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Ukraine-Krieg: Putin droht mit Gaslieferstopp an Deutschland – Kreml äußert sich zu Atomwaffen-Plänen

Ukraine-Krieg: Putin droht mit Gaslieferstopp an Deutschland – Kreml äußert sich zu Atomwaffen-Plänen

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Ukraine-Krieg: Putin droht mit Gaslieferstopp an Deutschland – Kreml äußert sich zu Atomwaffen-Plänen

Ukraine-Krieg: Putin droht mit Gaslieferstopp an Deutschland – Kreml äußert sich zu Atomwaffen-Plänen

Flüchlinge aus Mariupol: "Alles ist zerstört"

"Es gibt kein Mariupol mehr!" Geflüchtete aus der ukrainischen Hafenstadt berichten von massiven Zerstörungen. Nach ukrainischen Angaben verschleppte die russische Armee Zivilisten aus Mariupol nach Russland.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine scheint weiter ins Stocken zu geraten. Der Widerstand der Ukrainer bleibt entschlossen. Das Leid der Zivilbevölkerung im Land ist unermesslich.

Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein Volk bieten Kreml-Herrscher Wladimir Putin aber mit Unterstützung der NATO-Staaten die Stirn. Ein Ausweg aus dem Ukraine-Krieg ist noch nicht absehbar.

News-Blog zum Ukraine-Krieg

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Dienstag, 29. März 2022

07.00 Uhr: Die Nacht im Überblick

Russland und die Ukraine wollen sich zu erneuten Verhandlungen zusammenfinden. Der Kreml erwägt einen Stopp der Gaslieferungen. Hier ein Überblick zu den neusten Ergeignissen rund um Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine!

Selenskyj zufolge wurden die russischen Einheiten aus der wochenlang umkämpften Stadt Irpin bei Kiew zurückgeschlagen. Die ukrainische Armee liefert sich dort jedoch weiterhin erbitterte Gefechte mit den russischen Streitkräften. Russische Truppen hielten den Norden des Kiewer Gebiets unter ihrer Kontrolle, verfügten über Ressourcen und Kräfte, heißt es. Es werde versucht, zerschlagene Einheiten wieder aufzubauen. Auch in den Gebieten Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Donbass und im Süden der Ukraine bleibe die Lage „sehr schwierig“. Selenskyj forderte erneut schärfere Sanktionen gegen Russland.

Die ukrainischen Streitkräfte versuchen nach eigenen Angaben an mehreren Orten, Angriffe russischer Einheiten abzuwehren. Man sei dabei, den russischen Vormarsch auf die Großstadt Slowjansk im Gebiet Donezk im Südosten des Landes sowie auf die rund eine Autostunde entfernte Kleinstadt Barwinkowe im Gebiet Charkiw zu stoppen, heißt es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs, der in der Nacht zu Dienstag auf Facebook veröffentlicht wurde.

Kreml beharrt auf Gas-Zahlung in Rubel – und will die Lieferung andernfalls stoppen

Da die EU nicht auf Forderungen der Bezahlung von Gaslieferungen in Rubel eingehen möchte, droht Russland weiterhin mit Lieferstopps. „Keine Bezahlung – kein Gas“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem amerikanischen TV-Sender PBS. Moskau wolle die endgültige Antwort der EU abwarten und dann die nächsten Schritte festlegen. „Wir beabsichtigen aber auf keinen Fall, uns als Wohltäter zu zeigen und Westeuropa kostenloses Gas zu liefern“, betonte Peskow. Kremlchef Wladimir Putin hatte angeordnet, dass Erdgas an „unfreundliche“ Staaten wie Deutschland nur noch gegen Zahlung in Rubel zu liefern sei. Dies wurde bereits von einigen Ländern mit dem Hinweis auf Vertragsbruch zurückgewiesen.

Kreml dementiert Pläne für Atomwaffen-Einsatz im Ukraine-Krieg

Kremlsprecher Peskow trat zugleich Spekulationen entgegen, Moskau könne im Ukraine-Krieg Atomwaffen einsetzen. „Niemand in Russland denkt an den Einsatz oder auch nur an die Idee eines Einsatzes von Atomwaffen“, sagte er im PBS-Interview. Russland greife zum Atomwaffenarsenal nur bei einer „Bedrohung der Existenz“. Die staatliche Existenz Russlands und die Ereignisse in der Ukraine hätten „nichts miteinander zu tun“. Die Sorge im Westen über mögliche Atomwaffenpläne Moskaus war gestiegen, als Putin zum Auftakt des Angriffskrieges in der Ukraine eine erhöhte Alarmbereitschaft der russischen Nuklearstreitkräfte anordnete.

