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Israel stoppt Thunbergs Schiff auf dem Weg nach Gaza

Greta Thunbergs Solidaritätsfahrt nach Gaza endet abrupt mit der Festsetzung durch das Militär Israels. Wie geschieht nun mit den Aktivisten?

Die israelische Marine hat das Solidaritätsschiff „Madleen“ mit Greta Thunberg und weiteren Aktivisten auf dem Weg nach Gaza gestoppt und in einen israelischen Hafen gebracht. Das Schiff sollte Hilfsgüter transportieren, wurde jedoch von Israel als Medienprovokation kritisiert.
© IMAGO/Newscom / EyePress

Duisburger Abdul Chahin über die Lage im Nahen Osten

Abdul Chahin ist Comedian und Satiriker aus Duisburg. Seit Jahren kämpft der 31-Jährige mit palästinensischen Wurzeln in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und Rassismus. Seine Eltern flohen vor seiner Geburt aus dem Libanon nach Deutschland, Verwandte leben heute noch in Gaza. „Der Westen“ traf ihn exklusiv und sprach mit ihm über die aktuelle Situation im Nahen Osten.

Es sollte Solidarität mit den Zivilisten in Gaza zeigen und Aufmerksamkeit auf die schlechte humanitäre Lage der Menschen dort lenken: Das Schiff „Madleen“ in dem die berühmte „Fridays for Future“-Gründerin, Greta Thunberg, in den Nahen Osten segelt.

Die israelische Marine hat nun das Solidaritätsschiff von Thunberg und weiteren propalästinänsischen Aktivisten gestoppt. Laut ihnen kamen israelische Soldaten an Bord. Thunberg berichtete auf Telegram: “Wir wurden in internationalen Gewässern abgefangen und entführt.”

Zu den Hintergründen wissenswert: ++Ärztin berichtet im „heute journal“ (ZDF) über Horror im Gazastreifen – „Kinder sind unglaublich dünn“++

Israels Maßnahmen gegen das Thunberg-Schiff

Das israelische Außenministerium bestätigte die Festsetzung und erklärte, dass alle Passagiere “in Sicherheit und unbeschadet” seien. Die Behörden brachten das Schiff an die Küste Israels. Dort liegt es nun vor Anker. Die Aktivisten erhielten belegte Brote und Wasser, so die israelische Regierung. Weiter erklärte sie: “Die winzige Menge an Hilfsgütern auf der Jacht, die nicht von den ‘Promis’ aufgebraucht wurde, wird nun über echte Hilfskanäle in den Gazastreifen gebracht.”

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Das Außenministerium schrieb auf X, dass die Passagiere bald in ihre Heimatländer zurückkehren würden. Es bezeichnete das Schiff als “Selfie-Jacht” und warf den Aktivisten vor, eine “Medienprovokation” zu inszenieren. Es hieß, an Bord sei “weniger als eine einzige Lkw-Ladung an Hilfsgütern”. Zuvor hatte das Ministerium angeordnet, das Schiff solle seinen Kurs ändern, da es sich einem Sperrgebiet genähert habe.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte die Marine angewiesen, die Ankunft des Schiffes mit “jedem notwendigen Mittel” zu verhindern. Er erklärte in einer Mitteilung: “Der antisemitischen Greta und ihren Freunden, den Hamas-Propagandisten, sage ich ganz klar: Ihr solltet umkehren – denn ihr werdet Gaza nicht erreichen.” Israel hat auch in der Vergangenheit ähnliche Aktionen gestoppt.

Die Lage in Gaza

Thunberg und elf weitere Aktivisten waren vor einer Woche von Sizilien aus in See gestochen. Ihr Ziel war es, Babynahrung und Medikamente nach Gaza zu bringen. Gleichzeitig wollten sie damit auf die humanitäre Lage aufmerksam machen. Den palästinensischen Zivilisten mangelt es nach Angaben unabhängiger NGOs an ausreichend sauberem Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten.

Besonders der Zustand der Kinder löst zunehmend Protest gegen die Blockade des israelischen Premiers, Benjamin Netanjahu, aus. Israelis selbst und Menschen aus dem Ausland protestieren gegen das Vorgehen in Gaza.

Thunbergs Mission und Israels Kritik

Thunberg ist vor allem für ihren Kampf für Klimaschutz bekannt. Mittlerweile setzt sie sich jedoch verstärkt für die Rechte der palästinensischen Bevölkerung ein. “Ohne soziale Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben”, sagte Thunberg.


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Kritiker werfen Thunberg vor, bei ihren Anschuldigungen gegenüber Israel das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 auszublenden. Damals starben rund 1.200 Menschen, mehr als 250 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Etwa ein Fünftel von ihnen ist bis heute nicht freigelassen worden. (Mehr zur Kritik an Thunberg.)