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Deutsche Post versinkt im Brief-Chaos! Kunden müssen es ausbaden – „Eine Zumutung“

Die Arbeit bei der Deutschen Post sei eine „Zumutung“. Das ist das harte Urteil eines Zustellers, der 25 Jahre für den Konzern arbeitet.

Deutsche Post Zusteller-Fahrrad
© IMAGO / Seeliger

Deutsche Post: Päckchen nicht angekommen - was Du jetzt tun musst

Viele kennen das Ärgernis. Ihr habt etwas bestellt, doch das Päckchen ist nicht bei euch angekommen und ihr habt auch keine Benachrichtigung im Briefkasten? Euch sind die Hände dann nicht gebunden.

Die Deutsche Post gerät unter Druck. Immer mehr Kunden beschweren sich wegen zu spät zugestellter Briefe oder Paketlieferungen. Gleichzeitig haben es die Mitarbeiter schwer, denn es fehlt an jeder Ecke an Personal.

Ein Zusteller hat jetzt die Schnauze gestrichen voll und erzählt gegenüber der „WirtschaftsWoche“, wie stressig sein Job bei der Deutschen Post zurzeit ist. Er sieht dringenden Änderungsbedarf, sonst könnte der Personalmangel noch drängender und die Kunden noch unzufriedener werden.

Deutsche Post-Zusteller spricht von unzumutbaren Zuständen

„Die Leistungen, die wir gerade erbringen müssen, sind eine Zumutung“, lautet das Urteil des Post-Mitarbeiters. „Ich komme abends heim und bin völlig fertig.“ Seit 25 Jahren arbeite er nun schon für das Bonner Unternehmen. Aber nun seien die Arbeitsbedingungen schlagartig schlimmer geworden. Denn seit Sommer gibt es keine festen Bezirke mehr, sondern sogenannte „Flexbezirke“.

So ändert sich sein Arbeitsort täglich. Damit sollen Ausfälle durch kranke Zusteller ausgeglichen werden. Das neue Konzept hat jedoch seinen Nachteil. „Das führt zu viel mehr Arbeit, weil der zu vertretende Bezirk zuerst abgearbeitet werden muss“, meint der erfahrene Mitarbeiter. „Meistens schafft man am Ende des Tages dann seinen eigenen Bezirk nicht mehr und muss die entstehenden Rückstände am darauffolgenden Tag abarbeiten.“

Klar, dass da öfter Briefe zu spät beim Empfänger ankommen. Doch die Lage spitzt sich immer mehr zu – die Beschwerden bei der Bundesnetzagentur erreichen mittlerweile ein Rekordniveau. Und das ausgerechnet jetzt, wo die Vorweihnachtszeit ansteht.

Deutsche Post: „Flexibezirke“ sollen Arbeit vereinfachen

Zudem sind die „Flexibezirke“ auch noch größer als die früheren Stammbereiche, berichtet der Zusteller. „Uns wurde die neue Regelung als leichteres Arbeiten verkauft.“ Davon spüre der Zusteller allerdings nichts – ebenso wenig von den vermeintlich zurückgehenden Sendungsmengen. Auf Anfrage der „WirtschaftsWoche“ reagierte die Post, dass „gerade einmal in rund 25 Prozent aller Zustellbezirke das Konzept der Flexibilisierung angewandt“ werde.

Doch auch die Gewerkschaften finden das neue Konzept wenig zielführend. „Die Arbeitsbelastungen für die Mitarbeiter sind seit Jahren zu hoch“, so Christina Dahlhaus von der Fachgewerkschaft DVPKOM (Post, Postbank, Telekom und Call-Center). „Die Brief- und Paketzusteller gehen auf dem Zahnfleisch.“ Dass jetzt noch weitere Straßen dazukämen, wäre eine „Herausforderung“ für die Mitarbeiter, findet auch Thorsten Kühn, Bereichsleiter der Postdienste für Verdi.

„Schwierige“ Tarifverhandlungen stehen an

Ein weiteres Problem ist die hohe Zahl an befristeten Verträgen. Die liegt laut Kühn bei 13 Prozent, obwohl die Post laut eigener Angaben seit Juli bereits 10.000 entfristet habe. Für die Angestellten bedeutet das einen hohen Leistungsdruck. „Mitarbeitende dürfen beispielsweise nicht so viele Krankentage haben, sonst werden sie nicht entfristet“. Warum die Rekordgewinne der letzten Jahre nicht dem Personal zugutekämen, kann die Gewerkschaft nicht verstehen.

Zurzeit steht Verdi kurz vor „schwierigen“ Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen, wie Konzernchef Frank Appel voraussieht. „Es werden vermutlich hohe Forderungen kommen. Aber die Umsätze der Brief- und Paketsparte gehen zurück, von unserer Seite können wir den Kuchen nicht vergrößern.“ Bei den Neuigkeiten könnte es für die Post schwer werden, altes Personal zu halten und gleichzeitig neues dazuzugewinnen.

Personalmangel so schlimm wie nie

Der Fachkräftemangel, der hohe Corona-Krankenstand und jetzt auch noch schlechte Arbeitsbedingungen: In manchen Regionen fehlen bereits ein knappes Drittel des bisherigen Personals. Das gab zuletzt Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner zu. Daher könnten zurzeit 100 der 50.000 Zustellbezirke nicht bedient werden. „Viele meiner Kollegen und Kolleginnen, die teilweise seit 15 bis 20 Jahren bei der Post sind, kündigen“, bemerkt auch der Zusteller. „Da muss einiges passieren, dass man nach so einer langen Zeit diesen Schritt geht.“


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Und auch die neuen Kollegen tun sich offenbar schwer. „Unsere Vorgesetzten wollen neues Personal einstellen, aber die meisten kommen unter diesen Bedingungen nach dem Probearbeiten nicht noch einmal wieder“, erzählt der Zusteller der „WirtschaftsWoche“.