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Vergessene Strophe des Steigerlieds aufgetaucht – ihre Botschaft macht nachdenklich

Vergessene Strophe des Steigerlieds aufgetaucht – ihre Botschaft macht nachdenklich

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Vergessene Strophe des Steigerlieds aufgetaucht – ihre Botschaft macht nachdenklich

Vergessene Strophe des Steigerlieds aufgetaucht – ihre Botschaft macht nachdenklich

Steiger-Lied bei "Danke Kumpel"

  • Das Steigerlied ist Kult im Ruhrgebiet
  • Zum Abschied der Kumpel ist der Song allgegenwärtig
  • Eine Strophe wird allerdings nicht mehr gesungen, aus gutem Grund

Bottrop. 

Es dürfte eines der größten gemeinsamen Nenner bei uns im Ruhrgebiet sein: Das Steigerlied – schon der erste Trompeten-Ton treibt uns tief im Westen die Gänsepickel auf die Haut. Wenn das Intro dann in die „Glückauf“-Strophen übergeht, schmettern wir unweigerlich mit, egal ob Kumpel oder nicht.

Denn das Lied der Bergleute hat bei uns ultimativen Kultstatus. Klar also, dass der Song bei der offiziellen Verabschiedung der Kumpel am 3. November nicht fehlen durfte.

Im Video oben siehst du, wie eine Delegation des Ruhrkohle-Chors das Steigerlied bei der Veranstaltung „Danke Kumpel“ auf dem Gelände der Zeche Zollverein singt. Eine Strophe sangen die Männer mit den traditionellen Bergkitteln jedoch nicht – aus gutem Grund.

Vergessene Strophe des Steigerlieds sangen nur die Frauen

„Die Strophe wurde ausschließlich von Frauen gesungen“, berichtet Birgit Funck. Ihr Mann war bei der RAG angestellt und jahrelang in der Grubenwehr aktiv.

Auf den Weihnachtsfeiern der Grubenwehr wurde das Steigerlied selbstverständlich immer zum Besten gegeben. „Als Ehrenmitglied durften auch die Mädels immer mitsingen und als Zugabe gab es dann immer eine Strophe, die ausschließlich von Frauen gesungen wurde“, verrät Funck.

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Auf Kohle geboren ist der Titel unseres Specials zum Ende der Steinkohle-Ära im Ruhrgebiet. Bis zur Schließung der letzten Zeche Ende Dezember berichten wir wöchentlich über alles rund um den Abschied der Bergleute aus dem Revier. Echte Typen, ganz viel Tradition und noch mehr Herz – hier findest du alle Glückauf-Themen in der Übersicht.

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Zugabe des Steigerlieds macht nachdenklich

Ihr Inhalt zeigt, wie sehr sich die Gesellschaft seit der Blüte des Steinkohlenbergbaus vor und nach dem zweiten Weltkrieg verändert hat.

Damals ging der Mann noch malochen und ernährte so die Familie, während die Frau sich um den Haushalt zu kümmern hatte. Nach dem Kampf der Frauen um Gleichstellung in der Gesellschaft ist das kaum mehr denkbar.

Doch, was aus heutiger Sicht tradiert erscheint, war gelebter Alltag. Das beweisen die vergessenen Zeilen des Steigerlieds, die uns Birgit Funck hat zukommen lassen:

Wir Hausfrauen sein, sein kreuzbrave Leut,
denn wir hacken Petersilie und vermehren die Familie,
denn wir hacken Petersilie und vermehren die Familie,
und saufen’s auch, und saufen’s auch …..

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Inoffizielle Strophen des Steigerlieds

Die Zeilen gehören zu den inoffiziellen, so genannten Fakultätsstrophen, des Steigerlieds. Weil nur echte Kumpel das Bergmannslied singen durften, haben andere Berufsgruppen die sieben Strophen ergänzt

+++Auf Kohle geboren – alle Themen im Überblick+++

Und das oft mit einer großen Portion Humor. So singt etwa der Geologe: „Denn wir haben krumme Beine und den Rucksack voller Steine“ oder der Jurist: „Denn wir dreh’n die Paragraphen und tun andere bestrafen“.

In diesem Zusammenhang dürfte die Strophe der Hausfrauen auch mit einer Portion Selbstironie entstanden sein.

Das sind die offiziellen Strophen des Steigerlieds

Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezünd’t, schon angezünd’t.

Schon angezünd’t, das wirft seinen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht
ins Bergwerk nein, ins Bergwerk nein.

Ins Bergwerk nein, wo die Bergleut’ sein,
die da graben das Silber und Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und Gold bei der Nacht
aus Felsenstein, aus Felsenstein.

Der eine gräbt das Silber, der andere gräbt das Gold.
Doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht
dem sein sie hold, dem sein sie hold.

Ade, Ade! Herzliebste mein!
Und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
da denk‘ ich dein, da denk‘ ich dein.

Und kehr ich heim zur Liebsten mein,
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht,
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht,
Glück auf, Glück auf !!! Glück auf, Glück auf !

Wir Bergleut’ sein, kreuzbrave Leut’,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
und saufen Schnaps, und saufen Schnaps!