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„Toast Hawaii“ rassistisch? Experte rollt mit den Augen – „Peinlich“

Steht das „Toast Hawaii“ bald genauso auf der Abschussliste wie das „Zigeuner-Schnitzel“? Ein Sprachwissenschaftler spricht Klartext.

Toast Hawaii
© IMAGO / agefotostock

DER WESTEN im Dorf Neger

Im Sauerland heißt ein kleines Dorf tatsächlich Neger. In Zeiten von Rassismus-Debatten hat auch das 400-Seelen-Dorf eine Diskussion um den Ortsnamen erfasst.

Müssen wir uns bald abgewöhnen einen „Toast Hawaii“ zu bestellen? Nach dem „Zigeuner-Schnitzel“ und dem „Negerkuss“ soll es angeblich auch dem mit Schinken, Käse und Ananas belegten Toastbrot an den Kragen gehen. Das geht aus den Beiträgen einiger Medien der vergangenen Tage hervor.

Alles aufgewärmt, sagt Professor Dr. Anatol Stefanowitsch im Gespräch mit dieser Redaktion. Also nicht das „Toast Hawaii“, sondern die Diskussion darum, so der Berliner Sprachwissenschaftler. Er positioniert sich klar zum angeblichen Stein des Anstoßes: Rassistisch sei die Bezeichnung nicht – eher „peinlich“, findet Stefanowitsch.

„Toast Hawaii“: Verbot durch „linke Sprachpolizei?“

Der Sprachwissenschaftler klärt auf, dass die aktuelle Berichterstattung auf einen Instagram-Post aus dem Jahr 2020 zurückgeht. Ein antirassistischer Account aus der Schweiz („Linke PoC — Migrantifa“) hatte damals dazu angeregt, statt „Pizza Hawaii“ Pizza mit Ananas zu bestellen mit dem Vermerk: „Gilt auch für den Toast.“ Schon vor knapp drei Jahren habe die Idee keine Debatte ausgelöst, sagt der Berliner Professor.

Die alte Geschichte müsse nun herhalten, „um das Narrativ einer ‚linken Sprachpolizei‘ zu bedienen, die uns angeblich unsere schöne deutsche Sprache verbieten will“, so Stefanowitsch. Dabei sei niemals wirklich gefordert worden, den Begriff zu verbieten. Das Aufwärmen der Geschichte sorge nur dafür, wirklich wichtige Themen zu unterwandern.

„Das ‚Toast Hawaii‘ ist egal“

So sei das „Toast Hawaii“ weder rassistisch, noch finde eine kulturelle Aneignung statt. Denn das Gericht komme nicht aus Hawaii. Der Gedanke die Kombination aus Schinken, Käse und Ananas mit der Insel in Verbindung zu bringen, sei nicht diskriminierend, sondern reichlich provinziell, wie Stefanowitsch findet. Es stamme aus einer Zeit, in der die Deutschen noch nicht viel über die große weite Welt gewusst und die Gesellschaft bei weitem noch nicht so divers war wie heute. „Wie wir das Toast hier nennen, interessiert auf Hawaii niemanden“, fast der Linguist zusammen. Allerdings sollten wir hinterfragen, woher unser Wunsch komme, Lebensmittel derart exotisieren zu müssen.

Ähnlich gelagert sei der Fall bei der „Zigeuner-Sauce“. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass dabei eine Fremdbezeichnung verwendet wird, die den Nationalsozialisten dritten Reich dazu gedient hat, einen Völkermord zu begehen. Deshalb sei es in diesem Fall geboten, Gerichte neutral zu benennen – etwa als Schnitzel mit „Paprika-Sauce“. Wer hingegen eine angebliche Diskussion um das „Toast Hawaii“ anheizt, befeuere in den Augen des Sprachwissenschaftlers nur eine ablehnende Haltung gegenüber Veränderung der Sprache bei wichtigen Anliegen nach dem Motto: „Habt ihr nichts Wichtigeres zu tun?“


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In einer ernsten Debatte hat das „Toast Hawaii“ also nach Ansicht von Professor Dr. Anatol Stefanowitsch keinen Platz. Und genauso wenig auf seinem Teller. Geschmacklich sei das Gericht für ihn eine „ganz schöne Zumutung“.