Am Donnerstagabend (24. Juli) empfing ZDF-Moderator Markus Lanz den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zum traditionellen Sommergespräch. In einer Welt, die von Kriegen, Krisen und Unsicherheiten geprägt ist, äußerte sich Gauck ungewohnt deutlich – sowohl zur Bedrohungslage in Europa als auch zu den Militärschlägen Israels im Gazastreifen.
Gauck warnte eindringlich vor einer Verharmlosung der aktuellen Lage. Nicht die militärische, sondern die geistige Schwäche Deutschlands bereite ihm Sorgen. „Es ist nicht ein Krieg, der droht, sondern ein Krieg, der existiert – und der existiert in Europa“, betonte er.
Gauck warnt bei Markus Lanz
Mit Blick auf die deutsche Gesellschaft sagte Gauck: „Ich will mit Leuten darüber reden. Und das Reden soll bedeuten: Aufwachen! Nicht das Wort Zeitenwende immer mal wieder zitieren, aber die tatsächlich erforderliche Wende im Inneren, die verschieben wir.“
Er zeigte sich besorgt darüber, dass „ein Teil der Bevölkerung die Warnungen“ als „übertrieben“ abtue, und sprach von einer Verschleierung der „tatsächlichen Bedrohungslage“.
Gauck wird bei Markus Lanz noch deutlicher
Seine eigene Kindheit präge seinen Blick auf Krieg und Freiheit: „Ich hasse diesen Krieg und ich hasse Kriege! Ich sehe noch die Angst in den Augen meiner Großeltern als kleines Kind.“ Gerade deshalb brauche es ein neues Bewusstsein dafür, „was diese Freiheit wert ist“.
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Besonders emotional reagierte Gauck auf die Eskalation im Gazastreifen. Er stellte klar, dass er fest an der Seite Israels stehe. Dennoch könne er die jüngsten Militärschläge nicht gutheißen. „Ich bin entsetzt über das Handeln der israelischen Regierung. Und es ist für mich deshalb unverantwortlich, weil es nicht verhältnismäßig ist.“
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Die Kritik falle ihm schwer. „Meine Kritik an der israelischen Politik, das muss ich aus mir rauspressen. Das sage ich quasi unter Tränen“, so Gauck. „Wenn diejenigen, auf die man so viel Hoffnung gesetzt hat, wenn man dann sieht, dass dieses Land, dem man sich so verbunden fühlt, auf diese Abwege gerät, dann ist da nicht nur Zorn, sondern auch einfach eine tiefe Traurigkeit in einem.“