Die Bundestagswahl in diesem September wird mit ähnlicher Spannung erwartet wie die US-Wahl im vergangenen November – doch der Wahlkampf zwischen den Spitzenkandidaten könnte nicht unterschiedlicher sein.
Es ist offensichtlich, dass der Wahlkampf im Rahmen der Bundestagswahl hierzulande nicht so emotional und spektakulär abläuft wie bei den US-Amerikanern. Aus deren Sicht liegt das vor allem auch an den Kandidaten selbst – so läuft in Amerika der deutsche Wahlkampf unter dem vernichtenden Motto: „Kein Charisma, bitte!“
Bundestagswahl: US-Medium spottet über langweiligen Wahlkampf
Nach der 16 Jahre währenden Ära Merkel steht in Deutschland die wichtigste Bundestagswahl seit langem bevor – auch wenn man das laut der amerikanischen „New York Times“ nicht merkt.
Gerade im direkten Vergleich mit dem beliebten Ex-Präsidenten Barack Obama sei Olaf Scholz kein „Yes, we can“ sondern eine Maschine, deren Vorteil das Versprechen von Stabilität ist.
Auch wenn der Wahlkampf aus Sicht des US-Mediums immerhin spannender geworden ist, seitdem die SPD überraschend die CDU überholt hat, habe er doch auch ein Charisma-Vakuum offenbart. Das sei einerseits typisch für die deutsche Nachkriegspolitik – andererseits in seinem Ausmaß ungewöhnlich.
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- In diesem Jahr wird der 20. Deutsche Bundestag gewählt.
- Die Wahl findet am 26. September 2021 statt.
- Es gibt 299 Wahlkreise, in denen Direktkandidaten mit der Erststimme gewählt werden.
- Nach der Bundestagswahl wird Angela Merkel als Kanzlerin abtreten.
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Denn während das Rennen um die Merkel-Nachfolge zwar spannend ist, „sind die beiden Spitzenkandidaten alles andere als das“, so die Zeitung. Dazu passe auch die Tatsache, dass keine Partei mehr als 25 Prozent Zustimmung in aktuellen Umfragen hat.
So werden Armin Laschet und Olaf Scholz als „Berufspolitiker im Anzug (einer mit Glatze, einer mit Brille, beide über 60)“ beschrieben, die Parteien vertreten, die das Land seit zwei Jahrzehnten zum größten Teil gemeinsam regierten. Für das US-Medium stellt sich die Frage, ob das Charisma-Defizit auch zu einem Führungs-Defizit werden könnte.
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Bundestagswahl: „Nägelkauer nach deutscher Art“
Nur Annalena Baerbock wird als „Kandidatin des Wandels“ bezeichnet. Der 40-Jährigen wird in dem US-amerikanischen Artikel eine „mutige Reform-Agenda und viel Elan“ attestiert – umso unverständlicher scheinbar für die Amerikaner, dass Baerbock den anderen hinterherhinkt.
Unterm Strich ist der Wahlkampf aus Sicht der „New Yorker Times“ ein „Nägelkauer nach deutscher Art“. Es gehe nicht um Charisma, sondern darum, wer Stabilität und Kontinuität am effektivsten kanalisieren könne – oder: „Wer kann Frau Merkel channeln?“
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Auch wenn Scholz und Laschet von der New York Times ähnlich langweilig bewertet werden, scheint das US-Medium dem SPD-Kandidaten mehr Chancen bei dieser Herausforderung ausurechnen. Er punkte in diesem deutschen Wahlkampf vor allem mit seiner „roboterhaften“ Art: „Wo andere versagt haben, hat er Fehler vermieden, meist indem er sehr wenig sagt.“ Nur ein Satz des Vizekanzlers erwähnt die „New York Times“: „Die meisten Bürger wissen, wer ich bin“. Damit wiederhole Scholz ganz klar eine Aussage Merkels aus dem Wahljahr 2013 an die Wähler: „Sie kennen mich.“
Übrigens, auch wenn sein Name nicht genannt wird, scheint die „New York Times“ trotzdem den charismatischsten Politiker in Deutschland ausfindig gemacht zu haben. So ist zwei mal die Rede von einem Politiker, „den die Öffentlichkeit bevorzugt hat“, der aber nicht auf der Liste der Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl steht. Markus Söder dürfte sich geschmeichelt fühlen. (kv)