Biden steht zu Äußerung über Putin

US-Präsident Joe Biden steht zu seiner umstrittenen Aussage über Putin im Ukraine-Krieg, will diese aber nicht als Aufruf zum Machtwechsel in Moskau verstanden wissen. „Ich nehme nichts zurück“, sagte Biden im Weißen Haus. „Solche Menschen sollten keine Länder regieren, aber sie tun es. Die Tatsache, dass sie es tun, bedeutet aber nicht, dass ich meine Empörung darüber nicht zum Ausdruck bringen kann.“ Damit sei kein Aufruf zum Machtwechsel im Kreml verbunden. Biden hatte Putin am Samstagabend bei einer Rede in Warschau einen „Diktator“ genannt und mit den Worten geschlossen: Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“

Halbe Million Ukrainer seit Kriegsbeginn zurückgekehrt

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind nach Angaben der ukrainischen Grenzpolizei rund 510 000 Menschen aus dem Ausland zurückgekehrt. Allein in der vergangenen Woche seien es 110 000 Menschen gewesen, sagte ein Sprecher der Behörde der Tageszeitung „Welt“. Acht von zehn Einreisenden seien Männer. Die meisten kämen aus Polen. Vor Beginn des Krieges lebten rund 44 Millionen Menschen in der Ukraine. Rund 3,9 Millionen Menschen sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR ins Ausland geflüchtet.

Keine Schäden an Nuklearmaterial in Charkiw

Bei kürzlichem Beschuss hat eine nukleare Forschungseinrichtung in der ostukrainischen Stadt Charkiw zwar Schäden erlitten, ihre geringe Menge an Nuklearmaterial aber ist intakt geblieben. Das teilte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Montagabend unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde mit.

Montag, 28. März 2022
22.45 Uhr: Wendet sich das Blatt? Ukrainische Armee setzt zum Gegenschlag an

Seit einem Monat herrscht bereits Krieg in der Ukraine. Die russische Armee ist weiterhin auf dem Vormarsch, allerdings kommt sie ins Stocken. Während die Stadt Mariupol im Donbass weiterhin vom russischen Militär bombardiert wird, setzt nun aber auch die Ukraine zur Gegenoffensive an. Könnte sie damit den Krieg für sich entscheiden? Hier erfährst du mehr!

19.00 Uhr: Ukrainische Soldaten in DHL-Lieferwagen

DHL-Transporter sind in der Ukraine gesichtet worden. Einige Fahrzeuge sind im Einsatz der ukrainischen Truppen unterwegs. „Warum ist dieser DHL-Wagen hier? Wie ist das passiert?“, fragt „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer in einem Video. Auf dem Bildmaterial sind ukrainische Soldaten zu sehen. Daneben, unverkennbar der bekannte gelbe Transporter mit roter DHL-Aufschrift. Diese Redaktion hat beim Unternehmen nachgehakt – jetzt kommt die Wahrheit raus, wie du hier nachlesen kannst!

18.30 Uhr: Gift-Anschlag auf Roman Abramowitsch und Friedensverhandler?

Schrecklicher Verdacht! Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, haben der russische Oligarch Roman Abramowitsch (55) und mindestens zwei ukrainische Friedensverhandler nach einem Treffen in Kiew an Symptomen einer Vergiftung gelitten! Die Männer hätten rote und tränende Augen gehabt, Abramowitsch soll sogar für mehrere Stunden sein Augenlicht verloren haben!

Die Betroffenen hätten vor Auftreten der Symptome Schokolade gegessen und Wasser getrunken. Bei einer vierten Person, die die gleichen Dinge zu sich nahm, soll es allerdings keine Anzeichen für eine Vergiftung gegeben haben. Ein deutsches Forensikteam mit dem nötigen Fachwissen soll jetzt zur Untersuchung hinzugezogen worden sein.

16.25 Uhr: Scholz: Flüchtlingswelle aus der Ukraine „nur der Anfang“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rechnet damit, dass noch erheblich mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland kommen. Bisher seien mehr als 300.000 Menschen aufgenommen worden, sagt er. „Aber das wird nur der Anfang sein.“

Zudem hat Scholz die anderen EU-Staaten an ihre Zusage zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine erinnert. Bisher seien viele Schutzsuchende vor allem in den an die Ukraine grenzenden Ländern und auch in Deutschland angekommen, sagte der SPD-Politiker in Berlin.

