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Ist das sein Merkel-Moment? Kanzler Scholz plötzlich sympathisch

Scholz endlich beliebt? Das könnte Merkel-Moment sein, wenn er ihn richtig nutzt.

Scholz endlich beliebt? Das ist sein Merkel-Moment.
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Scholz beim Tag der offenen Tür: Austausch mit Bürgern und Kritik für die Ampel-Partner

Dass sich so viele Menschen im Kanzleramt tummeln, gibt es eigentlich nur beim Tag der offenen Tür. Bundeskanzler Olaf Scholz nutzte den Austausch mit den Bürgern aber auch für eine Kritik des öffentlich ausgetragenen Streit der Ampel-Partner bei der Kindergrundsicherung.

Olaf Scholz ist unbeliebt. Das zeigen diverse Umfragen. Der Bundeskanzler kommuniziere zu aussagelos, wirke unnahbar und kühl, so die Kritik. Doch nun erntet er plötzlich Zuspruch in den Medien und der Öffentlichkeit. Grund ist seine Verletzung.

Gegen die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (69), schneidet Olaf Scholz bislang schlecht ab in den Augen der Bevölkerung. Besonders auf Social Media kam der Sozialdemokrat zunehmend schlecht weg. Das änderte sich seit einigen Tagen. Jetzt komme es für Scholz darauf an, dieses Hoch auch auszunutzen, rät ihm ein Experte im Gespräch mit unserer Redaktion.

Olaf Scholz: Experte gibt ihm Ratschläge nach Augenklappen-Coup

Ganz entgegen seiner sonst so kühlen Manier zeigt sich Bundeskanzler Olaf Scholz selbstironisch. Wegen eines Unfalls beim Jogging muss der 65-Jährige eine Augenklappe wie ein Hollywood-Pirat tragen. Zu einem Foto schrieb er auf X (früher Twitter) augenzwinkernd: „Wer den Schaden hat… Bin gespannt auf die Memes.“

Das musste er nicht zweimal twittern! Diese Präsenz auf den sozialen Medien könnte Scholz jetzt nutzen, um weitere Wähler ins Piratenboot zu holen, sich menschlicher und nahbarer zu geben.

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Sympathische Auftritte sind ein entscheidender Faktor für Politiker. Merkels ausgelassenes Jubeln auf der Tribüne bei der Weltmeisterschaft 2006 war ihr Durchbruch und brachte ihr positives Feedback ein. Sie galt dadurch als menschlich und publikumsnah. Das kann auch Olaf Scholz gelingen, wenn er es richtig anstellt, meint der Kommunikationswissenschaftler Jörg Haßler von der LMU München zu unserer Redaktion. Er ist Experte für politische Kommunikation.

Eine Chance für den Kanzler

Angesichts dessen, dass sich Olaf Scholz sonst „in den Beliebtheitsumfragen schwertut, ist das jetzt ein intelligenter Schachzug“, so Haßler. „Die Augenklappe hat absolutes Memepotential und Memes haben den Vorteil, dass sie sich über alle Kanäle verbreiten. Die werden dann über Instagram, Slack oder in der Familiengruppe geteilt.“

Die Politik wird vor allem dann interessant, wenn eine massenmediale Berichterstattung stattfindet, erklärt der Experte. „Twitter selbst nutzen nur unter zehn Prozent der Deutschen, aber die Memes können ein Katalysator sein.“

Nun käme es darauf an, wie Scholz und seine PR-Berater die Sache nutzen. Die momentane Aufmerksamkeit habe Potenzial. „Nun sind die Klischees auf humoristische Weise gebrochen, das muss jetzt für die Sachpolitik genutzt werden“, rät Haßler dem Kanzler. Sobald es in der politischen Agenda wieder um einen Streit in der Koalition gehe, sei das Hoch von Scholz jedoch schnell vergessen.



Was Olaf Scholz tun könne, um weiter an seinem Image zu arbeiten, sei fortwährend den Dialog mit den Bürgern zu suchen. Dafür müsste der Kanzler und die SPD aber noch einen gehörigen Weg zurücklegen. „Ein positiver Ansatz bei Scholz sind die Bürgerdialoge, die er sucht. Gespräche im Town-Hall-Format wurden von den Zuschauern positiv bewertet“, so Haßler.

Für Scholz sei es jetzt die Möglichkeit, sich mit einem Augenzwinkern den Bürgern zu öffnen.