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Essener Professor schlägt wegen Schließung der Zeche Prosper-Haniel Alarm: „Wir müssen jetzt handeln!“

Essener Professor schlägt wegen Schließung der Zeche Prosper-Haniel Alarm: „Wir müssen jetzt handeln!“

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Essener Professor schlägt wegen Schließung der Zeche Prosper-Haniel Alarm: „Wir müssen jetzt handeln!“

Essener Professor schlägt wegen Schließung der Zeche Prosper-Haniel Alarm: „Wir müssen jetzt handeln!“

Wie die Zeche Prosper Haniel weiter Energie liefern könnte

Das Bergwerk Prosper Haniel wird in den kommenden Jahren geschlossen. Bevor das passiert möchte Professor André Niemann die gelegenheit nutzen, um dort ein Pumpspeicherkraftwerk zu errichten.

  • Wissenschaftler haben ein Kraftwerk mit einzigartigen Dimensionen geplant
  • Der Schacht der Zeche Prosper-Haniel soll für einen riesigen Stromspeicher genutzt werden
  • Um das Projekt umzusetzen, fehlt allerdings noch ein entscheidender Faktor

Essen. 

„Die Zeit drängt“, sagt Professor André Niemann von der Universität Duisburg-Essen. Wir befinden uns etwa 1200 Meter unter der Erde im Bergwerk Prosper-Haniel. Noch wird hier ein paar Monate lang Steinkohle gefördert. Doch Ende 2018 wird auch die letzte Zeche im Ruhrgebiet geschlossen.

Danach wird das Bergwerk abgewickelt. „In drei bis vier Jahren ist hier alles zurückgebaut“, sagt der Professor und weiter: „Deshalb müssen wir jetzt handeln.“ Niemann hat mit seinem Team untersucht, ob man den Schacht der Zeche als Teil eines Pumpspeicherkraftwerks nutzen kann. Die Antwort lautet: Ja.

Pumpspeicherkraftwerk: Was ist das und wofür braucht man es?

Ein solcher Energiespeicher könnte ein Problem lösen, das insbesondere bei Sonnen- und Windenergieanlagen auftritt. In der Nacht beziehungsweise bei Windstille produzieren diese keine Energie. Am Tag oder bei starkem Wind kann es bei einem gut ausgebauten Netz hingegen zu einer Überproduktion kommen.

Mit einem Pumpspeicherkraftwerk kann die Energie im Falle einer Flaute genutzt werden. „Das funktioniert im Prinzip wie eine Batterie“, erklärt Niemann. Überschüssige Energie wird in das Pumpspeicherkraftwerk eingespeist. Hier zirkuliert Wasser über Pumpen. Das treibt wiederum Turbinen an, die Strom erzeugen.

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Auf Kohle geboren ist der Titel unseres Specials zum Ende der Steinkohle-Ära im Ruhrgebiet. Bis zur Schließung der letzten Zeche Ende Dezember berichten wir wöchentlich über alles rund um den Abschied der Bergleute aus dem Revier. Echte Typen, ganz viel Tradition und noch mehr Herz – hier findest du alle Glückauf-Themen in der Übersicht.

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Warum bietet ein Bergwerk ideale Bedingungen für ein Pumpspeicherkraftwerk?

Damit möglichst viel Energie entsteht, ist ein großer Höhenunterschied notwendig. Und genau der ist bei einem Bergbauschacht immens. Die Fallhöhe für ein Pumpspeicherkraftwerk zu nutzen, bringt laut Niemann viele Vorteile:

  • Weil die Schächte bereits existieren, ist kein Eingriff in die Umwelt nötig
  • Einen vergleichbaren Höhenunterschied gibt es in Deutschland nicht: Im Fall Prosper-Haniel: 600 Meter
  • Die Bergbau-Experten der RAG haben die tiefen Lager bereits bestens untersucht
  • Personal mit hohem technischen Know-How ist noch vor Ort

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Auch Pumpspeicherkraftwerke „verlieren“ Energie

Schon heute sind die Energieschwankungen ein Thema. Anfang des Jahres führte eine Energieknappheit dazu, dass viele Wecker oder Uhren von Backöfen die falsche Uhrzeit anzeigten. Mehr dazu hier >>>

Ob Pumpspeicherkraftwerke solche Engpässe zukünftig ausgleichen können, steht in Frage. „Bei dem gesamten Speichervorgang geht etwa ein Viertel der Energie verloren“, gibt Bastian Stahra zu Bedenken.

Der Fachansprechpartner für Strömungssimulationen beim Institut für angewandte Energiesimulation (Ifes) sagt aber auch: „Es gibt gegenwärtig keine andere Möglichkeit großtechnische Energie unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu speichern.“

So hoch sind die prognostizierten Kosten

Der geplante Energiespeicher auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel könnte immerhin rund 80.000 Haushalte über vier Stunden mit Strom versorgen, so André Niemann.

+++Auf Kohle geboren – alle Themen im Überblick+++

Um das Projekt zu realisieren, fehlt aber vor allem noch eins: Geld. Die Rede ist von etwa 250 bis 300 Millionen Euro. Niemann kündigt für die nächsten Monate intensive Verhandlungen zwischen Politik, RAG und weiteren Beteiligten an.

Wird das Pumpspeicherkraftwerk auf Prosper-Haniel gebaut, wäre es ein einzigartiges Modellprojekt der Nachfolgenutzung eines Bergwerks. Eines mit Strahlkraft auf die weltweite Energiebranche.