16.10 Uhr: Russland plant Einreisebeschränkungen

Russland will Einreisebeschränkungen für Staatsangehörige „unfreundlicher“ Staaten verhängen. Dabei handele es sich um „Vergeltungsmaßnahmen in Antwort auf unfreundliche Aktionen einer Reihe anderer Staaten“, erklärte Außenminister Lawrow. Ein entsprechendes Präsidentendekret sei in Arbeit.

16.00 Uhr: Keine Anzeichen für russischen Rückzug aus Kiew

Die Ukraine sieht keine Anzeichen, dass sich russische Truppen von Kiew zurückziehen. Russland habe ihre Pläne nicht aufgegeben, Kiew einzukesseln, sagt der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk. „Derzeit sehen wir keine Bewegungen der feindlichen Truppen weg von Kiew.“

15.45 Uhr: Französische Behörde mahnt zum Energiesparen

Die französische Energiebehörde hat angesichts des Ukraine-Kriegs zum Gas- und Stromsparen aufgerufen und vor Stromausfällen im kommenden Winter gewarnt. „Jeder muss sich anstrengen, die Industrie, der Dienstleistungssektor, die öffentlichen Gebäude und jeder einzelne von uns“, sagte Jean-François Carenco, der Chef der Behörde. „Wir müssen jetzt Gas und Strom sparen, sonst sieht es im nächsten Winter schlecht aus.“

11.55 Uhr: Ukraine dementiert Angaben um Brände in Zone um Tschernobyl

Immer wieder hörte man in den letzten Tagen und Wochen von Bränden nahe der Atomruine in Tschernobyl. In der ukrainischen Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk sind nach ukrainischen Angaben jedoch aktuell keine größeren Brände mehr festgestellt worden. Aufnahmen von Satelliten würden derzeit keine derartigen Wärmequellen feststellen, teilte der ukrainische Zivilschutzdienst am Montag mit. Anderslautende Informationen seien falsch.

Vergangene Woche hatte das Parlament unter Berufung auf europäische Satellitendaten über mehrere große Feuer in dem weitgehend von russischen Truppen kontrollierten Sperrgebiet informiert. Auslöser der Feuer sei Beschuss gewesen.

Noch am Sonntagabend hatte die stellvertretende ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk Telegram von neu ausgebrochenen Bränden in der von russischen Streitkräften besetzten Zone um die Atomruine Tschernobyl gesprochen: „In der Sperrzone haben große Brände begonnen, die sehr ernste Folgen haben können“, schrieb sie. Allerdings sei es wegen der russischen Truppen im Moment „unmöglich, die Brände vollständig zu kontrollieren und zu löschen“.

10.30 Uhr: Einrichtung von Fluchtkorridoren scheitert erneut

Unzählige Menschen sitzen in der Ukraine fest. Der Grund: Obwohl Russland und die Ukraine sich auf die Einrichtung von Fluchtkorridoren zur Evakuierung der Bevölkerung geeinigt hatten, kommt es immer wieder zu Problemen. Aufgrund der Bedrohung durch russische Truppen können nach Angaben aus Kiew auch an diesem Montag keine Fluchtkorridore zur Evakuierung von Zivilisten eingerichtet werden. Es gebe Geheimdienstinformationen über mögliche „Provokationen“ auf den Routen, sagte die stellvertretende Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Montag.

Die Ukraine und Russland werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, die Evakuierung von Zivilisten aus besonders umkämpften Gebieten zu sabotieren. Die ukrainische Zeitung „Prawda“ spricht unter Berufung auf verschiedene Regionalverwaltungen von andauerndem russischem Beschuss in verschiedenen Landesteilen. In der Region um Kiew habe es Raketeneinschläge gegeben sowie Kämpfe entlang einer Autobahn. In Tschernihiw im Norden wehrten ukrainische Soldaten demnach in der vergangenen Nacht russische Angriffe ab. Auch die Gebiete Schytomyr und Charkiw seien mit Raketen und Bomben beschossen worden.

