Veröffentlicht inPolitik

Erdogan: „Könnte sein, dass er mit Familie Land verlässt“, mutmaßt Experte

Präsident Recep Tayyip Erdogan ist für sein aggressives Auftreten bekannt. Wie friedlich wird bei seiner Abwahl der Machtwechsel erfolgen?

Erdogan
© IMAGO/APAimages

Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Am kommenden Sonntag (14. Mai) sind über 60 Millionen wahlberechtigte Türken aufgerufen, ihre Stimme bei der Präsidentschaftswahl abzugeben. Umfragen sehen Kemal Kilicdaroglu (CHP) vor den amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (AKP). Viele fragen sich, ob der Machtwechsel angesichts des häufiger aggressiv auftretenden Erdogan friedlich ablaufen wird.

Türkei-Experte und Journalist Eren Güvercin schätzt die Situation in der Türkei jedenfalls als „sehr angespannt“ ein. Dafür sorge „die AKP und die Wahlallianz – bestehend aus AKP, der rechtsextremen MHP und einigen Kleinstparteien“, so der Journalist. Sie würden dafür sorgen, dass „die Spannungen zunehmen“.

++ Alles zur Türkei-Wahl im News-Ticker +++

Erdogan: Wird sich an Macht klammern

„Der Wahlkampf wurde auf eine sehr populistische Art und Weise geführt. Bis Sonntag wird noch sehr intensiv gegen alle Oppositionsparteien gehetzt. Es wird eine Drohkulisse von Erdogan aufgebaut. Er werde an der Macht klammern.“ Eren Güvercin wertet dies aber mehr als „ein Zeichen von Schwäche und Angst“, schildert der Experte.

Es könne sicherlich punktuell zu Unruhen kommen. Die demokratische Zivilgesellschaft der Türkei sei jedoch so stark wie nie zuvor. Der Berliner Journalist gehe deshalb davon aus, „dass Erdogan nichts anderes übrig bleibe, als seine Wahlniederlage zu akzeptieren“. Es könne sogar sein, so mutmaßt Güvercin, „dass Erdogan und seine Familie das Land – Hals über Kopf – verlassen“.

Erdogan: Wird er über Grenzen gehen?

Eren Güvercin traue der „AKP-Macht-Clique“ durchaus zu, dass „sie alle möglichen Dinge in die Wege leiten, um an der Macht zu bleiben“, jedoch glaube er, dass „die demokratische Zivilgesellschaft zu stark ist, als dass sie das mit sich machen lässt“.



Traut der Türkei-Kenner dem Langzeitherrscher Erdogan und seinen Kumpanen auch Wahl-Fälschung zu? „Wenn sie die Möglichkeiten haben, werden sie sicherlich nicht davor zurückschrecken“, so Güvercin.

Jedoch sei die Opposition sehr gut vorbereitet: „Ich glaube, dass gerade die Oppositionsparteien sehr viel Erfahrung aus den letzten Wahlen haben und gerade in diesem Punkt gut vorbereitet sind. Ich glaube, wenn es klarere Anzeichen für eine Wahlmanipulation gibt, dann wird die demokratische Zivilgesellschaft es nicht hinnehmen“.