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Duisburg: Mutter muss 12 OPs durchstehen – und weiter zittern: „Tat sehr lange weh“

In Duisburg-Hamborn gibt es eine Gruppe von krebskranken Frauen, die sich gegenseitig helfen. Gülsen Akbulut ist eine von ihnen.

© IMAGO / ITAR-TASS

Krebs: Tückische Krankheit und welche Behandlungen es gibt

Ist ein Mensch an Krebs erkrankt, so vermehren sich die Zellen ungehemmt, dabei werden gesunde Zellen der Organe verdrängt und die normale Funktion der Organe beeinträchtigt.Durch diese ungehemmte Zellteilung entstehen Tumore.

Das böse Wort mit „K“ ist das letzte, was man von seinem Arzt hören möchte. Gülsen Akbulut aus Duisburg musste es gleich mehrmals hören. Seit sie 39 ist, bestreitet sie den harten Kampf gegen die todbringende Krankheit Krebs. Auf dem Weg musste sie schon vieles aufgeben: ihre Arbeit, ihre Kraft und auch Teile ihres Körpers.

Dennoch ist die starke Duisburgerin nicht aufzuhalten. Seit diesem Jahr leitet sie eine Selbsthilfegruppe für türkische Frauen mit Krebsdiagnose in Hamborn. Gegenüber DER WESTEN spricht sie davon, wie ihr diese Gruppe von Frauen hilft, weiterzukämpfen.

Duisburg: „Erst durch die Krankheit habe ich gelernt, auf mich selbst zu achten“

Der Raum, in dem jeden Monat mehrere Frauen an einem oft mit türkischen Köstlichkeiten gedeckten Tisch sitzen, stellt einen Safe-Space dar. „Was hier gesagt wird, bleibt auch innerhalb des Raumes.“ Und genau dieses Vertrauen untereinander tue „seelisch gut“, so die Leiterin Gülsen Akbulut. Das merke sie auch bei sich selbst.


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Beim Anblick dieser vor Tatendrang und Freude sprühenden Person würde sicher niemand vermuten, dass sie bereits zwölf Operationen hinter sich hat. „Meine erste Diagnose bekam ich mit 39 Jahren“, erzählt die Frau in ihren Fünfzigern. „Als ich das gehört habe, habe ich erst einmal an die Kinder gedacht. Was wird aus denen?“

Los ging es im Darm, dann mussten auch die Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt werden. Doch nicht nur der Krebs schwäche sie, sondern auch eine kranke Niere und ein Bandscheibenvorfall. „Ich war immer für alle anderen da und habe nie Pausen gemacht. Erst durch die Krankheit habe ich gelernt, auf mich selbst zu achten.“

Krebspatientin findet Kraft bei anderen

Der Anfang sei sehr schwer gewesen, blickt Gülsen zurück. „Es war nicht leicht zu akzeptieren und tat sehr lange weh. Ich habe mich gefühlt wie ein Zug, der von den Schienen geworfen wurde.“ Die einst sehr aktive Frau konnte plötzlich nicht mehr arbeiten und war körperlich nicht länger in der Verfassung, so viel zu leisten wie früher. „Wenn man das nicht akzeptiert, leidet man sehr.“

Gülsen Akbulut, Leiterin der Selbsthilfegruppe (rechts)
Leiterin Gülsen Akbulut (rechts) und ihre Vorgängerin Yadigar Karaarslan Foto: Marie Bonnet / DER WESTEN

Doch in der Gruppe habe sie wieder Kraft gefunden. „Hier fühle ich mich verstanden“, sagt die Betroffene. Mit Familie oder Freunden sei es nicht das Gleiche, da sie die Krankheit nicht durchstehen müssen. In der Gruppe helfen sich die Frauen gegenseitig, sind füreinander da. „Hier spüre ich, dass ich nicht alleine damit bin. Das hilft.“

Duisburg: Selbsthilfe-Angebot für türkische Frauen

Den Mut, den Gülsen aus der Gruppe schöpft, möchte sie gerne weitergeben. Hier hat sie realisiert, dass Krebs nicht gleich Tod bedeuten muss. „Wenn die es geschafft haben, schaffe ich das auch“, denkt sie sich, wenn sie die anderen Frauen ansieht. Ihr Weg ist noch lange nicht zu Ende, doch das Damoklesschwert der Krankheit schwebt immer über ihr. „Man sollte sich davon nicht verrückt machen lassen“, weiß sie. Sie bleibe aber „hellhörig“, was ihren Körper anginge.


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„Wir sind froh, dass wir leben“, spricht die Frau für ihre Gruppe aus. Das sei das Wichtigste. Die Selbsthilfegruppe für türkische Frauen nach Krebsbehandlung trifft sich immer am ersten Mittwoch des Monats im Quartiersbüro Dichterviertel am Goetheplatz – und das bereits seit acht Jahren. Wer möchte, kann auch ohne Anmeldung vorbeikommen. Das Angebot ist vollkommen unverbindlich, betont die Leiterin. „Hier gibt es keinen Zwang“, stellt sie klar. „Wir reden auch nicht die ganze Zeit über die Krankheit. Wir wollen die Leute ja nicht runterziehen.“