10.15 Uhr: Mehr als 140 Kinder seit Kriegsbeginn in Ukraine getötet

Die grausamen Gefechte in der Ukraine dauern an. Dabei kommen auch immer wieder Zivilisten zu Schaden. So wurden seit Beginn des russischen Angriffskrieges nach Angaben aus Kiew in der Ukraine mindestens 143 Kinder getötet und 216 verletzt. Die genaue Zahl der getöteten und verletzten Kinder könne wegen der forwährenden Angriffe des russischen Militärs auf ukrainische Städte nicht exakt ermittelt werden, so die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, am Montag auf Telegram. Eine Überprüfung der Angaben ist aktuell nur schwer möglich.

Seit dem Einmarsch der russische Truppen in die Ukraine am 24. Februar mussten nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef rund 4,3 Millionen Kinder aus dem Land flüchten, davon 1,8 Millionen in Nachbarländer der Ukraine.

Insgesamt wurden nach UN-Angaben in dem seit mehr als vier Wochen andauernden Krieg 1119 Zivilisten getötet und 1790 verletzt. Die tatsächliche Opferzahl dürfte nach Einschätzung des UN-Menschenrechtskommissariats aber höher liegen, da aus besonders heftig umkämpften Städten und Gebieten wie Mariupol, Charkiw oder Sumy keine zuverlässigen Angaben vorliegen.

10.00 Uhr: Eiserner Vorhang zwischen Moskau und der freien Welt ist zurück

Die polnische Zeitung „Rzeczpospolita“ kommentiert am Montag die Rede des US-Präsidenten Joe Biden in Warschau: „Auf den ersten Anschein hat der US-Präsident in Warschau nichts Bahnbrechendes gesagt. Diejenigen, die eine Rede vom Format der Auftritte von Kennedy oder Reagan in Berlin erwartet hatten, wurden enttäuscht. Genauso wie diejenigen, die auf eine Erweiterung des US-Truppenkontingents in Polen gehofft hatten oder zumindest auf Informationen über Garantien der Nato für einen sicheren Himmel über der Ukraine. Derartige Erklärungen gab es nicht.

Aber bei Bidens Rede am Warschauer Königsschloss ging es eben nicht um technische Details, sondern um ihre allgemeine Aussage und die Tatsache, wo sie gehalten wurde und an wen sie gerichtet war. „Wir werden kein Stück Erde eines Bündnisstaates aufgeben“ – das war die Botschaft, die an den Bewohner des Kremls gerichtet war. Die Russen hörten von ihm schlechte Nachrichten über die Zukunft ihrer Wirtschaft, aber auch den Aufruf, das Regime zu stürzen. Zwischen Moskau und der freien Welt fällt ein neuer Eiserner Vorhang. Russland wird nicht militärisch vernichtet, sondern mit Sanktionen und internationaler Isolation.“

09.30 Uhr: London unterstützt Kiew mit Experten für Kriegsverbrechenanklage

Angesichts möglicher russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine soll ein britischer Experte die Justiz in Kiew beraten. Die britische Regierung hat dafür den ehemaligen Richter des Internationalen Strafgerichtshofs, Howard Morrison, ernannt. „Großbritannien setzt sich dafür ein, dass die Gräueltaten, die wir täglich in der Ukraine erleben, nicht vergessen werden und dass diejenigen, die illegale Befehle geben oder diesen folgen, aufgespürt und zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Generalstaatsanwältin Suella Braverman einer Mitteilung vom Montag zufolge.

Morrison arbeitete auch am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, unter anderem im Prozess gegen den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic.

Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa zeigte sich erfreut über die Unterstützung. „Die Erfahrung sowie Kenntnis internationalen Kriegsrechts von Sir Howard sagen mehr aus als Worte und seine Hilfe wird bei einer Reihe von Themen sofort in Anspruch genommen“, sagte Wenediktowa. Zuvor hatte Gen

06.45 Uhr: Ukrainische Streitkräfte gehen zum Gegenangriff über

Nach der Ankündigung Russlands, sich im Ukraine-Krieg künftig auf die „Befreiung des Donbass“ konzentrieren zu wollen, befürchtet die Regierung in Kiew eine Zuspitzung der Lage in Mariupol und im Osten des Landes. „Dies bedeutet eine potenzielle oder starke Verschlechterung rund um Mariupol“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch in einer auf dem Telegram-Konto des Präsidenten veröffentlichten Videobotschaft. Die ukrainische Armee ging mancherorts unterdessen zum Gegenangriff über.

