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Corona in der Dominikanischen Republik: Deutsche Auswanderin gibt zu – „Da kam schon Panik auf“

Corona in der Dominikanischen Republik: Deutsche Auswanderin gibt zu – „Da kam schon Panik auf“

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Die Corona-Krise stellt die Deutsche Auswanderin Ann-Katrin Frey in der Dominikanischen Republik vor eine riesiges Problem. Foto: imago images/Westend61 & privat

Vor 17 Jahren hat Ann-Katrin Frey das erste Mal Urlaub in der Dominikanischen Republik gemacht, zunächst in Puerto Plata, danach ist sie mit ihrer Familie immer wieder nach Punta Cana gereist. Dass Corona den Tourismus einmal komplett lahmlegt, hätte damals keiner geahnt.

„Es war jedes Mal wie nach Hause zu kommen“, erinnert sie sich an die zahlreichen Ferien, die sie in der Dominikanischen Republik verbracht hat. In der Karibik fühlte sie sich so heimisch, dass sie vor vier Jahren in das Urlaubsland auswanderte. Doch seit der Corona-Pandemie steht sie vor einem gewaltigen Hindernis.

Schon vor Corona viele Rückschläge beim Auswandern in die Dominikanische Republik

„Es war keine Liebe auf den ersten Blick“, sagt die 29-Jährige über ihre Wahlheimat. Zwar wollte sie gerne einmal eine Zeit lang auf der Insel arbeiten, hatte den Plan aber nie ernsthaft verfolgt – bis sie in Deutschland immer unglücklicher wurde.

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„Ich hatte beruflichen und privaten Stress”, erzählt Ann-Katrin Frey. Nachdem sie sich endgültig entschieden hatte, ihrer alten Heimat den Rücken zu kehren, musste sie viele Rückschläge wegstecken.

Seit fast vier Jahren lebt Ann-Katrin in der Dominikanischen Republik.
Seit fast vier Jahren lebt Ann-Katrin in der Dominikanischen Republik.
Foto: Privat

Im April 2017 lernte sie in einem weiteren Urlaub in der Dominikanischen Republik eine Deutsche kennen, die sie beim Auswandern unterstützte. Vier Monate später kam sie ein paar Wochen bei ihrer neuen Freundin unter.

„Zusammen haben wir alle möglichen Reisebüros und Hotels abgeklappert und meine Bewerbung abgegeben”, berichtet sie. Sie hoffte, einen Job zu ergattern, mit dem sie sich für ein Arbeitsvisum qualifizieren würde. Doch alle Mühe war vergebens.

Absage kurz vor der Abreise in die Dominikanische Republik

Zurück in Deutschland erhielt sie dann tatsächlich ein Jobangebot aus der Dominikanischen Republik. Ann-Katrin kündigte ihre Arbeitsstelle in Deutschland, ihre Wohnung, Versicherungen und bereitete sich auf den Umzug vor.

Der Flughafen von Punta Cana.
Der Flughafen von Punta Cana.
Foto: picture alliance / Demotix

Dann kam plötzlich die Absage. Eine Nachricht, die ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Fest entschlossen reiste sie trotzdem in die Karibik und kam erst einmal bei ihrer Freundin unter. Über sie lernte sie wenig später ihren Mann Carlo kennen.

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„Damit ich hier bleiben konnte, haben wir drei Monate später auch schon geheiratet”, lacht sie. Eine Entscheidung, die sie bis heute glücklich macht: „Er ist die Liebe meines Lebens.”

Ann-Katrin mit ihrem Mann.
Ann-Katrin mit ihrem Mann.
Foto: Privat

Zunächst arbeitete Ann-Katrin am Empfang einer Klinik für Touristen, im Oktober 2019 landete sie dann ihren Traumjob. Als Reiseleiterin arbeitete sie in mehreren Hotels mit den Touristen, verkaufte Ausflüge und konnte Urlauber für ihr Wahl-Heimat begeistern.

Vor Corona den Traumjob in der Dominikanischen Republik gefunden

„Es war absolut geil”, sagt sie. „Das war für mich kein Arbeiten.” Gerade einmal ein halbes Jahr später breitete sich das Coronavirus aus, was der 29-Jährigen erst einmal wenig Sorgen bereitete.

