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Duisburg: Frau flieht nach Deutschland – hier erlebt sie ein noch grausameres Schicksal

Die Rechte einer Frau, die Rechte eines jeden Menschen – sie wurden Tessi aus Ghana verwehrt. Statt Freiheit erlebte sie Menschenhandel.

Duisburg
© IMAGO / Rolf Kremming

So sah Duisburg vor 1945 aus

Es ist ein tragisches Schicksal – aber auch ein Beweis der Kraft, die Menschen in den Momenten größter Not entwickeln können. Eine solche Geschichte kann eine Frau aus Duisburg erzählen.

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Tessi aus Ghana lebt heute in einem Frauenhaus in Duisburg. Dank der Hilfe der hiesigen Beratungsstelle Solwodi. e.V. kann sie nun ein Leben in Frieden führen. Kaum vorstellbar bei dem, was hinter ihr liegt.

Duisburg: Frau unter falschen Versprechungen nach Europa gelockt

Bei der Demo „Frauenrechte sind Menschenrechte“ am Mittwochnachmittag (14. Dezember 2022) erzählte ein Mitglied des Solwodi e.V. die Lebensgeschichte der jungen Frau. In Ghana lebte sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr unter dem Dach ihrer Großmutter – zusammen mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Geschwistern. Ihr Vater hatte die Familie verlassen. Als das Geld knapp wurde, musste das Mädchen auf dem Feld arbeiten.


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An ihrem 16. Geburtstag sollte sie beschnitten werden, weil dies in der Familie Tradition habe. Doch sie weigerte sich und lief weg. Mit nur vier Jahren Schule und ohne Ausbildung oder Geld hatte sie allerdings keine Perspektive. Eine Frau bot ihr Hilfe an, beschaffte ihr falsche Papiere und ein Flugticket nach Marokko. Dort sollte die Schwester der Frau das Mädchen abholen und ihr eine Stelle in einem Hotel oder Ähnliches besorgen. Doch so kam es nicht.


Das leistet der Solwodi-Verein:

  • Fachberatungsstelle für Migrantinnen
  • für Betroffene von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Gewalt, Missbrauch, Zwangsverheiratung, Illegalität und Schutzsuchende
  • Weitervermittlung an andere Behörden, Institutionen und Einrichtungen

Bei der Überfahrt nach Italien starben Menschen. Tessi musste das mit ansehen. In einem Auffanglager traf sie sich mit ihrer vermeintlichen Retterin. Die hatte jedoch keinen der vorab besprochenen Jobs anzubieten. Weil allerdings für Tessi bereits Geld für ihre Anreise ausgegeben wurde, sollte das Mädchen auf andere Weise bezahlen. Unter Androhung von Gewalt ihr und ihrer Familie gegenüber sowie einer möglichen Abschiebung, sollte sie die Polizei verständigen, zwang man sie zur Prostitution.

„Einfach nur vergessen“

Duisburg Frauenrechtskundgebung
In Duisburg haben die Frauen ausgesprochen, was sie sich dringend wünschen: Rechte.

Tessi versuchte wegzulaufen und wurde von den Türstehern der Bordelle, in denen sie arbeiten musste, aufs Schlimmste verprügelt. Sie verlor ihren Lebenswillen und wurde schlussendlich an ein Bordell in Deutschland verkauft. Als sie 18 Jahre alt wurde, gab es eine Razzia in dem Etablissement, indem sie unfreiwillig arbeitete und Tessi kam endlich frei. Sie landete beim Sowodi-Verein in Duisburg und lebt nun in einem hiesigen Frauenhaus.


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„Sie möchte einfach nur vergessen und neu beginnen“, erzählte die Vereinssprecherin bei der Kundgebung vor dem Duisburger Stadttheater. Doch hat sie kaum schulische Bildung genossen, keine Berufsausbildung, kein Geld, kann kaum Deutsch und ist im Endeffekt illegal hierhergekommen. Doch eines hat sie: ihren Überlebenswillen.