Seit 1985 kümmert sich Corinna Grauhering voller Leidenschaft um die Kunden bei Galeria Karstadt Kaufhof – seit 2007 in der Ringcenter-Filiale im Berliner Stadtteil Friedrichshain. In den vergangenen Jahren hat sich aber so einiges geändert. Besonders die Motivation der Einzelhandelskauffrau schwindet – und das hat einen bestimmten Grund…
Galeria Karstadt Kaufhof steht kurz vor dem Aus. Anfang Februar dieses Jahres hatte das Amtsgericht Essen dann ganz offiziell ein Insolvenzverfahren gegen die Warenhauskette eröffnet. Die Folge: Einige Filialen sollen geschlossen werden – darunter möglicherweise auch die von Corinna. Für die Mitarbeiterin ein Anlass, mit ihren Kollegen auf die Straße zu gehen und sich nicht einfach abspeisen zu lassen!
Mitarbeiter sind auf Job angewiesen
„Ich mach den Job gerne, auch wenn es momentan katastrophale Zustände sind“, stellte die 54-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Nach so vielen Jahren ihren Job zu verlieren, möchte sich Corinna gar nicht erst vorstellen: „Es würde mir sehr wehtun. Die Leute, mit denen ich hier arbeite, kenne ich zum Teil länger als meinen Ehemann – es ist wie eine Familie für mich!“
Zwar könne sie sich nach einem Jobverlust finanziell über Wasser halten, bei anderen sehe es hingegen schlimmer aus. „Wir haben einige Kollegen, die alleinerziehend sind. Die sind auf diesen Job angewiesen“, betonte die Kassiererin. Dass das Unternehmen als erste Möglichkeit gegen die Pleite am Personal einsparen will, dazu fehlen Corinna nahezu die Worte: „Das ist Schwachsinn!“
Chef-Etage interessiert sich nicht für Angestellte
Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi versammelten sich die Mitarbeiter deshalb am Donnerstag (23. Februar) in ihrer Freizeit mit einem Bus vor mehreren Filialen der Hauptstadt. Die Forderungen seitens der Angestellten klingen simpel: Alle Galeria-Karstadt-Kaufhaus-Häuser in Berlin und Brandenburg sollen erhalten bleiben. In Filialen, die umgebaut werden müssen, könne man die Beschäftigten für diesen Zeitraum an andere Standort aufteilen, damit niemand seinen Job verliert.
Doch ob dieser Wunsch überhaupt bei den Arbeitgebern ankommt? „Ich habe den Eindruck, dass es die obere Etage gar nicht interessiert, was wir sagen, fühlen oder denken“, machte Corinna ihrem Ärger Luft. Es sei zwar immer wieder „hoher Besuch“ im Haus gewesen, für wesentliche Probleme habe sich aber niemand interessiert: „Wenn sie uns fragen würden – wir würden ihnen sagen, was wir hier in unserem Warenhaus brauchen.“
Mitarbeiter enttäuscht: „Ist denen egal!“
Auch Corinnas Kollegin Heike Wendl könnte vom geplanten Umbruch betroffen sein. Die Berlinerin arbeitet seit 1998 bei Galeria Karstadt Kaufhof – erst am Alexanderplatz, inzwischen in der Lebensmittelabteilung am Standort Hermannplatz. „Es ist eine Berg-ab-Spirale. Es weiß keiner von uns, wie es weitergeht“, bedauerte die 58-Jährige.
Mehrere Themen:
Sie ist sich sicher, dass es den Verantwortlichen nur ums Geld gehe, anstatt die einzelnen Schicksale der Mitarbeiter in den Vordergrund zu rücken. „Das ist denen egal. Wir sind den Betreibern einfach zu teuer“, vermutete Heike. Trotzdem wolle sie nicht einfach „das sinkende Schiff verlassen“, sondern weiter – wie viele andere ihrer Kollegen – für ihren Job kämpfen.
Wie wird der Kampf ausgehen?
In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen angekündigt, auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer eingehen zu wollen. „Das sind doch alles nur leere Versprechungen. Es ist einfach nicht mehr das, was es mal war“, erklärte Heike. Und wie wird der Kampf laut Heike diesmal ausgehen? „Ein Funken Hoffnung ist natürlich da, aber mein persönliches Bauchgefühl glaubt an kein gutes Ende!“