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Denn sie wusste: „Die Dominikaner brauchen den Tourismus. Deshalb hätte ich niemals damit gerechnet, dass sie die Grenzen schließen.” Doch genau das geschah. Dann folgte die „stressigste Woche meines Lebens“, in der die Reiseleiterin die Urlauber nach Hause schicken sollte.

Corona breitete sich in der Dominikanischen Republik aus

„Es war alles sehr kurzfristig und hektisch“, berichtet sie. „Es kam zu den kuriosesten Szenen“, fügt sie hinzu. Manche Urlauber hätte sie sogar anflehen müssen, das Land zu verlassen, andere sogar regelrecht aus dem Pool zerren müssen.

April 2020: Keine Menschenseele unterwegs in der Hauptstadt Santo Domingo.
April 2020: Keine Menschenseele unterwegs in der Hauptstadt Santo Domingo.
Foto: picture alliance / AA

Erst nach dem Chaos konnte sie sich über ihre eigene Situation Gedanken machen. Die 29-Jährige wurde sofort gekündigt. Ihrem Mann, der ebenfalls im Tourismus arbeitete, ging es genauso. Trotzdem blieben die beiden erst einmal gelassen und rechnete damit, dass sich die Lage nach wenigen Wochen entspannen würde.

Corona in der Dominikanischen Republik: Auswanderer verlieren Jobs

Erst als alle Ersparnisse aufgebraucht waren und Ann-Katrin sich gezwungen sah, ihre Besitztümer zu verkaufen, kamen langsam Sorgen auf. „Da wurde ich immer nervöser”, erzählt sie.

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Vielen ihrer Freunde, ebenfall deutsche Auswanderer mit Jobs im Tourismus, ging es genauso. Und selbst als die Dominikanische Republik vergangenen Sommer wieder öffneten, bessert sich die Lage für die 29-Jährige nicht.

Ann-Katrin mit ihrem Hund „Simba“.
Ann-Katrin mit ihrem Hund „Simba“.
Foto: Privat

Die Branche fährt weiterhin auf Sparflamme, versucht, so wenig Personal wie möglich zu beschäftigen. Im Dezember blitze ein kurzer Hoffnungsschimmer auf: Ihre ehemaliger Agentur kündigte an, wieder an den Start zu gehen.

Wegen Corona läuft Tourismus in der Dominikanischen Republik auf Sparflamme

Doch wenig später hieß es, man „wisse immer noch nicht, wie es weitergeht und wer wieder eingestellt wird.” Danach hat sie nie wieder etwas gehört. „Da kam schon Panik auf“, gibt sie zu.

Ann-Katrin verschickte zahllose Bewerbungen. Viele bleiben unbeantwortet. Das ein oder andere Mal ist sie zu einem Massenvorstellungsgespräch mit bis zu 200 Konkurrenten eingeladen worden. Wieder andere Arbeitgeber behaupten, sie sei überqualifiziert.

Corona in der Dominikanischen Republik: Auswanderin gibt nicht auf

Inzwischen ist immerhin ihr Mann in einem Hotel untergekommen – ein Lichtblick! „Gedulden und abwarten”, so die 29-Jährige. Trotz allem ist sie immer noch glücklich in der Dominikanischen Republik. „Wenn schon arbeitslos, dann lieber im Paradies, als in Deutschland“, scherzt sie.

Während das Land die Grenzen geschlossen hatte, waren die Strände von Punta Cana oft menschenleer.
Während das Land die Grenzen geschlossen hatte, waren die Strände von Punta Cana oft menschenleer.
Foto: imago images/Agencia EFE

Ein Rückkehr in die alte Heimat ist für sie nur der letzte Ausweg, denn: „ich würde dort nicht glücklich werden”, sagt sie. Außerdem sei der Weg bis nach Punta Cana nicht einfach gewesen. „Ich habe so viele Tränen vergossen, ich gebe jetzt sicher nicht auf“, stellt Ann-Katrin klar.