Pubertät sind oft auf der Suche nach einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und vor allem Anerkennung“, so eine Jugendpsychotherapeutin gegenüber der „Bild“. „Sie probieren sich aus und können dabei die Grenzen überschreiten – mit irreversiblen Folgen.“

+++ Freudenberg/NRW: Fall Luise (†12) entsetzt die Nation? Experte nennt erschreckende Hintergründe +++

Laut der 47-Jährigen könnte die Realität erst später über den mutmaßlichen Täterinnen einbrechen. „Kinder in dem Alter können Risiken oft noch nicht realistisch einschätzen. Der Konsum von gewaltverherrlichenden Spielen, negative Beispiele in sozialen Medien oder die Identifikation mit Anti-Helden in Filmen oder Büchern kann – muss aber nicht – ebenfalls dazu beitragen, dass Fantasie und Realität verschwimmen.“

Mädchen stärker betroffen als Jungs

Im Gegensatz zu Jungen in dem Alter stünden Mädchen unter einem größeren Druck, sagt die Expertin. Der Neid untereinander, Perfektionismus und die Ansprüche an einen selbst könnten mitunter zu Frust und angestauter Aggression sorgen.

Das gepaart mit weiteren Faktoren wie fehlgeleiteten Vorbildern aus dem sozialen Umfeld könne dazu beitragen, dass Betroffene ihrem Ärger auf extreme Weise Luft machen würden. „Auch selbst erlebte Gewalt kann ehemalige Opfer zu Tätern machen“, weiß die Therapeutin. Auch das Alter spiele eine große Rolle.

„Viele Emotionen, die Erwachsene regulieren oder besser einordnen können, haben für Jugendliche eine ganz andere Tragweite. Es fehlt ihnen an Erfahrung und der Fähigkeit, Geschehnisse in die richtige Verhältnismäßigkeit zu setzen bzw. sie einzuordnen.“

Freudenberg/NRW: Fazit einer Therapeutin

„So ein grausames Verhalten ist und bleibt letztlich unerklärlich, macht fassungslos und zutiefst betroffen. Die traumatisierenden Folgeschäden betreffen nicht nur die Familie des Opfers und der Täter, sondern auch das komplette soziale Umfeld der Kinder, also auch Mitschüler, Freundeskreis, Lehrer, Anwohner. All diese Menschen benötigen dringend psychologische Hilfe, um Traumafolgestörungen zu begrenzen“, schlussfolgert die Expertin.


Mehr News:


Und was ist mit den mutmaßlichen Täterinnen? „Es bedarf sicherlich jahrelanger Therapie, um so ein Verbrechen ansatzweise zu verarbeiten – mit allen Schuldgefühlen und psychischen schweren Folgeschäden.“