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Duisburg: Frau unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt – hier landet sie in der Zwangsprostitution

Die Rechte einer Frau, die Rechte eines jeden Menschen – sie wurden Tessi aus Ghana verwehrt. Statt Freiheit erlebte sie Menschenhandel.

Es ist eine traurige Geschichte – aber auch ein Beweis der Kraft, die Menschen in den Momenten größter Not entwickeln können. Eine solche Geschichte kann eine Frau aus Duisburg erzählen.

Tessi aus Ghana lebt nun in einem Frauenhaus in Duisburg. Dank der Hilfe der hiesigen Beratungsstelle Solwodi. e.V. kann sie nun ein Leben in Frieden führen. Denn was hinter ihr liegt, ist kaum vorstellbar.

Duisburg: Frau flieht aus Ghana – und wird zur Prostitution gezwungen

Bei der Demo „Frauenrechte sind Menschenrechte“ am Mittwochnachmittag (14. Dezember) erzählt ein Mitglied des Solwodi e.V. die Lebensgeschichte der jungen Frau. In Ghana lebte sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr unter dem Dach ihrer Großmutter – zusammen mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Geschwistern. Ihr Vater hatte die Familie verlassen. Als das Geld knapp wurde, musste das Mädchen auf dem Feld arbeiten.

An ihrem 16. Geburtstag sollte sie beschnitten werden, weil dies in der Familie Tradition habe. Doch sie weigerte sich und lief weg. Mit nur vier Jahren Schule und ohne Ausbildung oder Geld hatte sie allerdings keine Perspektive. Eine Frau bot ihr Hilfe an, beschaffte ihr falsche Papiere und ein Flugticket nach Marokko. Dort sollte die Schwester der Frau das Mädchen abholen und ihr eine Stelle in einem Hotel oder Ähnliches besorgen. Doch so kam es nicht.


Das leistet der Solwodi-Verein:

  • Fachberatungsstelle für Migrantinnen
  • für Betroffene von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Gewalt, Missbrauch, Zwangsverheiratung, Illegalität und Schutzsuchende
  • Weitervermittlung an andere Behörden, Institutionen und Einrichtungen

Bei der Überfahrt nach Italien starben Menschen. Tessi musste das mit ansehen. In einem Auffanglager traf sie sich mit ihrer vermeintlichen Retterin. Die hatte jedoch keinen der vorab besprochenen Jobs zu bieten. Weil allerdings für Tessi bereits Geld für ihre Anreise ausgegeben wurde, sollte das Mädchen auf andere Weise bezahlen. Unter Androhung von Gewalt ihr und ihrer Familie gegenüber sowie einer möglichen Abschiebung, sollte sie die Polizei verständigen, zwang man sie zur Prostitution.

„Einfach nur vergessen“

Tessi versuchte wegzulaufen und wurde von den Türstehern der Bordelle, in denen sie arbeiten musste, aufs Schlimmste verprügelt. Sie verlor ihren Lebenswillen und wurde schlussendlich an ein Bordell in Deutschland verkauft. Als sie 18 Jahre alt wurde, gab es eine Razzia und Tessi war endlich frei. Sie kam zum Sowodi-Verein in Duisburg und lebt nun in einem hiesigen Frauenhaus.

Duisburg Frauenrechtskundgebung
In Duisburg haben die Frauen ausgesprochen, was sie sich dringend wünschen: Rechte.

„Sie möchte einfach nur vergessen und neu beginnen“, erzählt die Vereinssprecherin bei der Kundgebung vor dem Duisburger Stadttheater. Doch hat sie kaum schulische Bildung genossen, keine Berufsausbildung, kein Geld, kann kaum Deutsch und ist im Endeffekt illegal hierhergekommen. Doch eines hat sie: ihren Überlebenswillen.


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Duisburg: Aktionswoche zu Menschenrechten

Die Kundgebung und Verlesung von Tessis Geschichte fand unter dem Motto „Frauenrechte sind Menschenrechte“ der Aktionswoche „Menschenskind! Aufstehen für Menschenrechte“ statt. Diese wurde von der Seebrücke Duisburg und art@work organisiert und findet noch bis zum 18. Dezember statt.

Duisburg
Foto: Marie Bonnet

Bei der Demo am Mittwoch waren auch Vertreter des Mädchenzentrums Mabilda e.V., der Duisburger Ortsgruppe des Frauenverbands Courage, der Alevitischen Gemeinde Duisburg-Nord, des muslimischen Familienbildungszentrum MINA e.V. und der Bürgerplattform DUaktiv vor Ort und haben ihre Forderungen vorgetragen. Sie sagen „jeglicher Art von Gewalt“ den Kampf an. Dabei geht es nicht nur um die Gewalt gegen Frauen. Sie wollen ein Zeichen der Hoffnung setzen, dass sich in Zukunft etwas ändern wird.