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„Wir Ruhrpottkinder sind mit den Zechen großgeworden“ – Grubenfahrt-Gewinner fahren mit DER WESTEN ins Bergwerk ein

„Wir Ruhrpottkinder sind mit den Zechen großgeworden“ – Grubenfahrt-Gewinner fahren mit DER WESTEN ins Bergwerk ein

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„Wir Ruhrpottkinder sind mit den Zechen großgeworden“ – Grubenfahrt-Gewinner fahren mit DER WESTEN ins Bergwerk ein

„Wir Ruhrpottkinder sind mit den Zechen großgeworden“ – Grubenfahrt-Gewinner fahren mit DER WESTEN ins Bergwerk ein

Grubenfahrt-Gewinner: "Beeindruckendes Erlebnis"

  • Prosper-Haniel in Bottrop ist das letzte aktive Steinkohlebergwerk in Nordrhein-Westfalen
  • Die Möglichkeiten, unter Tage zu fahren, werden knapp
  • DER WESTEN hat zwei Leser mit Begleitung ins Bergwerk geschickt

Bottrop. 

„Glück auf, der Steiger kommt“ – wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist oder drumherum, der kann sich dem Mythos Zeche nicht entziehen. Der Bergbau bestimmt das Lebensgefühl auch derer, die erst dann ins Revier geboren sind, nachdem das große Zechensterben längst begonnen hatte.

Ob „wir Ruhrpottkinder“ uns nun stark mit der Kohle und dem Bergmannswesen identifizieren, es komplett als völlig gestrig ablehnen oder irgendwas dazwischen – irgendwie verhalten wir uns dazu. Es geht gar nicht anders. Die Zeche ist immer da, im Hinterkopf, im Hintergrund.

Dass der deutsche Steinkohlebergbau in NRW nun wahrhaft an seinem Ende angekommen ist, kommt für viele von uns gefühlt überraschend. Das Soll für 2018 ist erfüllt, die Kohle abgebaut. Was jetzt folgt, sind Aufräumarbeiten und Sicherung für die Ewigkeit.

Grubenfahrt im Bergwerk Prosper-Haniel: Die Wartelisten sind lang

Wer in diesem Jahr noch spüren wollte, was hinter dem Mythos steckt, musste Glück haben. Prosper-Haniel in Bottrop, die letzte aktive Zeche im Revier, schließt Ende Dezember 2018. Die Grubenfahrten sind nicht nur für Bergmänner sind gezählt, auch die Touristen-Wartelisten waren lang.

DER WESTEN hatte noch Karten verlost und zwei Ruhrpottler und ihre Partner mit in den Schacht 10 auf Prosper-Haniel genommen – 1200 Meter unter die Erde. In den Kohlenstaub, die Enge, die Dunkelheit und den ständigen Wind unter Tage.

Natalie Hardtke (30) und ihr Mann Björn (34) aus Bottrop sind beide zum ersten (und vermutlich letzten) Mal in der Grube. Den Ruhrgebietszechen waren sie dennoch immer nah. Natalie lebte als Kind in Essen an der Zeche Zollverein. „Man ist damit irgendwie aufgewachsen als Ruhrpottkind“, sagt sie.

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Auf Kohle geboren ist der Titel unseres Specials zum Ende der Steinkohle-Ära im Ruhrgebiet. Bis zur Schließung der letzten Zeche Ende Dezember berichten wir wöchentlich über alles rund um den Abschied der Bergleute aus dem Revier. Echte Typen, ganz viel Tradition und noch mehr Herz – hier findest du alle Glückauf-Themen in der Übersicht.

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„Als Kind war ich öfter auf Prosper-Haniel“, erzählt Björn, „aber immer über Tage“. Sein Vater arbeitete auf der Zeche, erst als Schlossermeister, dann war er für die Materialbestellung zuständig. Prosper-Haniel war immer präsent.

„Es war fantastisch“

Jetzt endlich, kurz bevor der Vorhang fällt, geht es für Björn in die Tiefe. Für den 1,98-Meter-Mann ist das herausfordernder als für alle anderen in der 15-köpfigen Besuchergruppe – Platz ist etwas, das unter Tage rar gesät ist. Warum Schutzhelme Pflicht sind, weiß man, wenn man damit zum dritten Mal gegen Maschinenteile oder die Decke geknallt ist.

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Nach drei Stunden und insgesamt etwa sieben Kilometern Weg durch den „Berg“ ist Björn euphorisch: „Das war ein beeindruckendes Erlebnis! Ich würde es gern wieder machen.“ Seine Frau Natalie stimmt ein: „Einmalig, dass wir das mitmachen durften. Es war fantastisch.“

„Das hatte ich mir viel massiver und schwerer vorgestellt“

Sebastian Brühmann (27) aus Recklinghausen ist der zweite DER-WESTEN-Gewinner. Zusammen mit seiner Freundin Nina Gross (27) fährt auch er das erste Mal ein – und das, obwohl sein Vater im Bergbau arbeitet.

+++Auf Kohle geboren – alle Themen im Überblick+++

Entsprechend ergriffen ist Sebastian beim Anblick der Kumpel, die mit rußgeschwärzten Gesichtern das ständige „Glück auf“-Echo durch die Stollen schicken. „Ich bin ein bisschen wehmütig, dass diese Tradition jetzt nach 150 Jahren eingestellt wird“, sagt Sebastian.

Auch die Technik unter Tage fasziniert den 27-Jährigen. Seine Freundin Nina ebenfalls: „Es war faszinierend, zu sehen, wie leicht die Schneidemaschine die Kohle aus dem Flöz fräst“, sagt sie. „Das hatte ich mir viel massiver und schwerer vorgestellt.“

Auch dieses gewaltige Monster von einer Maschine aus Stahl steht spätestens Ende Dezember still. Wenn 2019 die Stillegungsphase beginnt, wird sie Stück für Stück aus dem Schacht geholt.

Schicht.