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Ukraine-Krieg: Selenskyj über Russland-Hass – „Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist fürchterlich“

Ukraine-Krieg: Selenskyj über Russland-Hass – „Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist fürchterlich“

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Ukraine-Krieg: Selenskyj über Russland-Hass – „Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist fürchterlich“

Ukraine-Krieg: Selenskyj über Russland-Hass – „Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist fürchterlich“

Kramatorsk: Entsetzen über Raketenangriff auf Flüchtlinge

Weltweites Entsetzen nach einem Raketenangriff auf einen Bahnhof voller Flüchtlinge: Im ostukrainischen Kramatorsk wurden bei dem Angriff dutzende Menschen getötet und viele weitere verletzt. Die EU wirft Moskau vor, mit derartigen Angriffen die Flucht von Zivilisten aus dem Kriegsgebiet gezielt vereiteln zu wollen.

Auf einmal kommen neue Töne aus Putins Machtzentrum zum Ukraine-Krieg gibt. Finnland wendet sich derweil von Moskau ab und will seine Neutralität aufgeben.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat am 8. April als erste Spitzenpolitikerin mitten im Krieg die Ukraine besucht. Kurz vor ihrer Ankunft in Kiew schlugen auf einem Bahnhof in der Ostukraine Raketen ein und töteten dort Dutzende Menschen, die sich wegen des Krieges in Sicherheit bringen wollten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview seiner Verzweiflung Luft gemacht und über die schrecklichen Bilder gesprochen, die er Tag für Tag verarbeiten muss.

In diesen News-Blog liest du neue Entwicklungen vom Ukraine-Krieg, aus Russland, über Kreml-Herrscher Wladimir Putin, Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie über die Reaktionen der NATO und EU.

News-Blog zum Ukraine-Krieg

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8. April 2022

22.30 Uhr: Selenskyj verzweifelt: „Ich kann nicht mehr weinen“

Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, tut nachts kein Auge mehr zu. Vor allem das Leid der Kinder im eigenen Land lässt ihn nicht los. (Symbolbild)
Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, tut nachts kein Auge mehr zu. Vor allem das Leid der Kinder im eigenen Land lässt ihn nicht los. (Symbolbild)
Foto: Foto: Uncredited/Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview mit Paul Ronzheimer, dem stellvertretenden Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, über die schreckliche Situation in der Ukraine und seinen persönlichen Zustand gesprochen. Das Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sei so wenige Stunden nach dem schrecklichen Angriff auf Kramatorsk nicht leicht gewesen. „Es ist unser Kriegsleben. Das war ein tragischer Morgen heute, vor so einem wichtigen Treffen“, so Selenskyj. An die vielen Opfer könne man sich einfach nicht gewöhnen. Auch seine Tränen seien mittlerweile versiegt. „Ich kann nicht mehr weinen“, so die bewegende Aussage des ukrainischen Präsidenten.

Er fühle Hass gegenüber Russland und den russischen Soldaten, so Selenskyj weiter. „Wenn ich diese Bilder vor meinen Augen sehe. Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist ein Groll, es ist fürchterlich.“ Gerade als Vater zweier Kinder wird Selenskyj immer wieder davon eingeholt. Besonders in Momenten wie dem Schulabschluss oder einer Hochzeit, denke man als Elternteil an all die getöteten Kinder. „Dann denkst du daran, dass sie diese Momente mit ihren Kindern nie erleben werden“, so der 44-Jährige. Auch die Wut koche in diesen Momenten hoch.

Nachts tue er manchmal kein Auge zu, so Selenskyj gegenüber der „Bild“. „Ich sehe nichts [,wenn ich nachts die Augen schließe]. Es ist sehr schwer zu schlafen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtig geschlafen habe.“

20.45 Uhr: Selenskyj fordert von EU härtere Sanktionen gegen Russland

Bei einem Besuch von EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen und dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Kiew hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einmal mehr härtere Sanktionen gegen Russland gefordert. „Denn anders will Russland niemanden und nichts verstehen“, betonte er am Freitag vor Journalisten in Kiew. Der 44-Jährige sagte, er sei zwar dankbar für das kürzliche beschlossene fünfte Sanktionspaket, doch sei das angesichts der russischen Aggression zu wenig.

Die Strafmaßnahmen dürften nicht „oberflächlich“, sondern müssten „tief durchdacht“ sein, damit Russland sie nicht umgehen könnte, mahnte Selenskyj. Moskau habe der Ukraine sehr viel genommen. „Wir können das Territorium zurückholen, aber nicht die Menschen“, sagte er mit Blick auf die vielen Toten.

