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Nach Demo in Essen: Regierungsberater packt in der ARD aus – selbst die Moderatorin kann nicht fassen, was sie hört

Die Demo in Essen ist auch Thema im ARD-MoMa. Ein Berater der Bundesregierung findet deutliche Worte. Er warnte die Stadt schon vor vielen Jahren

© Vladimir Wegener / FUNKE Foto Services; ARD (Montage: DER WESTEN)

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Sie war als „Pro-Palästina-Demo“ angekündigt – aber die Versammlung, die am 3. November in Essen stattfand, entpuppte sich schnell als etwas ganz anderes.

Statt 1.500 angemeldeter Teilnehmer zogen rund 3.000 Personen durch die Essener Innenstadt. OB Thomas Kufen (CDU) sprach von „Islamisten, Antidemokraten und Judenhassern“ (>> hier mehr dazu). Sie schwenkten Flaggen, deren Symbole sich gerade geringfügig genug von den Symbolen des IS oder der Taliban unterschieden, damit ja kein Ärger mit dem Verfassungsschutz aufkommen würde. Einige von ihnen forderten lautstark die Errichtung eines Kalifats.

Auch eine Woche später schlägt die Demo in Essen noch immer hohe Wellen. Im ARD-Morgenmagazin sprach Moderatorin Anna Planken mit ihrem Gast über das Thema – und zeigte sich bei seinen Schilderungen fassungslos.

Demo in Essen auch Thema in der ARD

Am Freitag (10. November) wurde im ARD-Morgenmagazin über das Thema Antisemitismus gesprochen. Nicht nur aufgrund des Angriffs der Hamas auf Israel ein wichtiges Thema – in der Nacht vom 9. auf den 10. November jährten sich die schrecklichen Ereignisse der Reichspogromnacht zum 85. Mal.

Interview-Gast im ARD-Studio war Burak Yilmaz, Autor und Pädagoge aus Duisburg. Der Sohn türkisch-kurdischer Eltern wuchs in Obermarxloh auf, hält heute Vorträge an Schulen zum Thema Antisemitismus – und ist zudem als Berater der Bundesregierung tätig. Der 36-Jährige fand dabei deutliche Worte zum Umgang mit islamistischem Antisemitismus.

Burak Yilmaz zu Gast im ARD-Morgenmagazin. Foto: ARD

„Natürlich ist es legitim, wenn sich Leute pro-palästinensisch äußern oder mit der Zivilbevölkerung in Gaza solidarisch zeigen wollen“, ordnet Yilmaz ein. „Aber für mich ist die Grenze überschritten, wenn zu Vernichtung oder zu Hass aufgerufen oder das Existenzrecht von Israel abgesprochen wird.“

Yilmaz warnte Essen schon vor 13 Jahren

Der Regierungsberater wird deutlich: „Wenn es um den islamistischen Antisemitismus geht, hab ich bei vielen Gesprächen mit Politikern immer Abwehr erfahren. Also dass sie gesagt haben: Das Problem ist gar nicht so groß, Sie machen hier ein Problem groß, das gar nicht so ist.“

Da muss ARD-Moderatorin Anna Planken sofort fassungslos nachhaken: „Sagt man dem Moslem, der sich auf dem Gebiet auskennt?“


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„Ja“, bestätigt Yilmaz – und schildert das „beste Beispiel“ aus dem Ruhrgebiet: „Ich hatte 2010 in Essen einen Vortrag vor Vertretern der Stadt, aus dem Jugendamt, aus dem Kulturdezernat, wo diese selber dann nach dem Vortrag gesagt haben: Ja, wir haben nicht solche großen Probleme. Und jetzt hatten wir letzte Woche in Essen eine islamistische Demo – und ich habe schon 2010 gesagt: Leute, ihr müsst jetzt aktiv werden.“

Der Duisburger betont: „Wenn man schon 2010 was gemacht hätte, dann hätte man solche Bilder heute nicht.“