Veröffentlicht inVermischtes

Flucht aus der Ukraine: Nach Angriff auf Bahnhof – Frau schildert blutige Szenen! „Wie ein Film“

Nastya S. verlor auf ihrer Flucht aus der Ukraine ein Bein. Am Bahnhof von Kramatorsk explodierten zwei Bomben.

© privat

Nastya verlor durch russische Angriffe ihr Bein, heute kämpft sie sich ins Leben zurück

Nastya verlor beim Blutbad von Kramatorsk in der Ukraine durch russische Bombardements ihr Bein. Im Video erfahrt ihr mehr über ihre Geschichte.

Nastya S. überlebte den schrecklichen russischen Bombenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk mit rund 50 Toten und mehr als 100 Verletzten, verlor dabei ein Bein. Anders sieht es mit ihrem Lebensmut aus: Den hat die damals 19-Jährige während der Flucht aus der Ukraine behalten – trotz ihres schweren Schicksals.

Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal. Zahlreiche Menschen sind seitdem geflüchtet – unter anderem nach Deutschland. Wir haben mit Geflüchteten gesprochen und wollen ihre Geschichten anlässlich des traurigen Jahrestages in einer Artikel-Serie erneut erzählen.

+++Sind wir Putin schutzlos ausgeliefert? „Richtigen Zeitpunkt schon verpasst“+++

In Teil 2 unserer Reportage-Reihe über Nastya schildert sie den Bombenangriff im Detail – was sie dabei fühlte und was sie mitansehen musste. Bereits in Teil 1 berichtete sie, wie unbeschwert ihr Leben war, bevor die Russen den Krieg anzettelten, und wie es dazu kam, dass die Ukrainerin am Bahnhof von Kramatorsk landete (hier geht es zu dem Artikel).

Flucht aus der Ukraine: Explosionen reißen viele Menschen in den Tod

Überall blutende Menschen. Und auch Nastya blutete stark am Bein. Am 8. April 2022 gegen 10.30 Uhr knallte es plötzlich heftig am Bahnhof in Kramatorsk. Die junge Ukrainerin wartete auf einer Bank auf dem Bahnhofsgelände, als die Bombe plötzlich einschlug. Menschen schrien, ergriffen die Flucht. „Ich habe Angst vor Blut und habe versucht, auf nichts zu gucken“, erklärt sie. „Ich habe gemerkt, wie meine Beine so komisch verknickt lagen. Ich habe verstanden, dass ich nicht rennen kann, nicht fliehen kann“, versucht sie die Situation zu beschreiben. Dann kam Explosion Nummer zwei. 


Mehr aus unserer Reportage-Reihe: Flucht aus der Ukraine: Mutter aus Mariupol erzählt vom Angriff der Russen – „Empörung und Schock“


Aus ihrem Bein floss in Hüftnähe weiter das Blut. Eine Arterie wurde durch die umherfliegenden Splitter beschädigt, wie Nastya später erfuhr. Wo genau die Verletzung war, konnte sie zu dem Zeitpunkt nicht lokalisieren. „Es hat sich so heiß angefühlt. Als ob mein Bein brennen würden.“ Die Ukrainerin wurde auch im Nacken von einigen Splittern getroffen. Ihre Lederjacke verhinderte Schlimmeres. 

„Ich habe so viele schreckliche Dinge gesehen“

„Jemand schrie: Hier ist ein schwer verletztes Mädchen. Nach wenigen Minuten kam jemand vom Rettungsdienst zu mir gerannt. Ich habe einen Verband bekommen. Die Schmerzen wurden immer schlimmer.“ Trotzdem war Nastya die ganze Zeit bei Bewusstsein – wirklich realisieren tat sie die Situation zu dem Zeitpunkt aber nicht, wie sie selbst sagt. „Das war wie in einem Film.“ 

Nastya S. verlor auf der Flucht aus der Ukraine ein Bein. Foto: privat

Sie wurde auf eine Trage gelegt und in das Bahnhofsgebäude gebracht. Dort nahm sie schreiende Menschen wahr. Nastya: „Ich habe so viele schreckliche Dinge gesehen, aber meine Psyche versucht das jetzt abzustoßen. Heute schlafe ich manchmal und sehe im Schlaf etwas, was ich vermutlich dort gesehen habe. Ich kann mich jedoch nicht mehr daran erinnern. Das verfolgt mich.“ 

Flucht aus der Ukraine: Familie auf verzweifelter Suche

Nastya lag auf einer Trage im Bahnhof. Um sie herum viele tote und schwerstverletzte Menschen. Ihr Gedanke dabei: „Ok, ich weiß nicht, ob ich überlebe, aber rechts und links waren Menschen, denen konnte man definitiv nicht mehr helfen.“ Ihr Handy klingelte ständig. Kramatorsk liegt nicht weit von ihrer Heimat entfernt. Ihre Familie und Bekannten, die dort geblieben waren, konnten die Explosion bis zu sich hören. Verzweifelt versuchten sie, Nastya zu erreichen. Jedoch ohne Erfolg. Nastya befand sich in einem absoluten Schockzustand. Ihre Hände versagten. 

Mit einem Krankenwagen ging es in Richtung Klinik. Auf dem Weg dorthin schaffte Nastya es auch endlich, ihrer Familie zu antworten. „Ich lebe und bin auf dem Weg ins Krankenhaus“, waren ihre Worte an den Ehemann ihrer Schwester. Das Krankenhaus war akut überfüllt – auch hier überall Blut. Nastya kam direkt in den OP. Dann verlor sie das Bewusstsein. „Ich habe noch ein Bild vor Augen, wie mir jemand versucht, meine Jeans aufzuschneiden.“ Um 16 Uhr begann die OP – rund fünfeinhalb Stunden nach dem Bombenangriff. Gegen Mitternacht erwachte Nastya aus der Narkose. Während die Ärzte um das Leben der Ukrainerin kämpften, suchten ihre Eltern verzweifelt nach ihr. Irgendwann gelang es ihnen, das Krankenhaus, in dem Nastya lag, ausfindig zu machen. „Beten Sie, dass sie überlebt“, hieß es. 


Mehr Themen und News für dich:


Nastya muss verlegt werden

Nastya überlebte – auch, wenn sie nach der Narkose das Gefühl hatte, sie würde jeden Moment sterben. „Ich hatte eine Nahtoderfahrung. Es war wie, als wäre ich weggeflogen.“ Doch als die Ukrainerin dann mehr und mehr zu sich kam, verspürte sie eine Art Euphorie. „Jetzt wird alles gut“, dachte Nastya. Sie sollte nun in ein Krankenhaus nach Dnipro verlegt werden.  

Wie es für Nastya im Krankenhaus in Dnipro weiterging, erfährst du am Samstag (24. Februar) in Teil 3 unserer Reportage-Reihe. Folge uns auf Facebook oder Instagram, um keinen Teil zu verpassen.