In der belagerten Hafenstadt Mariupol kämpften die Eingeschlossenen weiter „ums Überleben“, erklärte das ukrainische Außenministerium in der Nacht zum Montag auf Twitter. „Die humanitäre Lage ist katastrophal.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte wiederum, es sei weiterhin „unmöglich, Lebensmittel und Medikamente“ in die Stadt zu bringen. „Die russischen Streitkräfte bombardieren die Konvois mit humanitärer Hilfe und töten die Fahrer.“ Zuvor hatte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk noch gesagt, dass am Sonntag wieder Fluchtrouten mit den russischen Streitkräften vereinbart worden seien, um Menschen aus der belagerten Hafenstadt in Sicherheit bringen zu können. Zuletzt waren mehrere Versuche, sichere Fluchtwege für die Zivilisten einzurichten, gescheitert. Die Kriegsparteien wiesen sich die Schuld daran gegenseitig zu.

Selenskyj warf den Russen erneut vor, etwa 2000 Kinder „entführt“ zu haben. „Wir wissen nicht genau, wo sie sind“, sagte er. „Einige sind bei ihren Eltern, andere nicht.“

Der französische Präsident Emmanuel Macron will am Montag oder Dienstag mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin telefonieren, um dessen Zustimmung für einen „humanitären Einsatz“ in Zusammenarbeit mit Griechenland und der Türkei zu erhalten.

Die Ukrainer könnten nun allerdings hoffen, dass der „Feind“ aus den Regionen Kiew, Tschernihiw, Sumy und Charkiw „vertrieben“ werden könne, sagte der Berater Arestowytsch mit Verweis auf die nördlichen und östlichen Regionen. Die ukrainischen Truppen hätten dort kleine, taktische Gegenangriffe gegen die russischen Truppen gestartet.

06.30 Uhr: Erneut Brände – Lage auf Gelände von Atomruine in Tschernobyl bleibt chaotisch

In der von russischen Streitkräften besetzten Zone um die Atomruine Tschernobyl sind nach Angaben der ukrainischen Behörden neue Brände ausgebrochen. „In der Sperrzone haben große Brände begonnen, die sehr ernste Folgen haben können“, schrieb die stellvertretende ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntagabend auf Telegram. Allerdings sei es wegen der russischen Truppen im Moment „unmöglich, die Brände vollständig zu kontrollieren und zu löschen“.

Wereschtschuk forderte vom UN-Sicherheitsrat „sofortige Maßnahmen“ zur „Entmilitarisierung“ des Gebiets rund um die Atomruine.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) teilte am Sonntag mit, dass die Sicherheitslage in den ukrainischen Kernkraftwerken unverändert sei. Sie hatte vergangene Woche festgestellt, dass die Waldbrände in der Umgebung von Tschernobyl kein größeres radiologisches Risiko darstellten.

Die IAEA empfängt sei knapp drei Wochen allerdings keine Live-Daten mehr von den Überwachungsgeräten aus Tschernobyl. Außerdem zeigte sie sich am Sonntag besorgt, dass das Personal auf dem Gelände seit dem 20. März nicht mehr ausgetauscht wurde. Das vorherige Team hatte sogar einen Monat ohne Ablösung arbeiten müssen.

Die Russen hatten das Gelände bereits am ersten Tag ihrer Invasion im Nachbarland besetzt. Nach der Kernschmelze von 1986 war ein Sarkophag über der Ruine gebaut worden, der den Austritt von Radioaktivität verhindern soll. Auf dem Gelände lagern aber auch noch ausgebrannte Brennstäbe.

06.00 Uhr: Die Nacht im Überblick – Ukraine wirft russischem Militär eine „unmenschliche Taktik“ vor

Das russische Militär hat seine Luftangriffe gegen ukrainische Städte auch in der Nacht zum Montag fortgesetzt. Nach ukrainischen Medienberichten wurden unter anderem die Hauptstadt Kiew sowie Luzk, Riwne und Charkiw von mehreren schweren Explosionen erschüttert. In Luzk im Nordwesten der Ukraine wurde ein Treibstoffdepot getroffen. Zuvor war in allen Regionen des Landes Luftalarm ausgelöst worden.

Die ukrainische Führung warf dem russischen Militär eine „unmenschliche Taktik“ vor. Dazu gehörten etwa die „partielle oder totale Blockade von humanitären Korridoren, Blockade der belagerten Städte“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak auf Twitter. Zudem setze Russland „totale Raketenangriffe“ gegen ukrainische Städte fort. Dazu werde die Hafenstadt Mariupol mit Bombenteppichen eingedeckt.

