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„Kaum wollte ich losfahren, da sah ich schon die Klopperei hinten“: Die Schock-Aussage des Busfahrers zur tödlichen Bluttat von Oberhausen

„Kaum wollte ich losfahren, da sah ich schon die Klopperei hinten“: Die Schock-Aussage des Busfahrers zur tödlichen Bluttat von Oberhausen

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Ramadan K. (r.) soll bei einem Streit an der Bushaltestelle Lipperfeld in Oberhausen einen Mann erstochen haben. Foto: Justin Brosch, Julia Kübel, Montage: DER WESTEN

Oberhausen. 

Licht ins Dunkel konnte auch er nicht wirklich bringen: Am Mittwochnachmittag hat der Busfahrer im Prozess zur Bluttat in Oberhausen ausgesagt, der den Nachtexpress der Linie 21 gefahren hat.

Gegen 1 Uhr eskalierte die Situation an der Bushaltestelle „Im Lipperfeld“. Kurz darauf wurden Mike R. (28) aus Hamm mit sieben Messerstichen getötet. Sein Bruder Denny R. (26) wurde schwer verletzt. Der Angeklagte Ramadan K. (21) muss sich nun vor dem Essener Landgericht für die Taten verantworten. Gestanden hat er bereits den Totschlag, an die andere Tat könne er sich nicht erinnern.

Michael R. (55) aus Dorsten kann sich noch gut an die Nacht am 26. November 2017 erinnern. „Das ist das erste Mal, dass mir so was passiert ist. So was vergisst man nicht“, sagte der gelernte Busfahrer noch sichtlich mitgenommen.

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Die drei „Südländer“, wie er sagte, seien am Bottroper Bahnhof eingestiegen. Das hat er noch lebendig im Gedächtnis. „Wir haben sogar noch Scherzken gemacht“, sagt er. Dann stiegen die „polnischen Mitbürger“ dazu, erzählte er. Beide Gruppen seien eigentlich guter Stimmung gewesen.

Und dann sei alles wahnsinnig schnell gegangen. „Kaum wollte ich losfahren, sah ich schon die Klopperei hinten“, schildert er die Auseinandersetzung im Bus. Es sei ein wahres Durcheinander gewesen. Er könne beim besten Willen nicht sagen, wer da angefangen habe.

Busfahrer: „Hört auf und geht raus!“

Schnell reagierte er, drückte den Knopf zur Leitstelle und öffnete die hintere Tür wieder. Er forderte die randalierenden Fahrgäste auf, auszusteigen. Er habe noch eine Frau aus dem Gerangel im Bus ziehen wollen. „Mehr konnte ich nicht machen“, sagte er mehrmals. „Außer zu rufen: Hört auf und geht raus!“, sagt er.

Die Messerstecherei habe er nicht gesehen

Dann verlagerten sich die beiden Gruppen nach draußen. Die Messerstecherei habe er aber nicht gesehen. Wohl aber, dass mehrere Beteiligte über die Bustrasse liefen. Denen habe er noch reflexartig zugerufen, die Trasse zu verlassen.

Und dann kam schon der verwundete Mike R. auf ihn zu. „Das letzte, was ich von ihm gehört habe, ist, wie er sagte: Mir ist schlecht. Ich muss mich hinlegen.“ Er habe ihn auf eine Bank gesetzt und so gut es ging versucht zu helfen. Schnell trafen auch schon die Sanitäter ein.

Schreckliche Erinnerungen kamen wieder hoch

Michael R. hat das Erlebnis noch nicht überwunden. Zwei Wochen war er nach der Tat krankgeschrieben, versuchte dann wieder zu arbeiten. Doch als er eben jene Linie mit der Nummer 21 fahren sollte, kamen die schrecklichen Erinnerungen wieder hoch. Es ging nicht. Er wurde wieder krank geschrieben, befindet sich in psychologischer Behandlung.

Seinen Job ist er los. Der Vertrag des Busunternehmens wurde nicht verlängert. Seit Mai arbeitet er für ein anderes Verkehrsunternehmen als Busfahrer. Testet sich langsam wieder heran, um seinen Beruf wieder erfolgreich ausüben zu können.