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Essen: Flüchtling aus Syrien ist verzweifelt – er glaubt nur noch an eine Sache

Essen: Flüchtling aus Syrien ist verzweifelt – er glaubt nur noch an eine Sache

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Essen: Obied setzt sich eigenständig mit Bauzeichnungen und Fachtexten auseinander. So will der 57-Jährige die Fachsprache erlernen. Foto: Nicolas Kaufmann/ DERWESTEN

Essen. 

„Wir haben schon jemanden gefunden.“ Diesen Satz musste Mohamad Obied aus Essen schon unzählige Male hören.

Der gelernte Bauingenieur ist vor etwa fünf Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen und hatte nur einen Wunsch: Er wollte möglichst schnell wieder arbeiten.

Essen: Erfahrung soll nicht für Misserfolg verantwortlich sein

Nachdem der Mann aus Aleppo einen Deutschkurs absolviert und das C1-Sprachlevel erreicht hatte, begann der heute 57-Jährige aus Essen mit den Bewerbungen.

Seitdem sind mehr als drei Jahre vergangen. Und Obied hat noch immer keine Arbeit. Er sagt verzweifelt: „Ich habe mindestens 100 Bewerbungen geschrieben.“

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Auf Stellen als Bauingenieur aber auch als Helfer in der Branche habe sich der Syrer beworben. Einmal habe man ihn gemeinsam mit neun weiteren Bewerbern zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.

Dort sei er allerdings an einem Einstellungstest gescheitert, weil er nicht alle deutschen Fachbegriffe gekannt habe. Auf Arabisch und auch auf Englisch beherrsche er diese dagegen, erklärt Obied. Schließlich habe er in Syrien 27 Jahre als Bauingenieur gearbeitet.

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Der 57-Jährige zählt auf: „Bauuntersuchung, Instandsetzung, Häuser- und Straßenbau – Ich habe viel Erfahrung.“ Doch seine umfangreiche Erfahrung ist anscheinend nicht alles, um in Deutschland einen Job zu finden.

Während er in Syrien zuletzt Manager einer Baufirma gewesen sei, bekomme er in Deutschland nicht mal als Praktikant eine Stelle. Dabei sei er selbst bereit, für eine deutsche Firma in einer anderen Stadt und auch in einem anderen Land zu arbeiten.

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Obied meint Grund zu kennen

Aus diesem Grund ging Obied auf diverse Jobmessen in Essen, Düsseldorf und Dortmund. So habe er versucht, Kontakte zu knüpfen. Denn mittlerweile glaube der Mann nur noch an eine Sache: „Ohne Vitamin B geht es nicht“.

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Obied ist davon überzeugt, dass Bewerber nur über die entsprechenden Kontakte Erfolg bei der Jobsuche haben würden. Das enttäusche den Bauingenieur sehr: „Ich dachte immer, ich muss aktiv sein. Doch jetzt denke ich pessimistisch.“

Aus seiner Verzweiflung denke er manchmal sogar darüber nach, sich mit einem Gewerbe selbstständig zu machen. Doch ohne Unterstützung würde das nicht gehen. Außerdem sei der Flüchtling längst bereit, auch in einer ganz anderen Branche zu arbeiten.

Er will einfach nur arbeiten

Denn Obied fühlt sich gar nicht wohl dabei, dass er und seine Familie von Arbeitslosengeld leben würden. Er sagt, er wolle kein Geld vom Staat beanspruchen und stattdessen selber etwas leisten.

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„Ohne Arbeit kann ich nicht leben. Es macht mich krank.“ Immer wieder betont er, wie gerne er einen Job hätte. Deshalb sei der Bauingenieur bis zum vergangenen Frühling auch Vorstandsmitglied des syrischen Kulturvereins gewesen. Jetzt unterstütze er andere Flüchtlinge aus Syrien und dolmetsche ehrenamtlich in einem Flüchtlingsheim in Essen.

Der 57-Jährige will nun die deutsche Ingenieurssprache erlernen

Der 57-Jährige möchte die Jobsuche aber nicht aufgeben. Er hoffe weiter darauf, bald endlich wieder einen festen Job zu haben. Parallel zur Jobsuche versuche er deshalb, einen Kurs zu finden, um die deutsche Ingenieurssprache zu erlernen. Denn er erklärt: „Ich möchte schnell und stark arbeiten.“

Sollten Sie etwas über einen möglichen Job für Mohamad Obied wissen, oder ihm anderweitig helfen können, kontaktieren Sie mich gerne per Email: N.Kaufmann@derwesten.de (nk)