19.30 Uhr: Österreichs Kanzler nach Kiew aufgebrochen

Nun hat sich ein weiterer Spitzenpolitiker der EU auf den Weg in die Ukraine gemacht: Österreichs Kanzler Karl Nehammer ist auf den Weg nach Kiew. Wie das Bundeskanzleramt in Wien berichtete, brach der Regierungschef mit seiner Delegation am Freitagabend in die Ukraine auf. Am Samstag seien ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie ein Besuch in Butscha geplant. Außerdem will Nehammer den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko treffen.

Ziel des Besuchs sei es, die Ukraine weiterhin bestmöglich humanitär und politisch zu unterstützen, hieß es. Österreich, das nicht der Nato angehört, hat bisher unter anderem 10 000 Helme und 9000 Schutzwesten für den zivilen Einsatz geliefert. „Es ist wichtig, dass wir im Rahmen unserer Neutralität der Ukraine sowohl auf humanitärer als auch auf politischer Ebene beistehen“, sagte Nehammer.

18.15 Uhr: Von der Leyen entsetzt über Russlands Gräueltaten in der Ukraine

Ursula von der Leyen (M), Präsidentin der Europäischen Kommission, betrachtet gemeinsam mit Josep Borrell (Mitte r), Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, und Denys Schmyhal (2.v.r), Premierminister der Ukraine, am 8. April abgedeckte Leichen getöteter Zivilisten.
Ursula von der Leyen (M), Präsidentin der Europäischen Kommission, betrachtet gemeinsam mit Josep Borrell (Mitte r), Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, und Denys Schmyhal (2.v.r), Premierminister der Ukraine, am 8. April abgedeckte Leichen getöteter Zivilisten.
Foto: Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Als Zeichen der Solidarität hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitten im Krieg die Ukraine besucht. Mit schusssicherer Weste lief sie durch Butscha und sah sich die Exhumierung von Leichen eines Massengrabes an. Damit ist sie die erste westliche Spitzenpolitikerin die sich vor Ort ein Bild von den mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen in dem Kiewer Vorort macht. „Wir haben das grausame Gesicht von Putins Armee gesehen, wir haben die Rücksichtslosigkeit und die Kaltherzigkeit gesehen, mit der sie die Stadt besetzt hat“, zeigt sich die frühere Bundesverteidigungsministerin am Freitag betroffen.

Von der Leyen war mit dem Zug nach Kiew gefahren. Die Reise sei ein „deutliches Zeichen der Unterstützung für die Ukrainer“, sagte sie. Als Reaktion auf das Massaker an Zivilisten in Butscha beschlossen die EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland. Darunter sind ein Importverbot für Kohle aus Russland sowie neue Beschränkungen für den Handel und ein weitgehendes Einlaufverbot für russische Schiffe in EU-Häfen. Mittlerweile froren EU-Staaten Vermögenswerte in Höhe von rund 30 Milliarden Euro von sanktionierten Personen und Einrichtungen aus Russland und Belarus ein.

Selenskyj begrüßte die Sanktionen, sagte aber zugleich, sie reichten noch nicht aus, um Russland aufzuhalten und den Krieg zu beenden. „Es braucht mehr Sanktionen. Es braucht härtere Sanktionen“, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft. Selenskyj forderte erneut Waffen für sein Land, „mit denen wir auf dem Schlachtfeld gewinnen können“.

Kanzler Olaf Scholz zeigte sich diesbezüglich nach seinem Antrittsbesuch bei Premierminister Boris Johnson in London skeptisch. Berlin wolle weiter Waffen liefern, „die hilfreich sind und gut eingesetzt werden können“, so Scholz. Das seien bisher vor allem Panzerabwehr- und Luftabwehrwaffen und Munition gewesen. Er sei sich aber mit Johnson einig, dass man immer schauen müsse, „was kann wirksam eingesetzt werden. Die Fragen lassen sich nur sehr fachlich beantworten“. Er reagierte damit auf die Forderung von Ukraines Botschafter Andrij Melnyk, der ukrainischen Armee den Schützenpanzer „Marder“ zur Verfügung zu stellen.

