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Duisburger Tafel schlägt Alarm – „Sind an unsere Grenzen gestoßen“

Die Duisburger Tafel steht wieder mit dem Rücken zur Wand. Zu viele brauchen Hilfe, aber die Ressourcen werden immer knapper.

Tafel-Mitarbeiterin hält Kiste mit Obst und Gemüse hoch
© Felix Kästle/dpa

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Es war eine echte Katastrophe für die Tafel in Duisburg. Mit Beginn der Flüchtlingskrise wurden die Hilfsangebote in der Stadt von Bedürftigen aus der Ukraine regelrecht überschwemmt. Die Tafel musste im September 2022 einen Aufnahmestopp verhängen – es ging einfach nicht mehr anders.

Damals sprach DER WESTEN mit Tafel-Chef Günter Spikofsi über die harte Entscheidung und das, was er und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter danach erleben mussten. Nun, ein Jahr später, fragen wir nach, wie es nun für die Tafel in Duisburg läuft. Spoiler: nicht gerade rosig.

Duisburger Tafel schreit auf – „Hat sich nicht entschärft“

„Es ist im Grunde genommen eine Katastrophe“, sagte Herr Spikofski damals vor einem Jahr. 120 Mal am Tag klingelte das Telefon. Die zwei Ehrenamtler, die sich um die Anrufe kümmerten, mussten immer das Gleiche sagen: „Tut uns leid, wir können nicht“. Denn mit dem Aufnahmestopp im September konnte die Tafel keine weiteren Bedürftigen unterstützen.


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Ein Jahr später sieht es wieder etwas besser aus. Der Aufnahmestopp wurde tatsächlich schon vor ein paar Monaten aufgehoben. Allerdings steht die Tafel gerade wieder an der Schwelle zum Notstand. „Die Situation hat sich nicht entschärft. Wir sind schon wieder an unsere Grenzen gestoßen“, bedauert Iris Bischoff vom Vorstand. Im Gespräch mit DER WESTEN vertritt sie Leiter Spikofski, der sich zurzeit aufgrund einer Krankheit im Krankenhaus befindet.

Frische Lebensmittel werden rar

Nicht nur muss die Tafel immer mehr Bedürftige versorgen (die Flüchtlingswelle ist nach wie vor nicht abgerissen), auch werden die Lebensmittelspenden immer weniger. „Die Supermärkte kalkulieren jetzt anders und die Leute gucken mehr nach ihrem Geld“, bemerkt Bischoff. Vor allem Frischware sei zurzeit „rar gesät“. Die anfängliche Hoffnung, dass sich die Situation innerhalb eines Jahres entspannen könnte, ist verpufft.

Iris Bischoff, Vorstand Tafel Duisburg.
Iris Bischoff, Vorstand Tafel Duisburg. Foto: Tanja Pickartz / FUNKE Foto Services

Und jene, die noch versorgt werden können, schauen nicht schlecht, wenn sie das Essen sehen. Denn wenn weniger reinkommt, geht auch weniger raus. „Manchmal gucken die ganz entgeistert.“ Doch wenigstens bekommen sie noch etwas. Andere können nur hoffen. Ab Oktober wird die Tafel wieder „quasi“ einen Aufnahmestopp verhängen. Dann muss nämlich die Warteliste abgearbeitet werden. Circa 200 Kunden warten bereits. Neuanmeldungen können dann bis Januar nicht mehr entgegengenommen werden. „Wir sind am Ende unserer Kapazitäten angelangt“, muss sich Bischoff eingestehen.

Duisburger Tafel: „Wir können einfach nicht mehr“

Personal, Räumlichkeiten und Lebensmittelspenden bieten keinen Raum mehr für noch mehr Bedürftige. Gleichzeitig explodieren die Kosten auch bei der Tafel. Alleine die Spritkosten für die Autos, die die Spenden einsammeln, sind einschneidend. „Das ist natürliche eine Hausnummer.“ Und auch bezüglich der Heizrechnung nach dem Winter macht sich Bischoff bereits Sorgen. „Da möchte ich die nächste Rechnung lieber nicht sehen.“


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Frau Bischoff spricht deshalb die Politik an, mehr zu tun. „Wir können auch einfach nicht mehr. Man kann das nicht länger auf gemeinnützige Organisationen abschieben.“ Spätestens Corona habe das gezeigt.