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Kita-Krise in NRW: Müssen unsere Kinder bald zu Hause bleiben? – „Nachhilfe im Rechnen“

Die Kita-Krise in NRW spitzt sich zu. Ein Bündnis aus freien Kita-Trägern übt Kritik an der Regierung – und gibt „Nachhilfe im Rechnen“.

Kita-Krise in NRW
© IMAGO/Michael Gstettenbauer

Landtag NRW: Hier werden die Entscheidungen getroffen

In Düsseldorf liegt das politische Machtzentrum von Nordrhein-Westfalen. Doch seit wann ist das so und wie viele Politiker sitzen eigentlich im Landtag.

Jetzt geht es der NRW-Familienministerin Josefine Paul (42, Grüne) an den Kragen! Die Kita-Krise in NRW spitzt sich zu. Kitas, Fachkräfte und Eltern sind wütend über die Politik in NRW. Jetzt haben Kita-Träger eine Mammut-Petition mit über 35.000 Stimmen vor dem Landtag in Düsseldorf an Paul überreicht. Ihre Forderungen: mehr Geld für eine verlässliche Kinderbetreuung und frühe Bildung!

Wie schlimm die Kita-Krise in NRW ist, rechnet Marcus Bracht vom freien Kita-Träger „educcare“ aus Köln vor: „Die Landesregierung sagt, sie gibt mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro so viel Geld aus wie noch nie. Sie feiern einen sogenannten ‚Rettungsschirm‘ von 100 Millionen Euro zur Überbrückung der Lücke bei den nicht refinanzierten Tariflöhnen. Aber sie sagt nicht, wie viel es wirklich braucht, um 8.000 freie Kita-Träger in NRW, drei Viertel von allen, zu finanzieren. Entweder ist die Regierung hier im Blindflug. Oder sie legt die Mittel wissentlich zu gering aus!“ RUMMS!

Kita-Krise in NRW: Müssen unsere Kinder zu Hause bleiben?

Aktuell geraten viele freie Kita-Betreiber in NRW in Existenznot, weil sie ihre Erzieher nach Tarif zahlen wollen, aber schlicht nicht können. Das Land NRW finanziert diese Steigerung bei ihnen nicht. Viele seien bereits in Vorleistung gegangen, um auf dem Bewerbermarkt mithalten zu können. Vera Hopp vom „Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet“ (VKJ): „Schon im Vorjahr konnten wir Stellen nicht wiederbesetzen, mussten Projektstellen streichen. Dadurch haben wir beispielsweise langjährige Honorarkräfte in der Frühförderung gestrichen.“

Und weiter: „Das ist ein Teufelskreis. Kinder benötigen diese Förderung, um mit Chancengleichheit in der Schule zu starten. Gut ausgebildete Fachkräfte werden verheizt.“ Im Kern fordern die freien Kita-Träger eine vorgezogene Anpassung der Finanzierung und eine neue Regelung, dass tarifliche Lohnsteigerungen künftig direkt nach ihrem Abschluss, und nicht erst Monate später, berücksichtigt werden.“

„Nachhilfe im Rechnen“

Und Ministerin Paul? Sie redet das Problem klein, verweist darauf, dass „das Tischtuch insgesamt immer zu kurz ist“. Immerhin habe sie „großes Verständnis dafür, dass die freien Kita-Träger ihren Frust zum Ausdruck bringen“.


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Marcus Bracht vom Kölner „educcare“ gibt der Grünen-Politikerin, wie er es formuliert, „Nachhilfe im Rechnen“: „Wenn eine normal große Kita mit zehn Mitarbeitern in anderthalb Jahren eine zusätzliche Finanzierungslücke von 80.000 Euro zu stemmen hat, aus dem Überbrückungsgeld aber nur rund 12.500 Euro erhält, kommen wir auf 400 Millionen Euro zusätzliche Mittel, die die Träger unverzüglich benötigen.“ Es bleibt zu hoffen, dass das Anliegen des Kita-Bündnisses auch in Düsseldorf Gehör findet – für das Wohl unserer Kinder.