16.30 Uhr: Zahl der Toten nach Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk steigt auf 50

08.04.2022, Ukraine, Kramatorsk: Auf diesem Foto, das auf dem Telegramm-Kanal des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy veröffentlicht wurde, sind Blutflecken zwischen Taschen und einem Kinderwagen auf einem Bahnsteig nach russischem Beschuss des Bahnhofs in Kramatorsk, Ukraine, am Freitag, 8. April 2022, zu sehen.
08.04.2022, Ukraine, Kramatorsk: Auf diesem Foto, das auf dem Telegramm-Kanal des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy veröffentlicht wurde, sind Blutflecken zwischen Taschen und einem Kinderwagen auf einem Bahnsteig nach russischem Beschuss des Bahnhofs in Kramatorsk, Ukraine, am Freitag, 8. April 2022, zu sehen.
Foto: Foto: Uncredited/Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy’s Telegram channel/dpa

Die Zahl der Toten durch den Raketenangriff in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk ist nach offiziellen Angaben auf 50 gestiegen. Darunter seien fünf Kinder, sagte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Freitag dem Portal „strana.news“ zufolge. Bei dem Angriff auf den Bahnhof der Stadt seien zudem 98 Menschen verletzt worden, davon 16 Kinder.

Die Ukraine macht russische Truppen für den Angriff verantwortlich, bei dem vermutlich mindestens eine Rakete vom Typ Totschka-U eingesetzt wurde. Moskau weist dies zurück und betont, diesen Raketentyp nicht zu verwenden. Die prorussischen Separatisten behaupteten, ukrainische Truppen hätten das Geschoss abgefeuert.

Am Bahnhof in Kramatorsk hielten sich zahlreiche Menschen auf, die auf eine Evakuierung hofften. Zuvor hatten die ukrainischen Behörden die Bevölkerung zur Flucht aufgefordert. In der Region steht eine russische Offensive bevor.

„Ich war am Bahnhof. Ich habe eine zweifache Explosion gehört und bin zu einer Wand gerannt, um mich zu schützen“, berichtete eine Frau, die unter den verlassenen Habseligkeiten auf dem Boden nach ihrem Pass suchte. „Ich sah blutüberströmte Menschen in den Bahnhof kommen, und überall lagen Leichen auf dem Boden. Ich weiß nicht, ob sie nur verletzt oder tot waren.“

Zwischen den Trümmern lief ein Polizist umher und sammelte blutverschmierte Handys ein, von denen eines immer wieder ins Leere klingelte. Die teils zerfetzten Leichen wurden in einer Ecke des Vorplatzes vor den kleinen Läden abgelegt, in denen Reisende normalerweise Getränke oder Snacks kaufen.

15.40 Uhr: Macron glaubt, dass Putin an DIESEM Tag Ukraine-„Sieg“ verkünden will

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist überzeugt davon, dass Wladimir Putin am 9. Mai seinen „Sieg“ im Ukraine-Krieg feiern will. An diesem Tag feiert Russland traditionell den Sieg gegen Nazi-Deutschland.

Macron dazu in einem TV-Interview: „Für Russland ist der 9. Mai ein wichtiger Tag für das Militär, und es ist relativ klar, dass es für Präsident Putin ein Tag des Sieges sein muss“.

Er befürchtet, dass Putin daher den Krieg in den nächsten Wochen noch brutaler führen wird: „Wir werden in den nächsten Wochen sehr schlimme Szenen erleben“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Foto: picture alliance/dpa/POOL | Sergei Guneyev

11.30 Uhr: Trotz Drohung von Putin will Finnland jetzt in die Nato – „Würde zur Zielscheibe werden“

Finnland, bislang zwar EU-Mitglied, aber nicht in der Nato, strebt nun einen Beitritt ins westliche Militärbündnis an. Es wäre das Ende der jahrzehntelangen Neutralität des Landes.

Der finnische Präsident Sauli Niinistö rechnet mit einer „gewaltigen parlamentarischen Mehrheit“ für einen entsprechenden Nato-Beitrittsantrag. Im Falle eines Antrags gehe er von einer „zügigen“ Entscheidung der Nato aus. Das sagte Niinistö gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Neben Finnland könnte auch Schweden in die Nato wollen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte beide Länder am Mittwoch dazu ermuntert und ihnen die Tür geöffnet: „Wenn sie sich für einen Antrag entscheiden, erwarte ich, dass alle Verbündeten sie willkommen heißen werden.“

Mit Finnland würde Russland einen weiteren Nato-Staat direkt an der eigenen Grenze bekommen. Der Kreml versuchte Finnland und Schweden daher zuvor einzuschüchtern. Außenminister Sergej Lawrow drohte Finnland im März „ernsthafte militärische und politische Konsequenzen“ an.

