1904. Das ist eine Jahreszahl mit großer Bedeutung in Gelsenkirchen. Denn in diesem Jahr haben zehn Jungs den Verein „Westfalia Schalke“ gegründet, aus dem später der FC Schalke 04 hervorgehen sollte.
Es ist aber auch die Geburtsstunde der Bäckerei „Heinrich König“ in Gelsenkirchen-Rotthausen. Mitte der 1960er Jahre hat Heiner König die Backstube mit Verkaufsraum an der Achternbergstraße 42 von seinem Vater übernommen. Fast sechs Jahrzehnte lang hat der heute 75-Jährige mehr als nur eine Traditions-Bäckerei an der Grenze zu Essen geführt. Doch jetzt steht sein Lebenswerk auf wackligen Beinen.
Gelsenkirchener Traditions-Bäcker droht das Aus
Er hat nicht nur Jahrzehnte lang Kunden aus Gelsenkirchen und Essen mit traditionell hergestelltem Brot versorgt. Heiner König hat auch Integrationsarbeit geleistet – und zwar im großen Stil. Im Gespräch mit DER WESTEN berichtet der 75-Jährige, wie er über Jahrzehnte Asylbewerber bei sich aufgenommen hat, damit sie bei ihm in die Lehre gehen können.
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So etwa den Onkel von Schauspieler Erol Afsin, der selbst mehr als ein Jahrzehnt im Haus von Heiner König Unterschlupf finden konnte. In einem ZDF-Beitrag spricht der türkische Schauspieler über seine Heimat und die besondere Beziehung zum Bäckermeister aus Gelsenkirchen:
Noch heute versucht Heiner König, Asylsuchende über die Arbeit in seinem Laden in die Gesellschaft zu integrieren. Doch sein Lebensprojekt ist wegen finanzieller Probleme in Gefahr. Ende April drohte sein Energieversorger bereits damit, ihm den Gashahn abzudrehen (mehr dazu hier >>>).
Ist das die Rettung?
Doch am Dienstag (6. Mai) berichtet der 75-Jährige im Gespräch mit DER WESTEN von einer schicksalhaften Fügung. So könnte ein Erbe nach dem Tod eines entfernten Verwandten kurzfristig helfen. Geld, das zumindest die Gas-Schulden beim Energieversorger decken soll. „Im Grunde ist das meine Rettung“, so Heiner König.

Danach baut der Bäcker weiter auf ein mögliches Darlehen zur Finanzierung eines Pellet-Ofens, durch den er günstiger produzieren könnte. „Es muss weitergehen“, gibt sich der Senior kämpferisch. Seine Bäckerei aufzugeben, sei keine Option: „Wenn ich an mich denke, bin ich Bäcker. Ich bin nix anderes. Wenn ich dat aufgebe, verliere einen großen Teil meiner Persönlichkeit.“
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Die Stammkunden aus der Nachbarschaft danken es ihm. Und es kommen auch immer neue hinzu. „Heute den dritten Tag vom leckeren Laib Brot gegessen und hat immer noch wie am ersten Tag geschmeckt. Das hatte ich noch nie!“, jubelt eine Kundin, die Ende April zum ersten Mal vor Ort war. Ihr Fazit: „Sehr zu empfehlen.“
Eine andere stimmt zu: „Wir fahren auch quer durch Essen, weil es dort richtig lecker ist und ich bin immer geflasht im Laden und danach total entschleunigt.“ Bleibt nur zu hoffen, dass der Plan von Heiner König aufgeht.