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Essen: Überraschende Wende bei „Steeler Jungs“ – jetzt spricht das Innenministerium Klartext

Das Innenministerium NRW spricht Klartext! Es gibt eine überraschende Wende bei den „Steeler Jungs“ aus Essen.

© dpa

Verbrechen in NRW: So viel Arbeit hat die Polizei wirklich

Laut der Polizei-Kriminalstatistik ist die Kriminalität in NRW 2022 leicht angestiegen. In den vergangenen sechs Jahren war sie noch stetig gesunken. Mit knapp 1,37 Millionen Delikten gab es einen Anstieg um 13,7 Prozent zum Vorjahr.

Die „Steeler Jungs“ sorgen seit Jahren für Aufsehen in Essen. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen zählt die Gruppierung zum Beobachtungsobjekt der rechtsextremistischen Mischszene. Während die Kritik an der Asyl- und Einwanderungspolitik in Deutschland in letzter Zeit lauter wurde, könnte die Vermutung aufkommen, die „Steeler Jungs“ seien auf dem Vormarsch. Jetzt hat sich das Innenministerium geäußert – und liefert überraschende Neuigkeiten.

Anfangs patrouillierte die selbsternannte Bürgerwehr meistens donnerstags durch Essen-Steele. In den letzten Jahren erschienenen Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung immer häufiger auf politischen Veranstaltungen und auf Corona-Demos. Außerdem fielen sie durch rassistische Äußerungen auf, wie wir bereits berichteten.

Hochphase der „Steeler Jungs“ ist Geschichte

Ihre Hochphase hatten die „Steeler Jungs“ in den Jahren 2018 und 2019. Doch diese ist wohl vorbei, denn wie ein Sprecher des Innenministeriums auf Nachfrage von DER WESTEN mitteilte, nahm die Aktivität der Gruppe seit 2020 stetig ab. Die „Steeler Jungs“ verloren an Bedeutung. Und das obwohl die Kritik an der deutschen Asylpolitik bundesweit zuletzt lauter wurde.


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„Zum einen haben die Corona-Schutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren die Handlungsmöglichkeiten der Gruppierung eingeschränkt. Zum anderen wirkte sich das Verbotsverfahren des Bundesministeriums des Innern und für Heimat gegen die Rockergruppierung ‚Bandidos MC Federation West-Central‘ im Sommer 2021 auch auf die ‚Steeler Jungs‘ aus“, heißt es aus dem Innenministerium. „Deren Führungsperson war gleichzeitig auch Präsident der Untergruppierung ‚Bandidos MC Essen-East‘. Im Zuge des Verbotes durchsuchte die Polizei eine Gaststätte, die zugleich als Treffpunkt der Essener Rockergruppierung und der ‚Steeler Jungs‘ fungierte.“

Krach unter den Mitgliedern

Doch nicht nur das Verbot gegen die „Bandidos MC Federation West-Central“ führte dazu, dass die Gruppe seit einiger Zeit weniger präsent ist. Unter den Gruppenmitgliedern soll es zudem gekracht haben. Mitglieder gingen, wandten sich anderen Aktivitäten zu. Im Jahr 2023 hat es bislang keine öffentlichen Aktivitäten der Gruppe gegeben. Allerdings leben die Anhänger weiter in Steele beziehungsweise den benachbarten Stadtteilen und sind untereinander vernetzt. Als Gruppe wird nicht mehr aufgetreten, aber einige wichtige Personen sind nach wie vor präsent.

„Da ein Großteil der Mitglieder der ‚Steeler Jungs‘ aus gewaltbereiten Subkulturen stammt, wird die Gruppierung als grundsätzlich gewaltbereit eingeschätzt. Auch wenn das Aktivitätsniveau der ‚Steeler Jungs‘ in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist, bleiben sie im Blick des Verfassungsschutzes, um etwaige Bemühungen um neue Aktivitäten frühzeitig zu erkennen“, erklärt das Innenministerium weiterhin gegenüber DER WESTEN.


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Flüchtlingswelle sorgte für Gründung der „Steeler Jungs“

Die „Steeler Jungs“ setzen sich aus organisierten Rechtsextremisten, Angehörigen der Hooligan- und Rockerszene sowie sogenannten Wutbürgern zusammen. Die einzelnen Gruppierungen sind miteinander vernetzt, unterstützen sich gegenseitig und agieren gemeinsam im öffentlichen Raum. Diese Mischszene hat sich im Zuge der Diskussion um den Zuzug von Flüchtlingen seit 2015 rechtsextremistisch politisiert. Das verbindende Element dieser Szene bilden dabei Fremden- und Islamfeindlichkeit sowie das behauptete Versagen des Staates gegenüber der vermeintlichen Kriminalität von Menschen mit Migrationshintergrund.

Doch auch, wenn die „Steeler Jungs“ ihre Aktivitäten stark zurückgefahren haben: Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind nach wie vor in Deutschland an der Tagesordnung. Erst kürzlich ereignete sich ein erschreckender Vorfall in Gelsenkirchen. Mehr dazu hier >>>