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Am Mittwoch erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow jedoch gegenüber Sky News, dass ein Nato-Beitritt keine „existenzielle Bedrohung“ Russlands sei, also keinen Atomwaffen-Einsatz rechtfertigen würde. Russland müsse aber bei einem solchen Beitritt die Situation „neu ausbalancieren“ und seine westliche Flanke stärker schützen, so Peskow.

Weitaus aggressiver klingt der Duma-Abgeordnete Wladimir Dschabarow: „Finnland, das sich dank der engen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit Russland all die Jahre erfolgreich entwickelt hat, würde zur Zielscheibe. Ich denke, das wäre eine schreckliche Tragödie für das gesamte finnische Volk.“ Die finnische Führung würde „selbst eine Karte für die Zerstörung ihres Landes unterschreiben“.

8.40 Uhr: Rätselhaftes Flugzeug in Berlin gelandet

Am Regierungsterminal des Berliner Flughafens ist eine russische Maschine aus Moskau gelandet. Aktuell gibt es zu den Hintergründen Rätselraten.

Kristin Becker vom ARD-Hauptstadtstudio mutmaßt: „Werden da die ausgewiesenen Diplomaten abgeholt?“ Die Bundesregierung erklärte am 4. April 40 russische Diplomaten zu „unerwünschten Diplomaten“. Sie haben bis zum 9. April Zeit, Deutschland zu verlassen.

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7.20 Uhr: Plötzlich kommt Geständnis aus dem Kreml – „Eine Tragödie“

Überraschend räumte Putin-Sprecher Dmitri Peskow nun in einem Interview mit dem britischen Sender „Sky News“ ein: „Wir haben bedeutende Verluste, das ist eine gewaltige Tragödie für uns.“

Zwar nannte Peskow keine Zahlen, dennoch ist diese Andeutung eine Kehrtwende der bisherigen Strategie des Kreml, die eigenen Todeszahlen schönzureden. Bisher sprach der Kreml lediglich über 1351 gefallene russische Soldaten sowie 3825 Verwundete.

Kreml-Sprecher Peskow, hier ganz links neben Präsident Wladimir Putin sowie Außenminister Sergej Lawrow.
Kreml-Sprecher Peskow, hier ganz links neben Präsident Wladimir Putin sowie Außenminister Sergej Lawrow.
Foto: IMAGO / ITAR-TASS

Die Ukraine dagegen rechnet mit 19.000 getöteten Russen. Die NATO schätzt, dass rund 30.000 bis 40.000 von Putins Soldaten nicht mehr kampffähig sind, sie also entweder getötet, schwer verwundet oder gefangen genommen wurden.

+++ Putin: Ist er gar nicht am Ende? Wunschvorstellung könnte uns täuschen +++

7 Uhr: Macron stöhnt über Telefonate mit Putin – „Nie ein Vergnügen“

Kurz vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron seine Gespräche mit dem russischen Kollegen Wladimir Putin verteidigt – und nochmal gegen Polen ausgeteilt. „Diese Rolle des Dialogs mit dem russischen Präsidenten ist undankbar“, sagte Macron am Donnerstag Lesern der Zeitung „Le Parisien“ über seine zahlreichen Telefonate mit Putin im Vorfeld und nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Er habe „Stunden“ in Gesprächen mit dem russischen Staatschef verbracht. „Jede Diskussion ist von Zynismus geprägt, es ist nie ein Vergnügen“, sagte Macron, der den „Dialog“ als seine „Pflicht“ bezeichnete. Er fügte hinzu, dass er nicht vor „Mitte Mai“ einen „Ausweg“ aus dem Krieg in Europa sehe. Die Gespräche mit Putin seien aber nicht vergebens, sondern „nützlich, um den Frieden von morgen vorzubereiten“.

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Den polnischen Regierungschef Mateusz Morawiecki, der ihn für die Gespräche mit Putin kritisiert hatte, nannte Macron einen „rechtsextremen Antisemiten“. Morawiecki hatte Macron dafür kritisiert, mit „Kriminellen“ zu verhandeln und ihn gefragt, ob er auch mit Hitler und Stalin verhandeln würde.

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Am Vortag hatte Macron Morawiecki bereits beschuldigt, sich „in den politischen Wahlkampf in Frankreich einzumischen“, und auf dessen Nähe zu seiner rechtspopulistischen Rivalin bei den Präsidentschaftswahlen, Marine Le Pen, hingewiesen.