Ukrainische Armee berichtet von Erfolgen

Ukrainische Truppen sind nach eigener Darstellung zu erfolgreichen Gegenangriffen in der Umgebung der Stadt Charkiw im Osten des Landes angetreten. Dabei seien russische Truppen am Sonntag aus mehreren Ortschaften verdrängt worden, sagte der regionale Militärchef Oleg Synegubow auf Telegram. „Wir treiben die Besatzer in Richtung (russischer) Grenze zurück“, sagte er. Auch bei Kiew gab es nach ukrainischen Militärangaben Landgewinne. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Kiew: Russland bringt neue Raketen nach Belarus

Zur Vorbereitung neuer Raketenangriffe auf die Ukraine werden russische Abschussrampen in Belarus nach Erkenntnissen der ukrainischen Militäraufklärung mit frischen neuen Projektilen versorgt. Die Raketen seien für die bei Kalinkawitschy aufgestellten Einheiten mit dem „Iskander“-Waffensystem gedacht, hieß es. Städte in der Ukraine wurden am Wochenende wiederholt von russischen Raketen getroffen. Das „Iskander“-System (Nato-Code SS-26 Stone) ist eine mobile Abschussbasis, die sowohl ballistische Kurzstreckenraketen als auch Marschflugkörper abfeuern kann.

London: Russland blockiert weiterhin ukrainische Schwarzmeerküste

Russland hält aus Sicht der britischen Regierung weiterhin seine Blockade der ukrainischen Schwarzmeerküste aufrecht und isoliert die Ukraine damit effektiv vom internationalen Seehandel. Zudem gebe es weiter sporadische Raketenangriffe der russischen Seestreitkräfte, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen in der Nacht zum Montag. Die Zerstörung des russischen Landungsschiffs „Saratow“ im Hafen von Berdjansk dürfte die russische Marine indes wohl zögern lassen, künftig Einsätze in nächster Nähe der ukrainischen Küste durchzuführen.

Biden: Habe keinen Machtwechsel in Moskau gefordert

US-Präsident Joe Biden hat dementiert, dass er bei seiner Rede zum Ukraine-Krieg in Warschau den Sturz des russischen Präsidenten Wladimir Putin gefordert habe. Eine Reporterin fragte Biden am Sonntagabend: „Herr Präsident, wollen Sie, dass Putin (von seinem Amt) entfernt wird? Herr Präsident, haben Sie einen Regimewechsel gefordert?“ Biden antwortete darauf: „Nein.“ Biden hatte Putin am Samstagabend einen „Diktator“ genannt und mit den Worten geschlossen: Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ Das Weiße Haus betonte danach, das sei kein Aufruf zum Sturz Putins.

Selenskyj zu russischen Medien: Putin zieht Krieg in die Länge

Mehr als einen Monat nach Kriegsbeginn warf der ukrainische Präsident Selenskyj in einem Interview mit russischen Journalisten Kremlchef Putin eine Verzögerung der Friedensverhandlungen vor. In dem rund anderthalbstündigen Video-Gespräch forderte Selenskyj einmal mehr einen Abzug russischer Truppen von ukrainischem Territorium. Erst dann könne es Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, die wiederum Grundlage für den von Moskau geforderten Nato-Verzicht der Ukraine seien. Selenskyj erneuerte außerdem seine Ankündigung, dass über einen möglichen neutralen Status der Ukraine letztendlich nur die ukrainischen Bürger per Referendum entscheiden könnten.

Scholz: Erwägen Raketenschutzschild für Deutschland

Bundeskanzler Olaf Scholz erwägt die Errichtung eines Raketenschutzschilds für ganz Deutschland nach israelischem Vorbild. „Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten, aus gutem Grund“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“ auf die Frage, ob ein Schutzschirm gegen Raketenangriffe wie in Israel über das Land gespannt werden soll. „Wir müssen uns alle darauf vorbereiten, dass wir einen Nachbarn haben, der gegenwärtig bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine Interessen durchzusetzen. Deswegen müssen wir uns gemeinsam so stark machen, dass das unterbleibt.“

