Veröffentlicht inRegion

Deutschlandticket-Effekt in NRW: Endlich weniger Staus? ADAC spricht Klartext

Das Deutschlandticket hat Millionen Käufer überzeugt. Entspannt sich jetzt endlich die Lage auf den NRW-Autobahnen? Der ADAC wird deutlich.

© dpa / Oliver Berg & Boris Roessler

Deutsche Bahn: Die Geschichte des deutschen Eisenbahnkonzerns

Es soll Teil der großen Verkehrswende in Deutschland werden. Im Mai ist das Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro an den Start gegangen. Unter anderem als Jobticket ist das bundesweit geltende Aboticket für den Nahverkehr für viele Berufspendler sogar noch deutlich günstiger zu haben.

Doch steigen Arbeitnehmer in NRW wegen des Deutschlandtickets wirklich von Auto auf Bus und Bahn um? Auf Nachfrage von DER WESTEN liefert der ADAC dazu die ersten Zahlen – und stellt klare Forderungen.

Deutschlandticket in NRW: Endlich weniger Staus?

Mehr Klimaschutz, weniger Staus und gut fürs Portemonnaie. Rund zehn Millionen Menschen haben sich im vergangenen Monat das Deutschlandticket zugelegt. Nach Angaben des  Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) seien darunter 700.000 Menschen, die den ÖPNV „bislang in der Regel nicht genutzt haben.“ Hat das bereits erste Auswirkungen auf den Straßenverkehr?

Nein, sagt der ADAC mit Blick auf das Stauaufkommen auf den NRW-Autobahnen im Mai 2023. Im Vergleich zum April sei die Anzahl der Staus sogar von 12.951 auf 14.749 gestiegen. Das sei allerdings – wie schon in den Vorjahren – unter anderem auf den Feiertagsverkehr und die gestiegene Zahl der Baustellen im Mai zurückzuführen, erklärte ein ADAC-Sprecher aus NRW. Insbesondere im Vergleich zur Stausituation während des Berufsverkehrs habe sich in NRW nichts großartig verändert. Es sei allerdings auch zu früh, um über solche Effekte zu diskutieren: „Niemand hat einen Monat nach dem Start des Tickets staufreie Autobahnen in NRW erwartet“, erklärte der ADAC-Sprecher.

ADAC spricht Klartext nach Deutschlandticket-Start

Das Deutschlandticket brauche logischerweise eine Anlaufzeit. Es habe mittelfristig allerdings schon das Potenzial, dazu beizutragen, dass ein Teil der Berufspendler vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen könnte. Dazu müsse die Bahn allerdings nicht nur zuverlässiger werden, sondern auch ihre Taktung erhöhen. „Ansonsten werden wechselbereite Menschen vergrault, wenn sie sich aufgrund von Ausfällen oder Verspätungen ständig Gedanken machen müssen, ob sie pünktlich zur Arbeit kommen“, wird der ADAC-Sprecher deutlich.


Mehr Themen:


Gerade im ländlichen Bereich sei das ÖPNV-Angebot so dünn, dass das Deutschlandticket allein nach jetzigem Stand kaum eine Alternative zum Auto sei. „Wenn nur einmal pro Stunde ein Bus fährt oder die Vernetzung der einzelnen Angebote zu schlecht ist, dann nützt auch das Deutschlandticket wenig.“ Dort müsse es alternative Mobilitätsangebot zum klassischen Linienverkehr geben, um Pendler zu nächstgelegenen Bahnhöfen zu bringen.

Der ADAC fordert in diesem Zusammenhang neben dem klassischen Linienverkehr etwa die Ausweitung von Anruf-Sammel- beziehungsweise Linien-Taxen, Ruf- und Bürgerbussen und kommunale Sharing-Fahrzeuge. Sollten öffentliche Gelder in diesen Ausbau fließen, könnte das Deutschlandticket auch im ländlichen Bereich eine echte Alternative werden.