Bundesländer: Benutzen von russischem „Z“-Symbol strafbar

Mehrere Bundesländer haben strafrechtliche Konsequenzen beim öffentlichen Verwenden des russischen „Z“-Symbols angekündigt. Der lateinische Buchstabe wird von Befürwortern des Kriegs in der Ukraine genutzt. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte dem „Tagesspiegel“ (Montag): „Wird der Kontext zum Krieg hergestellt mit der Verwendung des weißen Z’s, wie es auf den russischen Militärfahrzeugen zu sehen ist, dann bedeutet das natürlich die Befürwortung des Angriffskrieges. Das wäre strafbar, da schreiten wir auch sofort ein.“

Sonntag, 27. März 2022

21.50 Uhr: Video aufgetaucht – werden HIER russische Kriegsgefangene gefoltert?

Viele Kriegsvebrechen der russischen Kämpfer sind bereits dokumentiert. Auch Zivilisten geraten immer wieder ohne Rücksichtnahme unter ihren Beschuss. Nun aber ist ein verstörendes Video aufgetaucht, das zeigt, dass auch russische Soldaten scheinbar in diesen Tagen Opfer von Kriegsverbrechen werden.

Im Netz kursieren Videoaufnahmen, die nach Einschätzung des „Bild“-Militärexperten Julian Röpcke authentisch zu sein scheinen. Auf dem Handyvideo ist mutmaßlich zu sehen, wie ukrainische Soldaten gefesselte russische Soldaten, offenbar Kriegsgefangene, in die Beine schießen. Möglicherweise sollen die feindlichen Kämpfer so dauerhaft kampfunfähig gemacht werden.

+++ Putin: Zwingen ihn die Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges bald in die Knie? +++

Journalist Röpcke dazu bei „Bild-TV“: „Wenn es sich bestätigt, dass das echte Aufnahmen sind – und vieles spricht dafür – dann ist das ein Kriegsverbrechen von den ukrainischen Truppen.“

Insgesamt sind zehn schwer verwundete Soldaten, teilweise mit starken Blutverlusten, auf dem Video zu sehen. Auf Twitter schrieb Röpcke: „Ein dritte Soldat wird angeschossen, nachdem er sich bereits freiwillig hingekniet hat. Es handelt sich demnach um ein geplantes und systematisches Vorgehen dieser ukrainischen Einheit. (…) Dabei riskieren sie natürlich, Arterien und Venen der Gefangenen zu treffen und nehmen deren Tod billigend in Kauf.“

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+++ Ukraine-Krieg: Steinmeier mit deutlicher Ansage – „Viele Härten liegen noch vor uns“ +++

21.20 Uhr: Botschafter Melnyk lehnt Einladung von Bundespräsident Steinmeier ab

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat eine Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Solidaritätskonzert für die Ukraine abgelehnt. Grund ist die Teilnahme von russischen Musikern an dem Konzert. Melnyk schrieb auf Twitter, dass es „Affront“ sei, dass nur russische Solisten auftreten.

+++ Ukraine-Botschafter Melnyk verliert die Beherrschung – „Halten Sie lieber ihre Klappe“ +++

Was jedoch aus der Einladung klar hervorgeht: An dem Konzert nehmen auch Musiker aus der Ukraine, Belarus und Deutschland teil, die Stücke ukrainischer, russischer und polnischer Komponisten aufführen werden. Das Konzert der Berliner Philharmoniker im Schloss Bellevue findet unter dem Titel „Für Freiheit und Frieden“ statt. Alle Künstler, so heißt es im Einladungstext, „verurteilen den Angriffskrieg auf die Ukraine und senden ein Signal der Solidarität“. Zu Beginn und zum Abschluss des Konzerts spielen Musiker jeweils ein Stück des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov, der auch anwesend sein wird.

+++ Ukraine: Tonfall von Botschafter Melnyk sorgt für Unmut! Muss man dafür Verständnis haben? +++

Cerstin Gammelin, Sprecherin des Bundespräsidenten, bedauerte Melnyks Absage. Die Musiker möchten „ein gemeinsames Zeichen gegen den verbrecherischen russischen Krieg gegen die Ukraine“ setzen, so Gammelin. „Im Zentrum der Programmgestaltung steht der bedeutende ukrainische Komponist Valentin Silvestrov, der im hohen Alter von 84 Jahren selbst aus seiner Heimat fliehen musste und nun in Berlin Zuflucht gefunden hat. Er wird als Gast des Bundespräsidenten zugegen sein, seine Werke erklingen zu Beginn und Ende des Konzerts. Er wird auch selbst am Flügel Stücke spielen, die er auf der furchtbaren Flucht komponiert hat.“